Bertelsmann legt Halbjahresbilanz vor

Wachstumsgeschäfte zahlen sich aus

30. August 2018
von Börsenblatt
Bertelsmann berichtet für das erste Halbjahr 2018 einen Konzernumsatz von 8,2 Milliarden Euro − 1,3 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Betriebs- und Konzernergebnis verfehlten die Vergleichswerte knapp. Penguin Random House verzeichnete sowohl einen geringeren Umsatz als auch gesunkenes operatives Ergebnis.

Der Umsatz in Höhe von 8,23 Milliarden sei der höchste Halbjahreswert seit elf Jahren, schreibt Bertelsmann in seiner Bilanzmitteilung. Das operative EBITDA lag bei 1,07 Milliarden Euro (minus 2,5 Prozent zum Vergleichszeitraum des Vorjahrs) und das Konzernergebnis bei 501 Millionen Euro (Vorjahr: 502 Millionen Euro). Damit übertraf das Konzernergebnis trotz negativer Wechselkurseffekte sowie geringerer positiver Sondereinflüsse erneut die Marke von einer halben Milliarde Euro, so die Bilanz weiter. Die Fondsaktivitäten des Unternehmensbereichs Bertelsmann Investments habe einen signifikanten Ergebnisbeitrag geleistet.

Den Umsatzzuwachs führt Bertelsmann etwa auf die "positive Entwicklung seiner Digital- und Wachstumsgeschäfte" zurück. Durch zahlreiche strategische Fortschritte habe das internationale Medien-, Dienstleistungs- und Bildungsunternehmen sein Wachstumsprofil weiter verbessert. Das organische Umsatzwachstum legte auf 2,4 Prozent (erstes Halbjahr 2017: 1,4 Prozent) zu. Die Wachstumsgeschäfte des Konzerns verzeichneten in Summe einen organischen Umsatzanstieg um 9,2 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro (erstes Halbjahr 2017: 2,7 Mrd. Euro). Sie erwirtschaften inzwischen rund ein Drittel des Gesamtumsatzes. Und Bertelsmann erzielt rund 20 Prozent seines Umsatzes in den USA.

Laut Thomas Rabe, Vorstandsvorsitzender von Bertelsmann, trage der Ausbau der Wachstumsgeschäfte "immer deutlicher Früchte". Erfreulich sei, dass sich die in den vergangenen Jahren getätigten Investitionen in Dienstleistungsgeschäfte mehr und mehr auszahlen. "Wir wollen das Wachstumsprofil des Unternehmens noch weiter verbessern. Dafür investieren wir massiv in unsere Geschäfte, insbesondere in kreative Inhalte". Aber: "Um diese Ausgaben nicht zu gefährden, bedarf es dringend einer Modernisierung des Regulierungsrahmens für Kreativunternehmen in Europa. Das betrifft Felder wie Datenschutz, Urheberrecht, Kartellrecht, Werberecht, Medienrecht und Besteuerung", so Rabe.

Penguin Random House

Penguin Random House (PRH) verzeichnete laut Bilanz im ersten Halbjahr 2018 unter anderem wechselkursbedingt Rückgänge bei Umsatz und Ergebnis. Unter Berücksichtigung der vollständig von Bertelsmann gehaltenen Verlagsgruppe Random House erreichte der Umsatz knapp 1,5 Milliarden Euro, 3,3 Prozent unter dem Wert des ersten Halbjahrs 2017. Kräftigem Wachstum bei Audioformaten und zahlreichen Bestsellern standen dabei im Wesentlichen negative Wechselkurseffekte gegenüber. Das Operating EBITDA ging um 17 Prozent auf 171 Millionen Euro zurück. PRH habe in den Ausbau direkter Leserbeziehungen investierte und die Optimierung der Lieferketten in den Einzelhandel fortgesetzt. Das E-Book-Angebot wurde erweitert und wachsende Umsätze mit Audio-Downloads verzeichnet. In Indien erweiterte Penguin Random House sein Angebot in lokalen Sprachen durch den Kauf des renommierten Verlags Hind Pocket Books.

Penguin Random House konnte 178 Titel auf den Bestsellerlisten der "New York Times" platzieren, 25 davon auf Rang eins, berichtet Bertelsmann. Zu den Bestsellern der Publikumsverlagsgruppe gehörte etwa der Thriller "The President is Missing" von Bill Clinton und James Patterson. Darüber hinaus erwarb Penguin Random House im Januar den US-Sachbuchverlag Rodale Books. Im November wird der Verlag die Memoiren der ehemaligen First Lady der USA, Michelle Obama, international veröffentlichen.

In Großbritannien stellte Penguin Random House 41 Prozent aller Titel auf den Bestsellerlisten der "Sunday Times". Bei der Penguin Random House Grupo Editorial sorgten die fortschreitende Integration der Verlagsgruppe Ediciones B sowie Zuwächse bei Print- und Audioformaten für höhere Erlöse. Gegenläufige Effekte aus schwierigen Rahmenbedingungen in einigen lateinamerikanischen Märkten konnten damit aufgefangen werden, so Bertelsmann.

