Auszeichnung der Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft

Kleist-Preis an Christoph Ransmayr

15. Februar 2018
von Börsenblatt
Der Wiener Schriftsteller Christoph Ransmayr erhält den mit 20.000 Euro dotierten Kleist-Preis 2018 der Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft. Das hat der ungarische Literaturkritiker und Übersetzer László Földényi als Vertrauensperson der Jury in alleiniger Verantwortung entschieden.

Ransmayr habe mit den drei großen Romanen "Die Schrecken des Eises und der Finsternis" (1984), "Die letzte Welt" (1988) und "Morbus Kitahara" (1995) eine hintergründige Topographie, in der sich historische Orte mit mythischen Landschaften überlagern entworfen − und umgehend internationale Anerkennung gewonnen, so die Mitteilung der Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft: "Eine Expedition zum Nordpol, die Verbannung Ovids nach Tomi ans Schwarze Meer,  ein Kurort am Traunsee unter Besatzung nach 1945 werden zu Schauplätzen der Rückverwandlung von Kultur in Natur und des Rückfalls des Menschen in die Kreatur." Das Versepos "Der fliegende Berg" (2006) erzähle virtuos von zwei Brüdern, die den sagenumwobenen fliegenden Berg in Tibet besteigen. In "Atlas eines ängstlichen Mannes" (2012) ziehe Ransmayr die Summe jahrzehntelangen Reisens in die entlegensten Gegenden dieser Erde − mit sprachlich kunstvoll präsentierten Detailbeobachtungen. Der Roman "Cox" (2016) handle von einem britischen Uhrmacher in China und sei erzählte Zeitphilosophie − und ""ein meisterhafter Versuch, zwischen Orient und Okzident zu vermitteln, und sei es auch nur, indem der Autor Grausamkeit und Autokratie hüben wie drüben vergleicht.  

Christoph Ransmayr, der seit Jahren vom S. Fischer Verlag publiziert wird, wurde bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Franz-Kafka-Preis (1995), dem Prix Aristeion (1996), dem Friedrich-Hölderlin-Preis (1998), dem Nestroy-Theaterpreis (2001), dem Böll-Preis (2007), dem Fontane-Preis (2014), dem Marieluise-Fleißer-Preis (2017) sowie dem Würth-Preis für Europäische Literatur (2018).

Preisverleihung in Berlin

Der Kleist-Preis wird Christoph Ransmayr am 18. November in Berlin während einer Matinée im Deutschen Theater übergeben, die Ulrich Khuon und Ulrich Beck arrangieren werden. Die Laudatio hält der ungarische Kunsttheoretiker, Essayist, Literaturkritiker und Übersetzer László Földényi. Er hat – als von der Jury der Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft gewählte Vertrauensperson – Christoph Ransmayr in alleiniger Verantwortung, der Tradition des Kleist-Preises gemäß, zum Preisträger des Jahres 2018 bestimmt.

Die Jury des Kleist-Preises bestand diesmal aus Andrea Bartl (Universität Bamberg), Günter Blamberger (Universität zu Köln), Florian Borchmeyer (Dramaturg Schaubühne Berlin), Gabriele Brandstetter (Freie Universität Berlin), Florian Hoellerer (Literarisches Colloquium Berlin), Michael Maar (freier Autor Berlin) und Sigrid Weigel (Zentrum für Literaturforschung Berlin). 

Zum Preis

Der Kleist-Preis ist mit 20.000 Euro dotiert. Das Preisgeld geben die Holtzbrinck Publishing Group, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie die Ministerien für Wissenschaft, Forschung und Kultur der Länder Berlin und Brandenburg. Der Kleist-Preis hat eine lange Tradition. In den 1910er und 20er Jahren wurden u.a. Hans Henny Jahnn, Bertolt Brecht, Robert Musil oder Anna Seghers ausgezeichnet. Nach der Wiederbegründung des Preises 1985 hießen die Preisträger u.a. Alexander Kluge, Thomas Brasch, Heiner Müller, Ernst Jandl, Monika Maron, Herta Müller, Hans Joachim Schädlich, Martin Mosebach, Gert Jonke, Daniel Kehlmann, Wilhelm Genazino, Arnold Stadler, Sibylle Lewitscharoff, Navid Kermani, Marcel Beyer, Monika Rinck oder Yoko Tawada.