Briefe an die Redaktion

"Zum Literarischen Quartett"

14. Dezember 2015
von Börsenblatt
Publizist und Verleger Vito von Eichborn ärgert sich über das "Literarische Quartett": zu wenige Inhalte und entschieden zu wenig Buch, findet er und fordert Besserung. Und was finden Sie? Kommentieren Sie mit!

Ignoranz

Da sitzen im Fernsehen Leute zusammen, die etwas von Literatur verstehen. Sie maßen sich – wie wunderbar – an, Bücher zu empfehlen. Sie salbadern mehr oder weniger intelligent, setzen sich vor allem selbst entlang der Bücher in Szene. Das ist ja alles prima, wenn es denn um die Sache, also um den Transport der Inhalte ginge. Hilfestellung für uns, die Zuschauer.

Sie sind naturgemäß Sekundärnutzer der Originalschöpfung, gewissermaßen Schmarotzer, und leben gut bezahlt auf deren Kosten. Und dann halten sie sich nicht mal an die journalistische Grundregel, zu informieren: Wer-was-wie-wo. Erwarten ausgerechnet diese Literatur-Experten, dass die Leser im Internet nachschlagen?

Als ich am 11. Dezember fünf Minuten nach Sendungsbeginn einschaltete, jubelten buchstäblich alle über ein grandioses Buch, das Biller empfohlen hatte. Es wurde später sogar das Cover gezeigt – edel gestaltet, den Autor konnte ich auf die Schnelle nicht lesen. Den Verlag auch nicht. In der weiteren Sendung wurde nicht einmal gesagt, worüber sie eigentlich geredet haben.

Verdammt, wer dient da wem? Die Literatur ihren Exegeten? Wer wäre denn Herr Weidermann ohne das mächtige Etikett: Spiegel?

Zuschauer können bekanntlich in der Glotze nicht zurückblättern, wenn sie mal abgelenkt waren. Wenn eine solche Sendung auch für die Leser nützlich sein will, dann gehört es sich, schon aus Respekt gegenüber der Gesprächsgrundlage:

  1. Den Namen des Autors zu wiederholen.
  2. Den Buchtitel desgleichen.
  3. Natürlich immer das Cover zu zeigen, und:
  4. Vielleicht den Verlag zu nennen.

Obwohl sich niemand für Verlage interessiert, das ist ja auch okay, aber da haben sich für eben dieses Buch viele Leute eine Menge Arbeit gemacht – entschieden mehr als diese Helden in der Sendung.

Vito von Eichborn