E-Book-Ausleihe

"Mit Skoobe erreichen wir auch Leser, die keine Buchhandlung besuchen"

29. Februar 2012
von Börsenblatt
Der Start der E-Book-Ausleihe Skoobe von Holtzbrinck, Random House und Arvato eröffnet neue Möglichkeiten der kommerziellen Nutzung von E-Books. Christian Damke, einer der beiden Geschäftsführer des Münchner Start-Ups, über ein interessantes Zusatzgeschäft, mit dem auch neue, buchhandelsferne Zielgruppen erreicht werden.

Sind E-Book-Leihmodelle eine interessante Alternative zum E-Book-Verkauf?
Man sieht in dem nun auch in Deutschland sich entwickelnden E-Book-Markt sehr deutlich, dass es unterschiedliche Nutzertypen mit sehr unterschiedlichen Anforderungen gibt. Wir haben eng mit Verlagen und Autoren daran gearbeitet, das Beste aus der digitalen Welt mit den Vorteilen einer herkömmlichen Bibliothek zu kombinieren. Skoobe erreicht damit auch Leser, die bislang keine Buchhandlung besuchen. Skoobe ist attraktiv für Kunden, die sonst keine Bücher für ihre mobilen Geräte gekauft hätten – sondern ihre Zeit anders nutzen würden.

Ist Ihr Geschäftsmodell auch ein Beitrag zur Eindämmung der Internetpiraterie?
Die mobile Bibliothek verhindert Casual Piracy gerade bei jüngeren Zielgruppen durch ein attraktives, geräteübergreifendes Angebot. Wir wollen neue, zusätzliche Zielgruppen gewinnen. Etwa 25 Prozent der Leser sind Vielleser, aber nur etwa fünf Prozent der Buchkäufer fallen in diese Kategorie. Dieses Marktpotential wollen wir aktivieren, und wir sind überzeugt, dass wir jüngeren Zielgruppen eine technisch adäquate Alternative und die beste Leseerfahrung auf Smartphones und Tablets bieten können.

Haben Sie prüfen lassen, ob Ihr Angebot eventuell mit der Preisbindung für E-Books kollidieren könnte?
Unser Geschäftsmodell kollidiert nicht mit der Preisbindung, denn wir verkaufen ja keine E-Books. Wir verleihen lediglich einzelne Titel an registrierte Skoobe-Mitglieder. Unsere Gesellschafter unterstützen seit vielen Jahren ausdrücklich die Preisbindung für Bücher und E-Books, daran wird sich durch den Start von Skoobe natürlich nichts ändern.

Welche Lizenzvereinbarung haben sie mit den teilnehmenden Verlagen abgeschlossen?
Bei Skoobe bekommen die Verlage – und damit auch die Autoren – eine Beteiligung für jedes geliehene und gelesene Buch. Der Erlös in einem Leihmodell ist natürlich nicht mit einem Verkaufserlös vergleichbar. Wir sind ein Unternehmen aus der Verlagsbranche und können nur dann erfolgreich sein, wenn Autoren und ihre Verlage eine attraktive Vergütung bekommen. Skoobe ist da in unseren Augen ein Zusatzangebot.

Was versprechen Sie sich langfristig davon?
Es geht uns darum, zusätzliche Kundengruppen zu erreichen. Daneben wird das Angebot von komfortabel verfügbaren Leseproben mit Sicherheit auch einen positiven Effekt auf Buchkäufe in den klassischen Vertriebswegen, also im Buchhandel, haben. Außerdem bietet die Mitgliedschaft bei Skoobe Lesern die Möglichkeit, einen erworbenen Printtitel unterwegs parallel in der digitalen Version zu lesen.

Wieviele Verlage nehmen inzwischen an Skoobe teil – und mit welchen Büchern?
Wir haben mehr als 8.000 Titel aus über 70 Verlagen im Angebot und versuchen, jedem Mitglied das richtige Buch anzubieten. Unsere Zielgruppe ist nicht mit der Zielgruppe im E-Book-Handel identisch, deshalb empfehlen wir auch spannende Titel aus der Backlist. Es ist aber kein Vollsortiment geplant, das etwa Fachbücher oder Diplomarbeiten mit umfassen würde. Stattdessen wollen wir eine möglichst große Auswahl an unterhaltender Literatur aus den Publikumsverlagen offerieren. Wir sind in intensivem Austausch mit zahlreichen weiteren Verlagen und sehr zuversichtlich, bald weitere Titel ins Angebot aufnehmen können.

Interview: Michael Roesler-Graichen