Claus Bachem über Pioniergeist

Verlagshäutungen

23. August 2018
von Börsenblatt
In 200 Jahren Firmengeschichte hat der Verlag J. P. Bachem gelernt, sich permanent weiterzuentwickeln. Geschäftsführer Claus Bachem über Traditionstitel und Pionierprojekte.

Der Kabarettist Konrad Beikircher schreibt in seinem Vorwort der Chronik "200 Jahre J. P. Bachem. Eine Kölner Familie schreibt Geschichte", die im Juni anlässlich unseres Firmenjubiläums erschienen ist: "Katholisch. Traditionsreich. Kölsch. Bachem ist zu einer kölschen, nein, zu einer rheinischen Institution geworden, die auch in stürmischen Zeiten ihren Grundwerten verpflichtet blieb …"

200 Jahre! Aus einer kleinen Sortimentsbuchhandlung heraus entwickelte sich der J. P. Bachem Verlag rasch zum Aushängeschild für kirchliche und regionale Themen. Heute fühlen wir uns als Familienunternehmen diesen Wurzeln immer noch verbunden, haben unser Portfolio aber erheblich erweitert. Ein Status quo, den wir nur mit Wandlungsfähigkeit und manchmal auch Durchhaltevermögen erreicht haben.

In unserer langen Geschichte gibt es einen Titel, der die Verknüpfung von Moderne und Tradition mehr symbolisiert als jeder andere: "Die kleine illustrierte Geschichte der Stadt Köln", erstmalig 1911 erschienen und damals noch in Bleilettern und handwerklicher Kleinarbeit bei den Bachems gesetzt. Mittlerweile ist dieser Klassiker seit mehr als einem Jahrhundert lieferbar und aktuell in der elften Auflage auch als E-Book erhältlich. Wer früher eine Städtereise plante, steuerte die Buchhandlung in seinem Heimatort an und fand dort vornehmlich Titel großer Verlage. Heute gehen Touristen zur Vorbereitung auch ins Internet und finden dort die Bücher des J. P. Bachem Verlags auf Augenhöhe mit den Angeboten der Großverlage. Umbrüche wie der digitale Wandel bergen nicht nur Risiken, sondern auch Chancen.

Um als Verlag auf dem hart umkämpften Buchmarkt bestehen zu können, gilt es Ausdauer zu beweisen und sich nicht davor zu scheuen, neue Wege einzuschlagen. Also verlassen wir bereits seit geraumer Zeit unsere publizistisch vertraute Heimat und motivieren die Leser mit unseren Freizeitführern zu Entdeckungsreisen ins Um- und Ausland. Wanderapps und E-Books gehören inzwischen ebenso selbstverständlich zum Portfolio des J. P. Bachem Verlags wie GPS-Daten zum Download. Auch unser Pionierprojekt der Wimmelbilderbücher erkundet neues Terrain: ob Sansibar auf Sylt oder Schönbrunn in Wien. Das spannendste Projekt des J. P. Bachem Verlags ist aus einer mutigen Idee entstanden: die Funktionsweise einer Stadt in einem Sachbuch abzubilden. "Köln – Wie geht das?" ist nicht nur im Handel erhältlich, sondern wurde zugleich im Team mit der Stadtspitze und der Oberbürgermeisterin allen Kölner Drittklässlern für den Sachkundeunterricht kostenlos zur Verfügung gestellt. Nicht nur in Köln, sondern auch in Mönchengladbach und demnächst in weiteren Städten freuen sich die Grundschüler auf ein Buch über ihre Stadt.

Aktuell ermutigte uns vor allem die langjährige Erfahrung in der Publikation kirchlicher und Kölner Themen zu einer Premiere: "Was die Gottlosen planen" ist der erste Kriminalroman im Programm, kürzlich erschienen und als spannende Serie angelegt. Die Hauptfigur, Laurenz Broich, ein in der Domstadt ermittelnder Pfarrer wird immer wieder unfreiwillig in die Detektiv­arbeiten seiner Schwester Linda hineingezogen. Er ist nicht bloß der erste Protagonist eines Krimis im J. P. Bachem Verlag, sondern auch der erste ermittelnde Pfarrer in ganz Köln. Dies sind nur einige Etappen unserer Verlagsgeschichte. Unsere Philosophie machen sie dennoch deutlich: sich immer wieder neu erfinden, dabei aber die eigenen Wurzeln nicht gänzlich verleugnen, um für unsere Leser authentisch zu bleiben.