Deutsche Content Allianz mit Positionspapier

"Inhalte strömen nur, solange die Quellen sprudeln"

5. April 2017
von Holger Heimann
Die Deutsche Content Allianz (DCA), zu der auch der Börsenverein gehört, hat nachdrückliche Forderungen an die Politik, um die Rolle der Kultur- und Medienwirtschaft nachhaltig zu stärken.

Zum Auftakt der Kulturkonferenz in Berlin hat die Deutsche Content Allianz (DCA) heute ein Positionspapier vorgestellt, in dem "eine zukunftsfähige digitale Agenda" gefordert wird. Ziel ist es, "die Marktbedingungen und die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Kultur- und Medienwirtschaft" nachhaltig zu verbessern. Im Kern geht es dabei um eine Kräftigung des Urheberrechts und eine stärkere Stellung der Kreativwirtschaft im Wettstreit mit Internetkonzernen.

Die Deutsche Content Allianz ist ein Bündnis der Kultur- und Medienwirtschaft in Deutschland. Die seit 2009 in ihr zusammengeschlossenen Partner repräsentieren Unternehmen und Urheber aus der deutschen Buch-, Film-, Musik-, Presse- und Rundfunkbranche. Zum Pressegespräch in Berlin angetreten waren Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, Jürgen Doetz (VPRT, Verband Privater Rundfunk und Telemeden), Mathias Döpfner (BDZV, Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger), Dieter Gorny (BVMI, Bundesverband Musikindustrie), Harald Heker (GEMA), Jan Herchenröder (VDD, Verband Deutscher Drehbuchautoren), Alfred Holighaus (SPIO, Spitzenorganisation der Filmwirtschaft) und Stephan Holthoff-Pförtner (VDZ, Verband Deutscher Zeitschriftenverleger).

Unisono bekräftigten die acht Verbandschefs, dass kreative Inhalte wesentliche Bestandteile des digitalen Raums seien und entsprechend bezahlt werden müssten. "Inhalte strömen nur, solange die Quellen sprudeln" – unter dieser Maxime hatte man sich in Berlin versammelt. Damit verbunden war die Aufforderung an die Politik, auf europäischer Ebene für verbesserte rechtliche Rahmenbedingungen zu sorgen. Jürgen Doetz, Koordinator der DCA, sagte: "Für die Zukunft der Kultur- und Medienbranchen wie für die Zukunft Europas als Kultur-, Wirtschafts- und Gesellschaftsraum ist es unerlässlich, dass mit Blick auf den Wert von Inhalten ein Umdenken stattfindet – politisch, aber auch gesellschaftlich. Inhalte sind kein 'Beiwerk' technologischer Entwicklungen, sondern ihr wesentlicher Treiber."

Dieter Gorny machte das noch etwas anschaulicher: "Ohne Musik hätte es den ipod nicht gegeben." Und was wäre Amazon ohne Bücher? Gorny beklagte eine weiterhin fehlende Balance zwischen Inhalten und Technologien. Aber immerhin seien Fortschritte auszumachen: "Die Wippe kommt in Bewegung. Sie ist aber noch nicht in der Waagerechten."

In dem Positionspapier fordert die Allianz unter anderen "ein faires digitales Ökosystems". Das heißt, Online-Plattformen sollen die Kreativen und ihre Partner angemessen an der Wertschöpfung beteiligen, die sie mit deren vielfältigen Inhalten erzielen. Die Rechte der Urheber und ihrer Partner müssten gestärkt werden. Harald Heker beklagte, Internetkonzerne würden sich ihrer Verantwortung weitestgehend entziehen, indem sie sich auf die Rolle des Infrastruktur-Anbieters zurückzögen. 

Alexander Skipis wies darauf hin, dass ein starkes Urheberrecht Anreize liefert für Innovation und Investitionen in kreative Produkte. Auch die Kreativindustrie gedeihe (wie andere Industrien auch) am besten auf der Basis einer fairen Marktwirtschaft. "Niemand wird investieren, wenn er nicht die Aussicht hat, auch Gewinne zu erzielen", so Skipis. Mit der Digitalisierung sei die Vorstellung immer vorherrschender geworden, dass kreative Leistungen umsonst zu haben seien. Die deutsche Politik habe sich zum Erfüllungsgehilfen dieser Position gemacht. Auch Mathias Döpfner befand, dass der Schutz des geistigen Eigentums Grundvoraussetzung sei für den Erhalt der kulturellen Vielfalt. "Wenn sämtliche Brötchen umsonst zu haben wären, gäbe es bald keine Bäckereien mehr."

Döpfner wollte aber nicht missverstanden werden: "Wir sind kein Zusammenschluss von Kulturpessimisten oder Protektionisten. Die Digitalisierung bietet enorme Chancen für die Kreativwirtschaft. Wir können einen noch dynamischeren Prozess kreieren." Wichtig sei jedoch eine angemessene politische Regulierung dieser Entwicklung. Auf rein nationaler Ebene sei dies nicht zu erreichen, man müsse stattdessen europäische Regelungen finden. 

Die Kultur- und Medienwirtschaft beschäftigt in Deutschland 1,6 Millionen Menschen und erwirtschaftet rund 150 Milliarden Euro im Jahr. Sie steht damit im branchenweiten Ranking an dritter Stelle nach Automobilindustrie und Maschinenbau, aber etwa vor Chemie- und Energiewirtschaft, rechnete Doetz stolz vor. Dieses Gewicht soll noch nachdrücklicher ins Spiel gebracht werden: "Wir müssen raus aus der Randzone und rein ins Zentrum."