Egner schließt Ladenlokal in Lippstadt

„Büro für Bücher“ ist ab April für die Stammkunden da

17. Februar 2017
von Börsenblatt
Die Buchhandlung Egner wurde 1981 gegründet. Zum 31. März schließt Walter Egner (63) das inhabergeführte Sortiment in Lippstadt, für das er eigentlich schon einen Nachfolger gefunden hatte. Mit dem „Büro für Bücher“ wollen Eva Egner und ihr Mann weiter für die Kunden da sein.

Gegründet auf der Lange Straße 8, hatte das Buchhändlerpaar im Januar 1986 das zweistöckige Ladenlokal in der Geiststraße bezogen, etwa 50 Meter vom Lippstädter Rathaus entfernt, aber eben in einer Seitengasse. „Wir hatten bald einen Ruf weg. Meine Frau und unsere Mitarbeiterin als Buchhändlerinnen mit Herz und ich bin wohl für meine Sprüche berüchtigt. Wenn ein Schüler fragt: ‚Haben Sie die Pest?`‘, dann antworte ich ‚Sehe ich so aus?‘“, flachst Walter Egner. Die einschlägigen Seiten im Internet listen Kommentatoren auf, die ihre engagierten Buchhändler und die besonders familiäre Atmosphäre in der Buchhandlung loben.

Als Thalia kurz vor der Einführung des Euros kaum 150 Meter entfernt eine Filiale auf 450 Quadratmetern eröffnete, knabberte das natürlich am Umsatz. Mehr als 30 Prozent der Einnahmen, berichtet Egner, gingen an die Buchkette verloren. Aber aufgeben kam für die Egners nicht in Frage, sie modernisierten ihre Buchhandlung, passten das Sortiment an – für eine benachbarte Buchhandlung wurde der jedoch Konkurrenzdruck zu hoch.

Doch seit einigen Jahren machen Leerstände in und um die Geiststraße den Egners zu schaffen. „Das letzte Weihnachtsgeschäft war das schlechteste seit 20 Jahren“, sagt der 63-jährige Buchhändler, dem es unter diesen Umständen nicht leicht fiel, einen Nachfolger zu finden. Doch kaum war der Vertrag unterschriftsreif, sei die Hiobsbotschaft gekommen: Das Haus werde verkauft, der neue Vermieter wolle die Miete anheben und in den Vertrag gleich eine Staffelmiete festhalten - kein unüblicher Vorgang für Gewerbeflächen. „Aber zu viel für unseren Nachfolger“, berichtet Egner.

Seine Frau hätte ein Jahr lang die neuen Inhaber beim Übergang begleiten sollen – all diese Pläne waren über Nacht obsolet. „Manchmal glaube ich, wir Buchhändler sind wie Pandabären - wir sterben allmählich aus“, seufzt Egner, der sich nach 35 Jahren Selbstständigkeit den Galgenhumor bewahrt hat. Aufgeben wollen er und seine Frau Eva auch dieses Mal nicht. Die Rechnungs- und treuen Stammkunden sollen durch das neu gegründete „Büro für Bücher“ nach der Schließung der Buchhandlung Egner betreut werden – auch ohne Ladenlokal. Längst schmiedet das Buchhändlerpaar neue Ideen. „Einen unsere Mitarbeiter konnten wir auch schon weitervermitteln“, sagt Egner.