Bertelsmann schließt fast die Hälfte seiner Buchclub-Filialen

Rückbau nach Plan

20. Januar 2014
von Börsenblatt
Bertelsmann will in diesem Jahr 41 seiner rund 100 verbliebenen Buchclub-Filialen dicht machen. Für die angeschlagene Tolino-Allianz kommt ein entsprechender Bericht in der "Neuen Westfälischen" im Zuge der Weltbild-Insolvenz zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Aber der Rückbau erfolgt nach Plan und ist bereits seit September beschlossene Sache.

Die „Neue Westfälische" veröffentlichte einen Bericht mit internen Informationen aus der Betriebsvereinbarung. Nach einer Betriebsvereinbarung zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat aus dem Spätsommer 2013 stehen massiven Streichungen bei Bertelsmann an, wie das Unternehmen boersenblatt.net über bestätigte. Der Rückbauprozess verlaufe nach Plan und sei „keine neue Sachlage", kommentierte ein Unternehmenssprecher

Von der Schließung seien zeilenreich-Filialen wie Club-Filialen betroffen. Der Versuch, durch eine Öffnung des exklusiven Clubs den rapiden Mitgliederschwund zu stoppen, ist demnach nicht effektiv geglückt. Die zeilenreich-Filialen, die ein Drittel des Filialnetzes ausmachen, sind an den Top-Lagen angesiedelt. Nach Unternehmensangaben sind sie von den Schließungen weniger betroffenDerzeit gibt es nach Bertelsmann-Angaben noch knapp eine Million Club-Kunden – Zahl fallendIm Ausland, etwa in Frankreich, hatte Bertelsmann sich von seinen Club-Ablegern bereits vollständig getrennt, nicht zu früh: Ende letzten Jahres hat Chapitre Insolvenz angemeldetDer Personalabbau und die Schließung unrentabler Filialen seien "aus wirtschaftlichen Gründen notwendig", sagte ein Bertelsmann-Sprecher gegenüber der „Neuen Westfälischen". Der Rückbauprozess erfolge mit Hinblick auf die ErlössituationBereits 2013 seien etwa 50 Filialen geschlossen worden, räumte der Unternehmenssprecher ein - für 2015 dürften weitere Schließungen anstehen, wie das Unternehmen gegebnüber boersenblatt.net bestätigte. Häufig sind Filialschließung an die Kündigung bestehender Mietverträge für die Immobilien gekoppelt, besonders in Ostdeutschland ist branchenüblich auch der Rückgang an Club-Filialen signifikant Die Zahl von 41 Schließungen sei „nicht in Stein gemeißelt" , betonte das UnternehmenEs gebe keine Entscheidung, den Club vollständig abzuwickeln, auch wenn das Modell auf dem Prüfstand stehe

Vom Personalabbau sind auch die Verwaltungszentralen Rheda und Berlin betroffen. Die „Neue Westfälische" meldet Details:

Geschäftsleitung und Betriebsrat hätten in der Betriebsvereinbarung festgehalten, dass bis Mitte 2015 jede vierte Stelle wegfallen sollstatt 226 Ganztagskräfte sollen in Rheda und Berlin künftig nur noch 146 tätig seinEin Sozialplan sei gemeinsam mit dem Betriebsrat ausgearbeitet worden, der Qualifizierungsmaßnahmen und Gehaltkürzungen für eine mögliche Zukunft der Mitarbeiter im Unternehmen vorsehe

Für die Tolino-Allianz ist die Schließungsnachricht nach der Insolvenz von Weltbild ein denkbar schlechtes Signal. Die Allianz droht im stationären Geschäft ihre Schaufenster für den Kindle-Rivalen Tolino zu verlieren. Die Ankündigung fällt nahezu zusammen mit der Schließung des E-Book- und E-Magazin-Shops des Tolino-Partners Telekom, die Ende vergangener Woche angekündigt hat, ihr Endkundengeschäft auf dem PagePlace im März dieses Jahres einstellen zu wollen.

„Dass wir mit dem Tolino weitermachen ist keine Frage", so ein Unternehmenssprecher. Vor allem im Versand- und Onlinehandel will das Unternehmen seine Stärke ausspielen – dass die Tolino-Allianz auseinanderbrechen könne, sei „absolut überinterpretiert". Bertelsmann, so ein Unternehmenssprecher, rechne damit, dass auch Weltbild eine „maßgebliche Rolle" für den Erfolg des Tolino spielen werde.