"Meine geniale Freundin" schaffte es schon kurz nach der deutschen Marktpremiere an die Spitze der Charts (aktuell: Rang 4, 250 000 verkaufte Exemplare). Der Erfolg kommt der Branche recht, die Enthüllungsstory in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" hätte es nach Ansicht vieler dafür aber nicht gebraucht - zumal das Team um "Enthüllungsjournalist" Claudio Gatti nicht nur literarischen Spuren nachgeht, sondern auch Honorarzahlungen und Familiengeschichte aufdeckt.
Literaturkritikerin Maike Albath bezeichnete die Veröffentlichung als fragwürdig. Schließlich gelte die Anonymität als zentrales Element in Ferrantes Schaffensprozess, sagte Albath in Deutschlandradio Kultur. Margarete Stokowski schrieb auf "Spiegel online" von einem "Akt der Gewalt" und zitierte damit die Sängerin Sophie Hunger.
Interessanter Nebenaspekt: Die "FAZ" vermutet, dass der Suhrkamp Verlag den Zuschlag für Ferrantes Roman (und die weiteren Bände ihres Neapel-Zyklus) wohl der Treue zu Christa Wolf verdanke. Anita Raja hat Texte von Wolf übersetzt, war offenbar mit ihr befreundet: "Ein mittelständischer Verlag wie Suhrkamp hätte wohl kaum ernsthaft um diesen Welterfolg mitbieten können, wenn es keine persönlichen Präferenzen der Verfasserin gegeben hätte", so die "FAZ". Suhrkamp selbst kommentierte diese These auf Börsenblatt-Anfrage so: "Es ist durchaus nicht ungewöhnlich, dass wir uns gegen Konzernverlage durchsetzen, und zwar aufgrund des besseren Angebots."
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