Buchtage 2018 / Nachwuchsparlament

"Der schönste Beruf der Welt"

12. Juni 2018
von Börsenblatt
Im Rahmen des Nachwuchsparlaments fand im Rahmen der Buchtage eine Podiumsdiskussion zum Thema "Der Kunde von morgen - Strategien für die Zukunft des Buches" statt. Lennart Schaefer, Auszubildender zum Medienkaufmann Digital und Print bei Bastei Lübbe, berichtet für boersenblatt.net.

"Haben wir den Zugang verloren?", fragte Monika Kolb (Börsenverein des Deutschen Buchhandels) in ihrer Rolle als Moderatorin zu Beginn der Diskussion und liefert damit die große Frage, die sich die Buchbranche nach den neusten Wasserstandsmeldungen fragt. Die "sechs Millionen" geistern auch durch diese Veranstaltung.

Sofia-Tamara Fischer (Booktuberin und Auszubildende bei Thalia) hat diesen guten Zugang zu ihren Lesern und berichtet von ihren knapp 20.000 Followern, die Vertrauen zu ihr haben, Bilder von ihren Buchregalen zeigen und keine E-Reader. Diese große Bindung hat sie in der Buchhandlung zu Kunden nicht, dort wird distanziert gesiezt, im Web freundschaftlich geduzt. Warum lässt sich das Prinzip der Youtuber nicht auf Buchhandlungen übertragen? Auf diese Frage aus dem Publikum weiß auch Fischer keine Antwort.

Gerade Jugendbücher finden ihren Platz in den Videos der Booktuber, so appelliert Bernhard Fetsch (Geschäftsführung Vertrieb und Marketing, Droemer Knaur): "Wir müssen für jeden Inhalt die richtige Vermarktung finden!" Hat man Vernetzung und Cross Promo auf seinem Bingo-Zettel stehen, gewinnt man beim Lauschen der Veranstaltung auf jeden Fall. Ellen Voráč (Senior Content Manager Audiobooks Deezer) berichtet, dass das Hörbuch "Er ist wieder da" deutlich öfter angehört wurde, als der Kinofilm am Wochenende im Fernsehen lief. Auch „Ich bin dann mal weg“ wurde sich durch Medienpräsenz des Autors und insbesondere dem Kinofilm überdurchschnittlich oft angehört.

Wenn der Kunde also nicht von selbst zum Buch kommt, müssen wir als Buchbranche die Weichen legen. Das ist eine Herausforderung (in diesem Punkt sind sich alle einig), die dennoch zu bewältigen ist. "Wenn wir es nicht probieren, werden wir nichts verändern", motiviert Fetsch und berichtet von einem neuen Projekt "Doors" von Markus Heitz inklusive Videos, Online-Voting und Verbindung von Autor und Leser. Netflix, in den Augen vieler Verlagsmenschen das große Feindbild, dient hierbei als Inspirationsquelle und Vorbild. So ist der Grundtenor der Diskussion nicht hoffnungslos und schwarzmalerisch, sondern ermutigend. Es gibt eine permanente Veränderung in der Branche, aber „das ist doch aufregend“, sagt Fetsch und erinnert daran, dass es immer neue Herausforderungen und Aufgaben gibt: „Das sind Entwicklungsprozesse und Veränderungsprozesse und die sind so sicher, wie das Amen in der Kirche“.

Auf Reading Teabagdem YouTube-Kanal von Sofia-Tamara Fischer funktioniert die Vernetzung und der Austausch, dort ist eine Booktuber-Familie entstanden, man kennt sich, trifft sich auf Messen, empfiehlt die Kanäle von Freunden weiter. Das gilt es nun auf die stationären Buchhandlungen anzuwenden, damit dort in ein paar Jahren mehr geduzt, als gesiezt wird.

Als Motivation dazu, erinnert Fetsch zu Beginn der Diskussion: „Es geht immer darum den schönsten Beruf der Welt zu machen und da immer am Ball zu bleiben, neue Ideen zu entwickeln und mit Leidenschaft Zukunft aufzubauen.“

So sieht der Buchmarkt im Jahr 2020 auch so aus, wie sich Fischer das vorstellt: „Ich wünsche mir, dass das Verhältnis zwischen Buchhändler und Endkunde näher wird.“