Die Sonntagsfrage

Geht die Flatrate für E-Books komplett am Buchhandel vorbei?

27. Juli 2014
von Börsenblatt
Der neue E-Book-Service von Amazon, Kindle Unlimited, könnte dem E-Book-Lending einen kräftigen Schub geben. Wie immer beim Thema E-Book stellt sich auch hier die Frage, ob der Buchhandel an diesem Geschäftsmodell partizipieren kann. Tobias Schmid, Sprecher des AK ECom im Sortimenter-Ausschuss, sieht durchaus Perspektiven – aber nur, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind.
Das Geschäftsmodell ist für E-Books sehr naheliegend, und grundsätzlich gibt es keinen Grund, warum Buchhandlungen nicht auch Flatrate-Modelle für digitale Produkte anbieten sollten. Das wird sicher ein interessanter Markt werden, und wir Händler sollten den Anschluss halten. 

Bevor wir aber überhaupt eine Chance bekommen, ein entsprechendes Angebot zu schnüren, stehen zwei Hausaufgaben an, die mit nicht unerheblichem Aufwand verbunden sind und die wir auch nicht allein lösen können. Es sind immer Dritte mit im Boot:

  • Die gegenwärtigen Lizenzmodelle der Aggregatoren geben ein Flatrate-Angebot nicht her. Da es aber meines Wissens außer der Tolino-Allianz in Deutschland keinen Buchhändler gibt, der direkt Lizenzverträge mit den Verlagen geschlossen hat, bleibt zumindest vorerst nur der Weg über die Aggregatoren. Es müssen also zunächst multilateral die lizenzrechtlichen Bedingungen für Flatrateangebote geschaffen werden.
  • Ein Flatrate-Modell hat eher die Struktur eines Abonnements als die eines Einzelverkaufes. Derzeit sind die mir bekannten gängigen Buchhandelsshops nicht auf den Verkauf von Abonnements hin ausgelegt. (Die Angebote der großen Fachbuchhandlungen mögen da eine Ausnahme sein.) Die Shop-Anbieter stehen vor der Aufgabe, Ihre Artikelanzeige und vor allem die Warenkorbabwicklung so anzupassen, dass die Shops mit abo-artigen Produkten überhaupt umgehen können. Das stellt eine anspruchsvolle strukturelle Umstellung dar, die einige Programmierkosten verursachen wird.
Der erste Schritt muss die Klärung der lizenzrechtlichen Bedingungen sein. Hier sehe ich auch durchaus ein gemeinsames Interesse von Verlagen, Aggregatoren und Handel, denn wenn dieser Markt schlussendlich am Ende nur von wenigen beackert wird, dann werden die Verlage leicht erpressbar. Sobald bezüglich der Lizenzbedingungen Klarheit herrscht, werden aber auch wir Shop-Betreiber gemeinsam mit den Anbietern mit Volldampf an die technische Realisierung gehen müssen. Der Markt schläft nicht, und wieder einmal sind andere die Trendsetter, denen wir nicht zu viel Vorsprung geben sollten.