In Deutschland habe die Verlagsgruppe Random House 251 Titel auf den "Spiegel"-Bestsellerlisten platzieren können, davon elf auf Platz eins. Die Verlagsgruppe habe ihre marktführende Position trotz niedriger Absatzzahlen im Jahresvergleich beibehalten. Mehrere Autoren von Penguin Random House gewannen renommierte Auszeichnungen, darunter Michael Ondaatje den Golden Man Booker Prize für "The English Patient" als bestes Werk aus den bisherigen insgesamt 50 Man-Booker-Preisträgern.

Bertelsmann Education Group

Die Bertelsmann Education Group übernahm im Berichtszeitraum die Mehrheit am US-Hochschuldienstleister HotChalk. Die E-Learning-Tochter Relias wuchs organisch zweistellig und vergrößerte ihre Kundenbasis auf rund 6.750 Institutionen, deren Mitarbeiter mehr als 21 Millionen Onlinekurse absolvierten. Die Weiterbildungsplattform Udacity, an der Bertelsmann einen signifikanten Anteil hält, startete neue Nanodegrees, unter anderem in den Themenfeldern Künstliche Intelligenz und Blockchain-Technologie.

Zusammen erzielten die Bertelsmann-Geschäfte im Bildungsbereich ein Umsatzwachstum von 21,3 Prozent auf 111 Millionen Euro, wie die Bilanz ausweist. Dazu hätte neben der erstmaligen Vollkonsolidierung des Hochschuldienstleisters HotChalk maßgeblich das fortgesetzte Wachstum des Online-Bildungsanbieters Relias beigetragen. Das Operating EBITDA der Gruppe verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 10 Millionen Euro (erstes Halbjahr 2017: -4 Mio. Euro).

Überblick − Kennzahlen im ersten Halbjahr (Veränderung zur Vorjahresperiode):

  • RTL Group: 3,04 Milliarden Euro Umsatz (+2,3 Prozent); operatives EBITDA: 643 Millionen Euro (+3,0 Prozent)
  • Penguin Random House: 1,482 Milliarden Euro Umsatz (-3,3 Prozent); operatives EBITDA: 171 Millionen Euro (-17,0 Prozent)
  • Gruner + Jahr: 701 Millionen Euro Umsatz (-5,7 Prozent); operatives EBITDA: 51 Millionen Euro (-13,6 Prozent)
  • BMG: 241 Millionen Euro Umsatz (+3,4 Prozent); operatives EBITDA: 42 Millionen Euro (+5,0 Prozent)
  • Arvato: 2 Milliarden Euro Umsatz (+7,5 Prozent); operatives EBITDA: 175 Millionen Euro (+20,7 Prozent)
  • Bertelsmann Printing Group: 768 Millionen Euro Umsatz (-5,3 Prozent); operatives EBITDA: 28 Millionen Euro (-40,4 Prozent)
  • Bertelsmann Education Group: 111 Millionen Euro Umsatz (+20,7 Prozent); operatives EBITDA: 10 Millionen Euro (Vorjahr: minus 4 Millionen Euro)

Zurzeit prüfe Bertelsmann strategische Optionen für die Weiterentwicklung der Arvato CRM-Aktivitäten, verrät die Bilanz. Die Prüfung schließe neben einem kompletten oder teilweisen Verkauf auch Partnerschaften ein. Erste Ergebnisse sollen im zweiten Halbjahr 2018 vorliegen.

Bertelsmann Printing Group: GGP Media sei aufgrund einer schwächeren Nachfrage bei einigen großen Kunden etwas hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Die auf Zeitschriften und Kataloge im kleinen bis mittleren Auflagenbereich spezialisierte BPG-Tochter Vogel Druck konnte neue Referenzkunden gewinnen.

Ausblick

Da Bertelsmann in der ersten Jahreshälfte 2018 weitere Fortschritte erzielt habe, um wachstumsstärker, digitaler, internationaler und diversifizierter zu werden, zeigt sich Thomas Rabe sicher: "Trotz der zunehmenden politischen Unsicherheiten im Zusammenhang mit etwa dem Brexit oder dem Handelsstreit zwischen den USA und China sind wir zuversichtlich, unsere Ziele für das Gesamtjahr zu erreichen."

Bernd Hirsch, Finanzvorstand von Bertelsmann, ergänzt: "Bertelsmann verfügt weiterhin über eine solide finanzielle Position. Wir sind für das Gesamtjahr optimistisch und rechnen unverändert mit einem höheren Umsatz sowie einer weiterhin hohen operativen Profitabilität. Unser Konzernergebnis wird erneut die Milliardengrenze übersteigen."

Die komplette Bilanzmitteilung findet sich hier.