Dan Brown präsentiert „Origin“

Über die letzten Fragen der Menschheit

16. Oktober 2017
von Börsenblatt
Für viele Leser ein Höhepunkt der Frankfurter Buchmesse: der Auftritt von Dan Brown am Samstagabend im Congress Center. Der US-amerikanische Star-Autor präsentierte im Gespräch mit Alf Mentzer (hr2 Kultur) seinen neuen Thriller „Origin“. Schauspieler Wolfram Koch („Tatort“) las einzelne Passagen aus der deutschen Übersetzung.

Der fünfte Band um Symbolforscher Robert Langdon war erst seit zehn Tagen auf dem Markt und bereits ein Verkaufsschlager, als Dan Brown zur Buchpremiere nach Frankfurt kam – sein einziger Auftritt in Deutschland. Rund 2000 Fans folgten dem literarischen Spektakel, bei dem der Autor über sein Buch, Religion, Wissenschaft und eine ausgeprägte Leidenschaft für Semiotik plauderte.

Nach einem Videobeitrag über Browns Recherchearbeit in Spanien, wo sich die Handlung seines neuen Romans „Origin“ (Bastei Lübbe) zuträgt, ging es zunächst um den Entstehungsprozess des zeitgleich in über 50 Sprachen erschienen Titels. Moderator Alf Mentzer fragte den Autor: „Wieso Spanien?“ Brown verriet, dass er die Architektur, die Landschaft und die Sprache des Landes bewundere; hat er doch Spanisch studiert und einige Jahre in Spanien gelebt. „Die alten, religiösen Traditionen, die neben dem technologischen Fortschritt weiterbestehen, passen hervorragend zu meinem Romankonzept“, erklärte er. „Die Frage, die mich umtreibt, lautet seit jeher: Wie konnte Gott die Wissenschaft bis heute überleben?“

Wissenschaft versus Religion

Brown, dessen Vater ein Mathematiker und dessen Mutter eine gläubige Christin waren, ist im Spannungsfeld von Wissenschaft und Religion aufgewachsen. Er habe sich schon früh der Wissenschaft verbunden gefühlt. „Unter unserem Weihnachtsbaum lag stets ein Zettel mit Codes, die ich entschlüsseln musste, bevor ich meine Geschenke bekam“, erzählte der Autor am Samstag. Diese Leidenschaft für Semiotik verfolge ihn bis heute – und er lebt sie in der Figur des Robert Langdon aus.

Darauf angesprochen, ob die Recherchearbeit zu „Origin“ nicht sehr mühsam gewesen sei, sagte Brown, dass er Inspiration aus seinen Nachforschungen ziehe: „Mein Schreiben resultiert unmittelbar aus meiner Recherche.“ Wie das Ergebnis eines solchen Prozesses klingt, wurde dem Publikum nicht vorenthalten. Schauspieler Wolfram Koch, der derzeit als Richard III am Schauspiel Frankfurt zu sehen ist, las eine Passage aus dem ersten Kapitel des Romans vor, in der Robert Langdon der Einladung eines seiner ehemaligen Studenten folgt. Edmond Kirsch ist 20 Jahre nach seinem Abschluss milliardenschwerer Futurologe, der die Antworten auf die zentralen Fragen der Menschheit zu kennen glaubt.

 

Die immergleichen Ingredienzen

 Neben der alten Bekanntschaft aus Langdons Vergangenheit kommen im Roman zudem allerhand Charaktere vor, die stark an die Figuren aus den vorangegangenen Büchern (u. a. „Illuminati“, „Sakrileg“) erinnern. An der Seite des Symbolforschers reist wieder eine brünette Schönheit, die zudem wahnsinnig intelligent und erfolgreich ist. Der fanatisch religiöse Antiheld darf ebenfalls nicht fehlen. Spätestens bei der dritten, von Koch vorgetragenen Szene des Abends, als ebendieser Bösewicht Ávila vorgestellt wird, beschleicht selbst den mäßig bewanderten Dan-Brown-Leser das Gefühl, dass er dieses Buch schon einmal gelesen hat.

 Dennoch – und das beweisen die 2000 begeisterten Gäste im Saal und die weltweit über 200 Millionen verkauften Bücher Browns – scheint das Konzept abermals aufzugehen. Es ist sein Markenzeichen und seine Leserschaft möchte mehr davon. So wird es im Saal einen Moment bedrückend still, als Mentzer fragt: „Ist dies das Ende?“. Schließlich beantwortet Langdon in dem rund 600 Seiten umfassenden Roman die Frage nach dem Ursprung der Menschheit, dem Leben überhaupt und dem Tod Gottes durch die Wissenschaft. „Ein gewagtes Vorhaben“, so Mentzer. „Und ich muss sagen: Es geht auf und lässt keine Fragen offen.“ Das sahen auch die Fans im Saal so, die Brown mit Standing Ovations huldigten. Auf eine Autogrammstunde mussten sie jedoch verzichten. Alternativ konnten sie am Ausgang vorsignierte Exemplare von „Origin“ kaufen.

Brown zum Nachhören

Eine Aufzeichnung des Abends mit Dan Brown wird am 15. Oktober um 18.05 Uhr auf hr2 Kultur ausgestrahlt.