Begleitbücher zu Filmen und TV-Serien

Faktenreiches Fanfutter

17. November 2016
von Matthias Glatthor
Genauso schön wie Filme und Serien anzuschauen, ist es, darüber zu lesen. Eine Auswahl neuer Titel für das Begleitprogramm.

Was haben Johnny Depp, David Lnych und Michelle Pfeiffer gemeinsam? Nominiert waren sie alle mehrfach, aber keiner der drei konnte bislang einen Oscar mit nach Hause nehmen. Nur ein Beispiel für die vielen wissenswerten und amüsanten Informationen, die Stefan Volk für die aktualisierte und erweiterte Auflage seines "Was Sie schon immer über Kino wissen wollten" (Schüren, 288 S., 16,90 Euro) aus vielerlei Quellen zusammengestellt hat. Das "Buch zum Durchblättern" (Volk) ist eine wahre Fundgrube für Filmfans und wartet vor allem mit ­Listen auf: Bestenlisten, Fehler ("Goofs") in Filmen, Zitate oder alternative Endszenen – um nur einige zu nennen. So hätte etwa mit dem ersten "Rambo", verkörpert von Sylvester Stallone, Schluss sein können – was kein Verlust gewesen wäre.

Lediglich einmal – nämlich für "Schindlers Liste" – wurde Steven Spielberg mit einem Oscar für den "besten Film" ausgezeichnet, liest man im Schüren-Band. Wer mehr über den vielseitigen Meisterregisseur und Produzenten, der am 18. Dezember 70 Jahre alt wird, erfahren möchte, ist mit "Steven Spielberg. Zwischen Arthouse und Effektkino" (Reclam, 286 S., 34,95 Euro) mehr als gut bedient. Der Filmwissenschaftler Thomas Koebner zeichnet ein ausgewogenes Bild Spielbergs und versucht ihn vom reinen Blockbuster-Image zu befreien, ihn auch als "Autor-Regisseur" zu deuten, der Elemente seiner persönlichen Geschichte in seine Leinwandkreationen mit einbringt. Nach einer Inhaltsangabe folgt jeweils eine prägnante und erhellende Analyse der Spielberg-Filme. Ein kleines Manko: Das Verzeichnis der Spielfilme im Anhang nennt jeweils nur das Datum der Uraufführung – für weitere Details wird auf die Internet Media Database (IMdB) verwiesen.

Koebner ist auch Hauptherausgeber der Reclam-Reihe Filmgenres; dort ist gerade der Band "Heimatfilm international" (192 S., 11,80 Euro) erschienen. Dieser Band wurde von Jürgen Heizmann herausgegeben. Auf gewohnt hohem Niveau der Reihe werden Filme aus Deutschland, anderen europäischen Ländern und Nordamerika von in einzelnen Beiträgen analysiert, darunter "Grün ist die Heide" (1951; Regie: Hans Deppe), "Amarcord" (1973; Regie: Federico Fellini), "Local Hero" (1983; Regie: Bill Forsyth) oder "Heimat" (1984; Regie: Edgar Reitz) und "Die andere Heimat" (2013; Regie: Edgar Reitz) − eine enorme Bandbreite. "Der Heimatfilm ist vielfältig und heterogen, mit unterschiedlichen Ausprägungen in den jeweiligen Kulturen", schreibt Jürgen Heizmann in seiner Einleitung, in der er das Genre neu einzuordnen versucht.  

Spielberg hat zu Beginn seiner Karriere und später wiederholt fürs Fernsehen gearbeitet – drehte 1971 den dritten "Columbo", den Serienauftakt. Die langlebige, erfolgreiche Krimireihe mit dem Hauptdarsteller Peter Falk kommt natürlich in "1001 TV-Serien und Shows, die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist" (Edition Olms, 960 S., 29,95 Euro) vor. Der Band präsentiert – jeweils mit Bild und knapper Charakterisierung – Serien, darunter auch Musik-, Quiz-, Spiel- und Talkshows sowie Dokumen­tationen vom Ende der 1940er Jahre bis heute. Die Kapitel sind nach Dekaden gegliedert, bei den meisten ihrer Einträge empfehlen die 64 mitwirkenden Autoren eine Lieblingsfolge.

Eine appetitmachende Reise in die unendlichen Weiten des Serien­kosmos – zu dem auch der Klassiker "Raumschiff Enterprise" zählt. Wer kennt den spitzohrigen, stoischen Halbvulkanier und seinen Captain nicht? In "Spock und ich" (Heyne, 304 S., 19,99 Euro) blickt William Shatner (Kirk) zusammen mit Co-Autor David Fisher auf seine Freundschaft mit dem 2015 gestorbenen Leonard Nimoy (Spock), auf ihre schauspielerischen Wege bis zur "Star Trek"-­Serie und danach sowie die Conventions seit den 70er Jahren ­zurück, denen er anfangs skeptisch gegenüberstand. Letzlich ­leisteten diese aber einen wichtigen Anreiz zur Fortsetzung der Serie in TV und Kino. Shatners Buch ist nicht zuletzt ein spannender Gang hinter die Kulissen der US-amerikanischen Fernseh­geschichte. Schließlich greift er auch die "späte Abkühlung" der Beziehung zu Nimoy auf und rätselt über mögliche Gründe. Nicht nur für Trekkies eine lohnende Lektüre.

Zu guter Letzt: Ein verlässlicher Begleiter für Cineasten ist der kleinformatige "Filmkalender 2017" (Schüren, 208 S., 9,90 Euro). Bei den Tagen sind Geburts- und Sterbejahre von Schauspielern und Regisseuren vermerkt. Eingestreut sind teils mehrseitige, lesenswerte Beiträge, etwa über "Buddy Cop Movies" oder die Schauspielerin Ellen Page, die auch das Cover ziert. Im Anhang finden sich nützliche Adressen von Filmarchiven und -museen, Buchhandlungen und Verlagen sowie zahlreiche Festivaltermine im In- und Ausland. So kann das nächste Kinojahr kommen!