BoD-Studie über Selfpublisher in Deutschland

Volle Kontrolle, Anerkennung, Geld

20. Juli 2015
von Börsenblatt
Bücher auf eigenen Faust zu verlegen, bedeutet für viele Autoren längst keine Notlösung mehr – die Selfpublisher des Jahres 2013 sind selbstbewusst und lieben ihre Unabhängigkeit, ein Drittel verzichtet sogar bewusst auf eine klassische Autorenkarriere: Ergebnisse einer Umfrage von Books on Demand (BoD).

Die deutsche Selfpublisherszene lässt sich derzeit nur schwer vermessen; der Markt ist fragmentiert, Marktforschungsinstrumente sind noch nicht fest etabliert. BoD, eine Tochter des Barsortiments Libri, hat in diesem Jahr zum ersten Mal Anlauf genommen, diese Situation zu ändern – und dabei bei sich selbst angefangen: bei den eigenen Kunden. 

An der Umfrage, die von Juli bis Ende August lief, beteiligten sich 1.114 BoD-Autoren aus Deutschland (mit einem veröffentlichten Werk innerhalb der vergangenen 24 Monate). Durchgeführt wurde sie von der Hochschule für angewandtes Management in Erding – namentlich vertreten durch die Professoren Vanessa Hasselhof und Joerg Pfuhl (zugleich: Vorstand der Stiftung Lesen; ehemals: Geschäftsführer von Random House Deutschland).  

Selbsverlegtes im Buchhandel: „Oft passiert lokal mehr, als man denkt. Der Markt öffnet sich.“ 

Pfuhl, der bei der Präsentation der Ergebnisse gestern Nachmittag am Stand von BoD in Halle 3.0 anwesend war, ist überzeugt davon, dass das Selfpublishing auch in Deutschland angekommen ist. Sein Fazit: „Lange bewegte sich das Selfpublishing in einer Nische, doch unsere Studie zeigt, dass viel passiert ist – der Bereich hat sich professionalisiert und als Markt fast sein Reifestadium erreicht.“ Wie er darauf kommt: hier die zentralen Ergebnisse. 

