Der Campus Calli erhält einen Buchshop

Buchcontainer trifft Mittelalter

24. April 2013
von Börsenblatt
Michael Schlageter, Inhaber der Linzgau-Buchhandlung in Pfullendorf, eröffnet am 22. Juni auf dem Campus Galli in Meßkirch eine mobile Filiale in einem Container: An drei Tagen die Woche will der Buchhändler selbst auf dem Areal Bücher und Regionalia verkaufen.

Im Sommer öffnet der Campus Galli, wo in den nächsten 40 Jahren unter Einsatz mittelalterlichen Werkzeugs und Technik eine karolingische Klosterstadt errichtet werden soll - eine wahre Mammutaufgabe. Das Experiment sorgte bereits für gewaltigen Medienrummel, die baden-württemberigsche Region verspricht sich vom Kraftakt der experimentellen Archäologie einen Touristenboom - und zusätzliche Einnahmen, die auch dem Einzelhandel zugute kommten könnten. Das Projekt zum Bau der gewaltigen Klosteranlage, die auf einen nie umgesetzten mittellalterlichen Bauplan zurückgeht, wurde vom rheinländischen Unternehmer Bert Geurten angestoßen.

Bereits vor zwei Jahren hat Buchhändler Michael Schlageter, den das Projekt fasziniert, mit dem Unternehmer Kontakt aufgenommen und eine mündliche Zusage für die Errichtung eines Buchshops getroffen. Nach dem Handschlag gab es nun auch noch entsprechende Verträge: Dort ist eine Schutzklausel vorgesehen - auf den Buchhändler kommen schließlich Investitionen und Mietkosten zu - ein zweiter Buchshop auf dem Areal ist darum zumindest in den nächsten fünf Jahren ausgeschlossen. Auch deshalb, weil niemand sagen kann, wie sich die Besucherzahlen auf der mittelalterlichen Baustelle entwickeln werden.

Nun kommt auf Michael Schlageter eine 7-Tage-Woche zu: An drei Tagen wird der Buchhändler im angemieteten Buchcontainer stehen und eigene Postkarten, Klosterpläne, Literatur zum Campus Galli, historische Romane wie "Der Name der Rose" und "Touristisches" (Regionalia) sowie eine Auswahl an Tageszeitungen anbieten. Dazu steht Schlageter ab dem 22. Juni auf rund 50 Quadratmetern im Kassenbereich des Campus Galli ein eigens angemieteter Container zur Verfügung. Die restliche Zeit verbringt er in seinem Buchladen, wo sein Team künftig häufiger ohen den Chef auskommen muss. "Es gehört schon Begeisterung dazu", macht sich der Buchhändler Mut.

Am Anfang wird es auf dem kommenden Klosterareal allerdings noch nicht allzuviel zu sehen geben: "Die Rohdung mit Ochsengespann dauerte etwa ein halbes Jahr", so der Buchhändler über Unwägbarkeiten des Projekts - die offizielle Eröffnung musste wegen der Verzögerung nach hinten geschoben werden. Zunächst soll, wie es im Mittelalter der Brauch war, eine improvisierte Holzkirche entstehen. Danach ensteht eine mittelalterliche Stadt - mehr als 50 Gebäude werden ohne Einsatz moderner Baumaschinen errichtet, sogar die Werkzeuge werden vor Ort geschmiedet.

Bis zur Winterpause am 11. November wird in diesem Jahr noch gebaut - Schlageter erwartet sich vom ersten Jahr noch keine Besucheranstürme: "Die Reiseveranstalter planen langfristiger." Doch im nächsten Jahr, so Schlageters Erwartung, soll der Rubel in der Klosterstadt rollen. "Es gibt einen sehr rührigen Pressechef", sagt der Buchhändler. Entscheidender Faktor für den Erfolg dürfte die Berichterstattung in den Medien sein. Schlageter glaubt an den Erfolg. Auch in Burgund gäbe es ein ähnliches mittelalterliches Bauprojekt, das große Wellen geschlagen habe.

Eine Bildergalerie zur Klosterstadt und TV-Berichte zum Campus Galli finden Sie auf der Seite der Stadt Meßkirch.