Die Sonntagsfrage

"Wie gefällt Ihnen die Selbständigkeit, Frau Nordhorn?"

7. April 2017
von Börsenblatt
Im vergangenen Sommer hat die ehemalige Weltbildmitarbeiterin Karin Nordhorn (51) an ihrem Wohnort Bünde in Ostwestfalen die Buchhandlung LeseEcke eröffnet. Was sie dabei erlebt hat und ob sich ihre Erwartungen erfüllt haben, erklärt die Neu-Inhaberin in der Sonntagsfrage.

Seit acht Monaten existiert er nun, mein eigener Laden: die Bünder LeseEcke. Und ich kann aus vollem Herzen sagen - ich bereue nichts! Der Wechsel vom Angestelltendasein bei einem Filialisten zur
Unternehmerin war ein kurzer, steiniger, aber überaus spannender Weg.

In nur drei Monaten von der Idee bis zur Eröffnung der eigenen Buchhandlung, das war schon eine echte Herausforderung und nicht wenige haben mich schlicht für verrückt erklärt. Doch mit der Hilfe vieler guter Freunde, durchgemachter Tage und Nächte und viel Herzblut, war es dann soweit: Die Bünder LeseEcke erblickte das Licht der Welt.

Vom ersten Tag an wurde mein Laden gut angenommen und wir haben viel Zuspruch und Lob von unseren Kunden für unser Engagement bekommen. Im Nachhinein würde ich bestimmt manches anders machen. Vor allem würde ich mir mehr Zeit für Planung und Entscheidungen nehmen, aber jetzt bin ich endlich meine eigene Chefin und kann mich den ganzen Tag mit der schönsten Sache der Welt beschäftigen, der Literatur.

Die Zusammenstellung des Sortiments, die Dekoration des Ladens, die Gestaltung von Events, Lesungen und Büchertischen – alles, was ich früher schmerzlich vermisst habe, kann ich jetzt in vollen Zügen ausleben. Zwar hat das Dasein als Inhaberin auch seine Schattenseiten, zum Beispiel Bürokratie und aller möglicher Schreibkram. Aber das Gefühl, wenn der eigene Laden von den unterschiedlichsten Menschen so gut angenommen wird, dass aus Laufkunden Stammkunden werden, ist unvergleichlich! und in unserem ersten, sehr erfolgreichen Weihnachtsgeschäft konnten wir dieses Gefühl ausgiebig genießen.

Ich bin mit meiner kleinen Buchhandlung gut in Bünde aufgenommen worden und nicht zuletzt der Schwerpunkt Regionalia (Buch und Non-Book) hat mir viele zufriedene Kunden und gute Kontakte im kulturellen Leben meiner Heimatstadt eingebracht. Viele neue Projekte sind bereits in Planung und ich freue mich schon jetzt auf die neuen Herausforderungen, die das Buchhandelsjahr so mit sich bringt, wie zum Beispiel mein erstes Schulbuchgeschäft.

Und ich weiß schon jetzt, was ich in acht Monaten auf die Frage, ob ich es noch einmal machen würde, sagen werde: "Ja - und ich habe es nicht bereut!"