  • 65 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, dass sie durch Self-Publishing-Angebote für sich die Chance erkannten, ihre Werte zu veröffentlichen. 47,4 Prozent antworteten sogar, dass sie sonst keine andere Möglichkeit gesehen hätten.  BoD-Chef Florian Geuppert ist sich sicher: „Das beweist, dass es tatsächlich so ist - Selfpublishing demokratisiert das Verlagsgeschäft.“ 
  • 59,1 Prozent fühlen sich als vollwertige Autoren;  45,4 Prozent sagen auch, dass sie von anderen (Freunde, Kollegen etc.) als solche angesehen werden. 
  • 39,3 Prozent erfüllt es mit Stolz, ihre Werke auf eigene Faust auf den Weg zu bringen. 
  • 33,33 Prozent bekannten, sie hätten sich bewusst gegen einen traditionellen Verlag entschieden. 
  • „Es ist kein Stigma mehr, Selfpublisher zu sein“, folgert Geuppert daraus – allerdings führt das nicht unbedingt dazu, dass nun auch der Buchhandel hellauf begeistert ist: Sortimenter bleiben Geuppert zufolge nach wie vor vorsichtig – eine Einschätzung, den Joerg Pfuhl jedoch schnell relativieren konnte. „Die Messe gibt ein tolles Signal dafür, in welche Richtung es geht“, betonte er. Bereits 50 Prozent der BoD-Autoren würden Lesungen veranstalten, und das oft auch in Buchhandlungen. Pfuhl: „Oft passiert lokal mehr, als man denkt. Der Markt öffnet sich.“
  • Dass die BoD-Autoren zu Selbstverlegern wurden, hat viele Gründe. 68,2 Prozent gaben an, sie wollten die volle inhaltliche Kontrolle behalten; 52,9 Prozent ist es zudem wichtig, ihre Rechte nicht aus der Hand zu geben. Die Frage der Vermarktung steht indessen nicht so sehr im Fokus: Dass es ihnen darum ginge, die volle Kontrolle über die Vermarktung ihres Werkes zu haben, sagten 33,6 Prozent. 
  • Der Spaßfaktor und das einfache Handling spielen ebenfalls eine wichtige Rolle (65,7 Prozent bzw. 64,5 Prozent). 
  • Noch ein Blick auf das Drittel, das sich bewusst gehen eine Verlagskarriere entschieden hat: Ihnen geht es vor allem um die volle inhaltliche Kontrolle (80,4 Prozent) als auch um die Kontrolle der Rechte (66,6 Prozent); die Vermarktung rangiert auf Platz drei (48,3 Prozent). 
  • Ein weiterer Trend, laut Geuppert: „Viele Selfpublisher denken unternehmerisch, sind sehr aktiv, entwickeln ihre Fähigkeiten beständig weiter.“ Zumindest eine Lücke scheint es jedoch zu geben: Lediglich 20,7 Prozent gaben an, die sie mit ihren Vermarktungsaktivitäten bereits zufrieden seien. Hier schlummert aus Sicht von Geuppert noch „ein großes Potenzial“ (auch für potenzielle Dienstleister). Andererseits kaufen laut Studie schon jetzt rund 75 Prozent der Autoren Dienstleistungen ein (Lektorat, Layout etc.).
  • Dreiviertel aller BoD-Autoren betreiben das Schreiben und Verlegen als Hobby (75 Prozent). Die Hobbyautoren nehmen sich dafür im Schnitt 6 Stunden pro Woche Zeit (für die Vermarktung: 1 Stunde). Bisher veröffentlichten sie 3,5 Titel (plus 1 in einem traditionellen Verlag). Ihr beliebtesten Genre ist: Belletristik (20,8 Prozent).
  • 17,4 Prozent bezeichnen sich als Berufsautoren – das Schreiben ist für sie Hauptbeschäftigung und Einkommensquelle. Pro Woche investieren sie nach eigenen Angaben 10 Stunden (plus 3 Stunden für die Vermarktung), haben bisher 3,6 Titel veröffentlicht (plus 3,6 weitere in einem traditionellen Verlag). Beliebtesten Genre hier: Sachbuch (35 Prozent). 
  • Expertenautoren bilden mit 8,6 Prozent die kleinste Gruppe unter den BoD-Autoren. Ihre Werke sind ein Nebenprodukt ihrer Arbeit und werden zumeist beruflich genutzt. Sie investieren pro Woche 5 Stunden ihrer Zeit auf (plus 1 Stunde Vermarktung), haben bis jetzt 4,1 Titel selbst verlegt (plus 1,9 in einem traditionellen Verlag). Ihr Genre Nummer eins: Fachbuch (48,1 Prozent). 
  • Woran sie ihren eigenen Erfolg bemessen, hat die BoD-Studie ebenfalls erfasst: Demnach zielen 64 Prozent der Hobbyautoren vor allem auf Anerkennung durch Freunde und Familie, während die Berufsautoren in erster Linie auf ihren Kontostand schauen (62,1 Prozent) – und für Expertenautoren das wesentliche Erfolgsergebnis darin besteht, im Dialog mit anderen zu stehen und (positives) Feedback zu bekommen.                   


Über BoD 
Das Unternehmen ist seit gut zehn Jahren am Markt aktiv und bietet seine Dienste mittlerweile in sieben Ländern an: außer in Deutschland auch in Österreich und in der Schweiz, in Frankreich, Dänemark, Finnland und Schweden. Summa summarum hat BoD derzeit 25.000 Autoren in der Datenbank – mit rund 45.000 Titeln.

Last but not least ein Hinweis auf eine weitere Studie: Eine Umfrage zum Thema kam in diesem Jahr auch von Matthias Matting. Er befragte rund 500 deutsche Autoren und veröffentliche die Ergebnisse Ende Juni in seinem Blog Selfpublisherbibel.