Für seine Hauptversammlung hätte sich der Landesverband mit der Stadtbibliothek Stuttgart keinen schöneren Ort aussuchen können. Im "Herz" des Hauses, einer quadratischen Halle im Inneren, startete um 14 Uhr eine Führung durch den achtstöckigen, futuristischen Bücher-Kubus mit Direktorin Christine Brunner. Geplant worden sei das vor sechs Jahren eröffnete Haus als "Raum der Ruhe im urbanen Umfeld", so Brunner. Das ist gelungen. Die Stadtbibliothek (die noch 17 Zweigstellen hat) zählt pro Jahr rund 1,7 Millionen Besucher, verwaltet 500.000 Medien (davon ist jeweils ein Drittel bei Kunden). Im Jahr werden rund sechs Millionen Medien ausgeliehen. Die Rückgabe der Leihstücke erfolgt über Automaten und sie werden über eine imposante Transportanlage in die entsprechende Etage zurückgebracht. Den Abschluss der Führung bildete die Dachterrasse mit, bei strahlendem Sonnenschein, herrlichem Blick über die Schwabenmetropole.
Die Nachfolgefrage
Einem Thema, das vielen unter den Nägeln brennt, widmete sich der Berater Dieter Durchdewald mit seinem Vortrag "Nachfolge in Verlag und Buchhandel". Rund 30 bis 40 Prozent der inhabergeführten Unternehmen der Buchbranche stelle sich diese Frage, schätzte Durchdewald − auch im Saal hoben sich auf Nachfrage viele Hände. Anhand eines Kompasses erläuterte er aufschlussreich die einzelnen Schritte, die für die Nachfolgesuche und -abwicklung wichtig sind – verwies auf Besonderheiten bei Buchhandlungen und Verlagen. Am Ende fasste er das Wesentliche noch einmal zusammen:
Für den Verkäufer:
Für den Käufer:
Für Verkäufer und Käufer empfahl er für den ganzen Prozess Beratung in Anspruch zu nehmen.
Der Landesverband bietet etwa einen Betriebsberatungsdienst für Verlage und Buchhandlungen in Baden-Württemberg an, der vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg gefördert wird.
Thomas Lindemann: "Werbung für das Buch machen"
Die Hauptversammlung begann um 16 Uhr mit dem Bericht von Thomas Lindemann, Vorsitzender des Landesverbands. Es sei zwar auch individuell unterschiedlich und eine Frage des Standpunktes, so Lindemann, "aber die Geschäftsentwicklung vor allem im Buchhandel in den letzten beiden Jahren zumindest teilweise als eher schwierig zu bezeichnen", sei nicht ganz verkehrt. Das stationäre Sortiment hätte unter einem schlechten Weihnachtsgeschäft gelitten. Zudem würden die politischen Rahmenbedingungen und Entwicklungen wenig zur Erheiterung beitragen. Lindemann nannte etwa das VG Wort-Urteil, das 2016/17 viele Verlage mit Existenzsorgen konfrontiert habe. Aktuell hofft er auf die rasche Verabschiedung der Regelung, die eine verpflichtende Verlegerbeteiligung vorsieht. Das neue Urheberrechts-Wissensgesellschafts-Gesetz (Juni 2017) kritisierte Lindemann ebenfalls, da es vor allem wissenschaftliche Verlage stark benachteilige. Von Resignation aber keine Spur, Lindemann rief auf: "Es ist also überaus wichtig, dass wir gemeinsam mit guter, intensiver, werbewirksamer Öffentlichkeitsarbeit immer wieder aufs Neue Werbung für das Buch machen, uns für die Bedeutung von Vielfalt, Unabhängigkeit und Freiheit von Buchhandlungen und Verlagen und für sinnvolle, angemessen honorierte Rahmenbedingungen einsetzen und diese unverzagt einfordern."
Lindemann hob in der Arbeit des Landesverbands etwa hervor:
Solider Haushalt
Der Finanzbericht 2016 und 2017 von Schatzmeister Paul Kaufmann zeigte, dass der Landesverband solide gewirtschaftet hat, seine "vorsichtige Planung", so Kaufmann, jeweils leicht übertreffen konnte. Unterm Strich steht ein Plus. Einsparen konnte man etwa beim Etatposten Geschäftsstelle durch die Auflösung eines Außenlagers und bei den Personalkosten. Die Stuttgarter Buchwochen und die Karlsruher Bücherschau will man jeweils um eine Woche kürzen, um so weitere Kosten zu sparen. Zudem seien die letzten Tage der beiden großen Ausstellungen sowieso immer die besucherschwächsten gewesen. Für die Etats 2019 und 2020 rechnet der Landesverband mit einem weiteren Rückgang der Mitgliedsbeiträge (pro Jahr sind minus zwei Prozent einkalkuliert). Wie schon seit 2017 soll dennoch mehr Geld in Werbung und Öffentlichkeitsarbeit für das Buch gesteckt werden. Dafür akzeptiere man im Budget 2020 ein leicht negatives Jahresergebnis, heißt es im Finanzbericht. Rechnungsprüfer Thomas Bleicher beurteilte den Finanzbericht als "hervorragend geordnet und geführt".
Im Saal anwesend waren 43 Mitglieder, hinzu kamen 29 Vertretungsstimmen, insofern war die Beschlussfähigkeit (mindestens 50 Stimmen) gegeben. Vorstand und Schatzmeister Paul Kaufmann wurden einstimmig entlastet. Auch der Etatentwurf 2019/20 wurde ohne Gegenstimme angenommen.
Die Wahlen
Anschließend fanden einige "kleine Wahlen" statt, wie es der Landesverband in seiner Einladung formuliert hatte:
Für den Wahlausschuss wurden für eine weitere Amtszeit (2018−2022) bestätigt:
Neu ins Gremium wurde gewählt:
Die beiden Rechnungsprüfer wurden ebenfalls für eine weitere Amtszeit (2018−2022) bestätigt:
Neu im Vorstand: Klaus Finke
Da Till Herwig im vergangenen Herbst, nach dem Verkauf seiner Buchhandlungen (siehe Archiv: Interview mit Till Herwig), aus dem Vorstand ausgeschieden war, musste außerdem noch der vakante Sitz für die restliche Amtszeit (bis 2020) des Vorstands besetzt werden. Gewählt wurde hier:
Wie zufrieden die Mitglieder mit ihrer Verbandsführung sind, zeigte sich auch darin, dass große Einstimmigkeit herrschte. Am Ende kam nur der Wunsch auf, noch einmal ein Seminar zur Europäischen Datenschutz-Grundverordnung anzubieten.
Termine
Das nächste Jahrestreffen "ohne Formalitäten" soll am 21. Mai 2019 stattfinden, die nächste Hauptversammlung am 26. Mai 2020. Die Hauptversammlungen des Landesverbands werden alle zwei Jahre veranstaltet.
Zum Ausklang gab es dann bei einem Imbiss und Getränken die Möglichkeit zum persönlichen Austausch.
Geehrt wurden zudem die landesbesten Auszubildenden im Buchhandel: Nicht vor Ort war Jana Kling, die 2016 als landesbeste und außerdem bundesbeste Buchhändlerin abschnitt. Ihren Blumenstrauß entgegennehmen konnte Lisa Ziegler (Buchhandlung Wittwer), die landesbeste Buchhändlerin 2017.
