Die Sonntagsfrage

Frankfurt hat die Buchmesse - braucht die Stadt da noch eine Verlagsschau, Frau Schutzbach?

16. November 2018
von Börsenblatt
Am Main soll im April 2019 die erste "Frankfurter Verlagsschau" stattfinden. Warum die Veranstaltung eher an einen Weihnachtsmarkt als an eine Buchmesse erinnern wird, erklärt Anya Schutzbach, Verlegerin von weissbooks.w - und Vorsitzende des frisch gegründeten Vereins Pro Libris, der die Premiere organisiert.

"Frankfurt ist eine Buchstadt, Frankfurt ist eine Literaturstadt. Das weiß, salopp gesagt, jedes Kind. Dass Frankfurt aber auch eine Verlagsstadt ist, das ist sicher nur den Wenigsten so richtig bewusst. Denn mit über 30 Verlagen, deren Festnetz-Telefonnummer mit "069" beginnt, ist Frankfurt unbedingt eine Verlagsstadt.

Um das sichtbar zu machen, haben wir uns immer wieder darüber Gedanken gemacht, wie man auch in Goethes Geburtsstadt eine sogenannte Verlagsschau auf die Beine stellen könnte – nach dem Vorbild ähnlicher Konzepte in München, Hannover, Stuttgart, Lübeck u.a. m.

Ob in Literaturhäusern, in Kirchen oder kommunalen Liegenschaften – überall, wo wir mit weissbooks.w an solchen "kleinen Buchmessen" teilgenommen haben, staunten wir, mit wie viel Neugier das Publikum herbeiströmte: Neugier auf Programme, die der reguläre Buchhandel in der Breite nicht präsentieren kann, Neugier auf ein bibliophiles Angebot, das oft in limitierten Auflagen produziert und darum meist nur direkt über den Verlag verkauft wird, Neugier auf AutorInnen jenseits der Bestsellerlisten, auf direkte Gespräche mit Büchermachern und Verlegern.

Wer bis hierhin gelesen hat, wird gemerkt haben, warum diese Verlagsschau rein gar nichts mit der Frankfurter Buchmesse zu tun hat. Sie ist eben keine Messe. Sie ist vielleicht eher vergleichbar mit dem Weihnachtsmarkt: Sie kostet keinen Eintritt, man kann stöbern, Kaffee trinken (auf Wunsch und je nach Wetterlage organisieren wir auch im April Glühwein), Kuchen essen.

Sie ist ein Markt, auf dem man sich mit Freunden trifft, unverhoffte Entdeckungen macht, Geschenke findet. Ein Markt für Sammler, Suchende und Verführbare, für Leseratten, Buchliebhaber, Bookster. Und sowieso für Alle, die das Außergewöhnliche lieben, signierte Exemplare, vergriffene Bücher, Schnäppchen, limited editions – oder buchnahe, schöne Non-Book-Artikel.

Besonders unterstreichen möchte ich, dass es auch eine Verlagsschau für BuchhändlerInnen ist. Aus zwei Gründen: Zum einen können sie sich umfassend und in Ruhe über die Programme der örtlichen Verlage informieren (wozu häufig im Rahmen der regulären Einkaufspraktiken nicht der Raum ist) und Leckerbissen für ihre Kunden herausfischen.

Zum zweiten hat sich gezeigt, dass viele Besucher später in den lokalen Buchhandel gehen, um auf der Verlagsschau gemachte Entdeckungen dort zu erwerben; die Schau ist also gewissermaßen ein begehbares Appetithäppchen, dessen anregende Wirkung gern zeitverzögert einsetzt.

Was uns noch unterscheidet? Das nur begrenzt Internationale. Zwar werden die (durch ein Kuratorium gewählten und jährlich in neuer Zusammensetzung gemischten) Frankfurter Verlage zehn "fremde" Verlage dazu einladen, die dann natürlich auch aus Österreich und der Schweiz kommen können. Der Fokus aber liegt im Lokalen – wie es der Name schon sagt: "069 – Die Frankfurter Verlagsschau".

Also: Save two dates im Kalender

  • Die Verlagsschau am 6./7. April 2019 (rechtzeitig vor Ostern), in der Evangelischen Akademie in Frankfurt (am Römer),
  • und die Informationsveranstaltung für interessierte Teilnehmer, Besucher, Medienpartner und Sponsoren am Montag, dem 26. November um 18 Uhr im Haus des Buches, Braubachstraße 16 in Frankfurt."