Buchhändler-Umfrage zu Buch-Serien für Kinder und Jugendliche

Und kein Ende in Sicht ...

21. September 2018
von Börsenblatt
Die Verlage produzieren fleißig Serien. Aber wie viele davon haben überhaupt Platz im Sortiment? Und nach welchen Kriterien wählen Buchhändler aus? Das Börsenblatt hat sich bei Buchhändlern umgehört.

Vera Corsmeyer, Buchhandlung Markus in Gütersloh:

"Wir haben den Eindruck, dass es immer mehr Serien werden. Vor allem nehmen die ähnlichen Themen deutlich zu. Wir holen diejenigen Serien ins Regal, die uns thematisch überzeugen und bei denen wir die Autoren kennen und schätzen. Viele der Bestseller­serien sind bei uns gar nicht so gefragt; gut laufen in unserer Buchhandlung zum Beispiel 'Mr. Griswolds Bücherjagd' (Mixtvision) oder 'Stinktier & Co' (cbj). Bei Jugendlichen kommen Serien besser an, die nicht ganz so lang sind. Kinder dagegen lesen auch umfangreiche Serien sehr schnell durch."

Thomas Messerschmidt, Buchhandlung am Markt in Hildburghausen:

"Wir haben nur sehr wenige Serien im Sortiment – es ist sehr schwierig, da man oft nicht das dahat, was gerade nachgefragt wird. Und holt man sich alles in den Laden, hat man einen sehr großen Warenbestand, der Kapital bindet. Deshalb verzichten wir auf große Serien wie 'Das magische Baumhaus' (Loewe) mit 54 Bänden. Oft sind es Zufallstreffer dank der Lesexemplare, die unsere eigenen Kinder gut finden."

Sabine Friemond-Kund, Buchhandlung Lesezeit in Voerde:

"Mein Verhältnis zu Serien im Kinder- und Jugendbereich ist zwiespältig. Bei Grundschulkindern kommen Serien wie 'Mein Lotta-Leben' (Arena) sehr gut an. Das gilt für Mädchen und Jungs gleichermaßen. Gute Serien sind die, bei denen sich Kinder gut aufgehoben fühlen und die eine gewisse Vertrautheit bieten: Dann bleiben die Kinder am Ball. Bei Jugendlichen kommen Serien weniger gut an, da bietet sich eher ein ­abgeschlossener Roman an, weil diese Altersgruppe auch wegen der Smartphones nur schwer an eine Serie zu binden ist. Dementsprechend wähle ich auch die Serien aus."

Esther Baalke, Büchereck am Rathaus in Vellmar:

"Wir haben in jeder Filiale Kollegen für den Kinderbuchbereich vor Ort, die auch über die Serien entscheiden. Bei den großen Serien stehen in der Regel die ersten und die aktuellen Bände im Regal. Bei kleinen Serien sind die Titel wichtig, die die Kollegen selbst auch empfehlen können, da setzen wir oft auf Bewährtes. Bei neuen Reihen testen wir den ersten Band und sortieren die Serie aus, wenn sie nicht läuft. Wenn Eltern und Großeltern für ihre Kinder Bücher kaufen, greifen sie übrigens gern zu Serien – in der Hoffnung, dass der Nachwuchs dann weiter­liest. Kinder sind von Serien begeistert, während Jugendliche – mit Ausnahme von Fantasy-Romanen – den abgeschlossenen Band bevorzugen."

Johannes Wüst, Höhr-Buch in Höhr-Grenzhausen:

Serien wie 'Mein Lotta-­Leben' (Arena) werden nach wie vor gern gelesen. Aktuell haben wir für Acht- bis Zwölfjährige etwa zehn Serien vorrätig. Bei manchen, wie 'Harry Potter' (Carlsen) und 'Gregs Tagebuch' (Baumhaus), gibt es irgendwann eine gewisse ­Sättigung. Da nehmen wir dann neue Serien wie 'Woodwalkers' (Arena) ins Sortiment, die besser bei den Kindern ankommen. So wechseln wir immer wieder durch. Mir ist es wichtig, dass die Geschichten Spaß machen und zum Alter passen. Sie müssen auch einen großen Wiedererkennungswert haben. Nach diesen Aspekten überprüfen wir etwa zwei Mal im Jahr die Serien im Kinder- und Jugendbuchsegment."

Rosemarie Reif-Ruppert, Gostenhofer Buchhandlung in Nürnberg:

"Wir führen nur sehr wenige Serien – und setzen auf individuellere, abgeschlossene Geschichten. Die großen Serien, etwa von Random House, führen wir gar nicht. Bei Serien wie 'Greg' oder 'Glücksbäckerei' (S. Fischer) haben wir jeweils die ersten und die neuesten Bände im Sortiment. Wenn ein Band aus der Mitte gewünscht wird, bestellen wir ihn einfach nach, das hat sich bei uns bewährt. Mehr könnten wir aus Platz­gründen auch gar nicht anbieten."

Silvia Hengmith, Buchhandlung Goerke in Meerane:

"Bei uns entscheidet die Gängigkeit einer Serie darüber, ob wir sie ins Regal stellen. So haben wir 'Greg' komplett im Sortiment – ebenso wie 'Mein Lotta-Leben', 'Elena' (Planet!) oder 'Winston' (Loewe), wobei sich die letztgenannte Serie inzwischen etwas schwertut. In Kooperation mit Kosmos bieten wir Aktionen rund um die 'Drei ???' an – die Bücher haben wir dann im Aktionszeitraum vorrätig. Insgesamt laufen Serien bei uns ganz gut."

Ute Müller, Goedsches Buchhandlung in Schneeberg:

"Wir haben leider nur sehr wenige Kinder und Jugendliche als Kunden, hier kaufen vor allem die Eltern und Großeltern ein. Bei den Serien werden meist unsere Empfehlungen gekauft, oft bekannte Serien wie die 'Drei ???', 'Alea Aquarius' (Oetinger) und 'Emily' (KJB). Orientieren kann man sich gut an Empfehlungen im Börsenblatt oder man entdeckt ganz klassisch neue Serien durch das Studium der Vorschauen."