Einzelhandels-Vermietungen in 1a-Lagen

Klein- und Mittelstädte im Trend

28. April 2016
von Börsenblatt
Der Einzelhandel schloss im ersten Quartal 254 Mietverträge in Innenstadtlagen (1a-Lagen) ab − 25 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum (203). Dabei verlagern sich die Abschlüsse weiter in kleine und mittlere Städte, macht der aktuelle "Einzelhandelsmarktüberblick" von Jones Lang Lasalle (JLL) als Trend aus.

Auch beim Flächenumsatz gab es laut JLL-Studie im ersten Quartal einen deutlichen Zuwachs gegenüber dem Vorjahresquartal − um rund 11 Prozent auf 121.200 Quadratmeter. Dabei sank der Anteil der Big 10-Standorte (Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, München, Nürnberg und Stuttgart) am Flächenumsatz auf 30 Prozent (Vorjahr: 33 Prozent) und bei den Abschlüssen auf 39 Prozent (Vorjahr: 40 Prozent).

"Die Wahrnehmung vieler Marktteilnehmer, dass der Jahresauftakt eher schwach war, wird von den blanken Zahlen zunächst nicht bestätigt", sagt Dirk Wichner, bei JLL Head of Retail Leasing Germany. "Allerdings spiegelt sich hier die Schwäche der Big 10 wider, die in der subjektiven Betrachtung der Akteure häufig im Fokus stehen. Insbesondere in Berlin – und das bestätigen die Zahlen – hat man derzeit das Gefühl, der Markt steht still. Das liegt daran, dass auch Großstädte abseits der Big 10 mittlerweile entsprechende Mietflächen anbieten können. Zudem werden diese Städte in den kommenden Quartalen weiter kräftig aufholen, da Investoren mittlerweile auch in dort viele Objekte bauen."

Die Vermietungen unter 100 Quadratmeter machten 26 Prozent aller Abschlüsse aus, teilt JLL mit. Noch etwas höher war der Anteil bei Mietflächen von 100 bis unter 250 Quadratmetern (30 Prozent). Großflächen ab 1.000 Quadratmeter sorgten für 12 Prozent der Abschlüsse (Jahr 2015: 13 Prozent), allerdings war der Anteil beim Flächenumsatz mit 63.900 Quadratmetern deutlich höher (52,7 Prozent). Bei den Großflächen gab es 31 Abschlüsse, darunter Woolworth und TK Maxx mit je drei.

Daten der "BIG 10" im Überblick

Vermietungsumsatz im ersten Quartal in Quadratmetern; Veränderung zum Vorjahr:

Stuttgart: 9.700 (+782 Prozent; Vorjahresrang: 9). Hier wirkte sich laut JLL die Primark-Anmietung aus. München: 5.200 (+8 Prozent; Vorjahresrang: 2) Frankfurt/Main: 4.100 (+156 Prozent; Vorjahresrang: 7) Berlin: 4.100 (-15 Prozent; Vorjahresrang: 2, gleicher Umsatz wie München). Für Berlin der schlechteste Jahresauftakt der letzten sechs Jahre, berichtet JLL.
Köln: 3.200 (+88 Prozent; Vorjahresrang: 8) Düsseldorf: 3.100 (-28 Prozent; Vorjahresrang: 4) Hamburg: 2.900 (-70 Prozent; Vorjahresrang: 1) Leipzig: 2.600 (unverändert; Vorjahresrang: 6) Nürnberg: 600 (-40 Prozent; Vorjahresrang: 10) Hannover: 500 (-88 Prozent; Vorjahresrang: 5)

Textilbranche am aktivsten

Die Textilbranche hatte mit 30 Prozent den größten Anteil am gesamten Flächenumsatz, der zweitplatzierte Bereich Gastronomie / Food verringerte den Abstand weiter, kam auf 24 Prozent. Den dritten Rang belegte der Bereich Gesundheit / Beauty (11 Prozent). Schreibwaren/Bücher werden nicht gesondert aufgeführt, ihr Anteil am Flächenumsatz in Innenstadtlagen ist zu gering.

Spitzenmieten in München, Berlin und Frankfurt

Für das erste Halbjahr 2016 mussten Neumieter 300 Euro/m²/Monat oder mehr − wie gehabt − in München (Kaufingerstraße-Marienplatz: 360 Euro), Berlin (Tauentzienstraße: 350 Euro) und Frankfurt am Main (Zeil: 310 Euro) zahlen. In der Tauentzienstraße gab es mit plus 17 Prozent auch den größten Anstieg gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahrs. Daneben verzeichnet JLL lediglich für Hamburg einen Anstieg der Spitzenmiete (plus 2 Prozent) − für die anderen acht Big 10-Städte gibt es keine Veränderung gegenüber dem Vorjahr. Der günstigste BIG 10-Standort − bezogen auf die Spitzenmieten − war Leipzig (Grimmaische Straße: 120 Euro).

JLL analysiert für den "Einzelhandelsmarktüberblick" den Vermietungsmarkt in 1a-Lagen von bundesweit 185 Städten.