Buchpartner-Chef Dieter Gellert nimmt Abschied

Der Kaufmann von Darmstadt

6. Juni 2014
von Tamara Weise

Bücher bei Rewe, Kaufland, Edeka, bei der Metro und Saturn: Das Geschäft in den Nebenmärkten hat in vergangenen Jahrzehnten keiner so geprägt wie er, jetzt nimmt Dieter Gellert Abschied. Buchpartner, das 1994 von ihm gegründete Unternehmen, agiert am Markt längst konkurrenzlos. Jahr für Jahr liefert der Rackjobber von Darmstadt aus rund 20 Millionen Titel aus.

Der Mollerbau in Darmstadt ist ein Haus mit einer langen, wechselvollen Geschichte. Dieter Gellert hätte sich keinen besseren, auch prächtigeren Ort für sein Abschiedsfest und seine 90 Gäste  aussuchen können: Er hat für Kunden und Geschäftspartner schon immer gern den roten Teppich ausgerollt. Dass er nun, mit seinem 75. Geburtstag, tatsächlich seinen Schreibtisch bei Buchpartner räumt, sich nicht mehr am Tauziehen um Regalplätze und Konditionen beteiligen mag, können manche deshalb noch gar nicht recht glauben.

Dabei bereitete er sich über Jahre darauf vor. Um den Bestand des Familienunternehmens zu sichern, holte Gellert zunächst seine Kinder an Bord: Katja Epes als Key Accounterin, Jeanette Massa für den Einkauf und Kai Gellert als zweiten Geschäftsführer. Dann stieß KNV dazu: Der Rackjobber gab Anfang 2011, wie berichtet, 51 Prozent der Anteile an das Barsortiment ab – „Wir sind froh, dass wir uns beteiligt haben“, sagt dessen geschäftsführender Gesellschafter Oliver Voerster heute. Ein Kompliment, sicher nicht nur aus Höflichkeit.

Gellert hat in seinem langen Berufsleben als Unternehmer vieles erreicht, und ist dabei, trotz aller Höhen und Tiefen, immer geradlinig geblieben. Hat manchmal viel von anderen verlangt, aber wohl nie mehr als von sich selbst – wie alle Reden, mit denen er zu seinem Abschied in großer Runde nun beschenkt wurde, zeigten. Wer auch immer ans Mikro trat, bekundete seinen Respekt. „Ein Mann, ein Wort“, „wertschätzend, auch wenn es hoch herging“, „hohe persönliche Verbindlichkeit“, „hat stets gehalten, was er zusagte“, „machte für seine Mitarbeiter die Schultern immer ganz breit und war bei Fehlern nie nachtragend“ – solches Lob bekam Gellert reichlich. Er beantworte es: mit einem zufriedenen, durchdringenden Lächeln.

Die Gäste, die er zu seinem Abschied in Darmstadt zusammentrommelte, kamen aus allen Winkeln der Branche. Mitgesellschafter Oliver Voerster und Frank Thurmann (KNV) waren dabei, sein langjähriger Weggefährte Erwin Heimberger (XENOS-Gründer), Johannes Hauenstein (Ravensburger), Annelore Strullkötter (Dr. Oetker), Annette Beetz (Rowohlt), Uwe Rosenfeld (S. Fischer) und viele andere, auch aus kleineren Unternehmen.  

Über Buchpartner:
Dieter Gellert gründete das Unternehmen 1994 zusammen mit der Mediengruppe Heinrich Bauer, zwei Jahre später wurde er alleiniger Eigentümer. Seine Idee war es, Lebensmittelhändler möglichst punktgenau mit Büchern zu beliefern – daran hält sich das Unternehmen bis heute. Gellert knüpfte nach der Trennung von der Bauer-Gruppe über die Jahre neue Kontakte, erweiterte das Sortiment und seinen Vor-Ort-Service, baute die Logistik aus – machte aus einem kleinen Buchlieferanten sukzessive ein Millionenunternehmen.

Buchpartner agiert im Geschäft mit Supermärkten und Kaufhäusern mittlerweile nahezu konkurrenzlos. Nach der Insolvenz von TMI (siehe Archiv: Keine Zukunft, nirgends) hat es keiner wieder versucht, hier in großem Stil Fuß zu fassen. Der Umsatz, den der Rackjobber –  gemessen an den Verkaufspreisen – jedes Jahr erzielt, liegt nach Angaben aus Unternehmenskreisen heute im Schnitt bei rund 110 Millionen Euro.

Über das Drehkreuz des Rackjobbers in Darmstadt werden jährlich rund 20 Millionen Bücher an den Handel ausgeliefert, an Supermärkte, Elektronikmärkte und Kaufhäuser. Für rund 4.000 Kunden betreut Buchpartner die Regale und Auslagen komplett, an 2.500 weiteren Standorten ist das Unternehmen mit Einzelaktionen präsent. Rund 50.000 Titel sind in Darmstadt an Lager, vor allem preisgebundene Bücher, aber aber MA-Ware (Modernes Antiquariat). Zu den Kunden gehören die Rewe-Gruppe (mit ihren Töchtern Toom und Penny), die Metro-Gruppe (C+C, Real, Extra; Kaufhof), Edeka, Kaufland, Karstadt, Saturn sowie Interspar (Österreich) und die Migros (Schweiz).