Bestseller im Oktober: Vergleich zwischen unabhängigen Buchhandlungen und Filialisten

Große Unterschiede in der Top Ten

31. Oktober 2018
von Börsenblatt
Mehr Hardcover, mehr Belletristik, höhere Preise: So könnte man den Vorsprung des inhabergeführten Buchhandels in der Top-Ten-Bestsellerliste für Oktober zusammenfassen. Erstmals veröffentlicht Media Control gemeinsam mit dem Börsenblatt ein Ranking der meistverkauften Titel, getrennt ausgewertet nach unabhängigen Buchhandlungen und Filialisten. Dabei landen die Ketten mit deutlichem Rückstand auf Platz 2.

Die Vermutung bewahrheitet sich, dass die unabhängigen Buchhändler mit ihrer Begeisterung erfolgreich ihre eigenen Bestseller machen und ihre Position als unentbehrlicher Handelspartner der Verlage unterstreichen. "Mittagsstunde" von Dörte Hansen (Penguin) ist dafür ein beredtes Beispiel. Das Buch belegte vom 1. bis 28. Oktober den 1. Platz im unabhängigen Sortiment – bei den Filialisten tauchte der Titel gar nicht unter den Top Ten auf. Das zeigt eine Auswertung aus dem Metis Buchpanel, das auch granular nach Absatzwegen filtert, wie Deniz Ulucan, Leitung Buch bei Media Control, betont. "Archipel" (Rowohlt), mit dem Inger-Maria Mahlke dem Deutschen Buchpreis gewonnen hat, fehlt ebenfalls in der Liste der Filialbuchhändler.

Ein Blick auf die Preise lässt erkennen, dass die Unabhängigen mehr höherpreisige Titel in ihrer Hitliste haben und nur zwei von zehn Büchern weniger als zehn Euro kosten. Bei den Filialisten sind es vier Titel, die für unter zehn Euro zu kaufen sind. Buchpreise über 20 Euro schrecken die Kunden in den inhabergeführten Sortimenten nicht ab. Im Gegenteil: 22 Euro für Dörte Hansen und 24 Euro für Charlotte Link, die beiden erstplatzierten Autorinnen, unterstreichen diese Einschätzung sehr deutlich.

Die Bereitschaft, in unabhängigen Buchhandlungen mehr Geld für Bücher zu zahlen als bei den Filialisten, spiegelt sich in der Anzahl der Hardcover wider, von denen sechs in der Liste der Indies verzeichnet sind, während in der Top Ten der Filialisten nur drei Hardcover stehen. Non-Books tauchen bei den Unabhängigen übrigens gar nicht auf, der "Tee-Adventskalender mit 24 Teesorten" ist hingegen mit Platz 7 ein Bestseller bei den Filialisten.

Allein die Gegenüberstellung dieser beiden kurzen Listen zeigt, wie wichtig die Rolle des unabhängigen Buchhandels für die Verlage ist, welchen Titeln er zu Absatz verhilft, die bei den Filialisten ein Schattendasein fristen. Die Verlage, die gegenwärtig ohnehin unter strengen Kostenregimes wirtschaften, sollten das bei ihrer Konditionengestaltung sehr genau in Betracht ziehen. Nicht immer entsprechen die behaupteten Marktmachtverhältnisse den tatsächlich gemessenen.