Einzelhandels-Vermietungen in 1a-Lagen

Renaissance der Metropolen

23. Oktober 2018
von Börsenblatt
Der Einzelhandel hat in städtischen 1a-Lagen im dritten Quartal 2018 121.700 Quadratmeter Fläche neu angemietet − das waren rund 24 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Das hat das Beratungsunternehmen Jones Lang Lasalle (JLL) ermittelt.

In ihrem Einzelhandelsmarktüberblick für Deutschland zum dritten Quartal haben die Marktforscher von JLL zudem herausgefunden, dass die Big 10-Städte (Berlin, Köln, Düsseldorf, Leipzig, Stuttgart, Hamburg, München, Frankfurt/Main, Hannover und Nürnberg) sich wieder der Dominanz früherer Tage annähern: Nach einem eher zurückhaltenden Start ins laufende Jahr hätten sie ihren Anteil am Gesamtflächenvolumen nach drei Quartalen mit 161.300 Quadratmetern auf 45 Prozent gesteigert – allein im dritten Quartal habe der Anteil bei 54 Prozent gelegen (erstes Quartal: 44 Prozent; zweites Quartal: 36 Prozent). Damit hätten die Big 10 das Vorjahresergebnis bereits jetzt um rund ein Drittel übertroffen. Ihr Anteil an den 282 Abschlüssen im dritten Quartal lag bei 48 Prozent.

Im gesamten Markt wurden in den ersten drei Quartalen zusammen 360.000 Quadratmeter Flächen in 1a-Lagen neu angemietet, bei rund 800 Abschlüssen. Das entspreche einem Plus von 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, so JLL.

Dirk Wichner, Head of Retail Leasing JLL Germany, blickt voraus: "Hält diese Konstanz an und der Markt kommt auf 480.000 m², hätte er wieder das Niveau des Jahres 2016 erreicht und sich erstmals in den vergangenen vier Jahren wieder im Jahresvergleich gesteigert."

Fokus auf kleine Flächen

Über die Hälfte (53 Prozent) der angemieteten Flächen waren in den ersten drei Quartalen bis 250 Quadratmeter groß. 20 Prozent lagen zwischen 250 bis unter 500 Quadratmeter, 15 Prozent zwischen 500 bis unter 1.000 Quadratmerter und nur 12 Prozent lagen über 1.000 Quadratmeter.

Begehrtester Markt ist München

Die langfristige Rückkehr zu deutlich mehr als 500.000 Quadratmeter Vermietungsumsatz pro Jahr erscheine dennoch unwahrscheinlich. Das unterstreiche die von JLL neu erhobenen Verfügbarkeitsquote für neun deutsche Metropolen. Untersucht wurden 2.250 Ladenlokale in ausgewählten 1a-Lagen mit einer Verkaufsfläche von rund 2 Mio. Quadratmetern. Aktuell stehen für 149.600 Quadratmeter bzw. 252 Ladenlokale die zukünftigen Mieter noch nicht fest. "Damit ist die Nachfrage nach Einzelhandelsflächen nicht mehr deutlich höher als das Angebot, was auch zu einer veränderten Verhandlungsbasis für Eigentümer und Nutzer führt", erklärt Dirk Wichner. Begehrtester Markt sei München mit einer Quote von 2 Prozent verfügbarer Fläche. Köln habe mit 9 Prozent verfügbarer Fläche eine der höchsten Quoten.

Fast alle Big 10 im Aufwind

Das spiegele sich auch bei den Vermietungsumsätzen der Big 10 wider, wo Köln mit 30.400 Quadratmetern (+162 Prozent zur Vorjahresperiode) in den ersten drei Quartalen 2018 direkt hinter Spitzenreiter Berlin mit 34.800 Quadratmetern (+107 Prozent) rangiert. Mit Abstand folgen Düsseldorf (18.800 Quadratmeter; +65 Prozent), Leipzig (17.600 Quadratmeter; +245 Prozent) und Stuttgart (14.800 Quadratmeter; +56 Prozent). Erst danach reihen sich die beiden Millionenstädte Hamburg (14.200 Quadratmeter; -6 Prozent)) und München (13.100 Qudratmeter; +77 Prozent) ein, ehe Frankfurt (11.500 Quadratmeter; +105 Prozent), Hannover (3.700 Quadratmeter; +61 Prozent) und Nürnberg (2.400 Quadratmeter; -37 Prozent) folgen.

Im Branchenvergleich setze sich der Trend fort, dass Textilhändler ihre einstige Dominanz schrittweise abgeben. Oft würden Gastronomie sowie die Gesundheit/Beauty-Branche in die dadurch entstehende Lücke stoßen  – darunter Burgerkonzepte wie "Hans im Glück", die in diesem Jahr bislang acht neue Restaurants eröffneten, oder Fitnessstudios in 1a-Lage.

Spitzenmieten außerhalb der Big 10 sinken

Während die Spitzenmieten in den 175 beobachteten Einzelhandelsstandorten außerhalb der Big 10 im Schnitt um vier Prozent zurückging, blieb sie in den zehn größten Metropolen weitgehend stabil – nur Hannovers Georgstraße gab um drei Prozent nach.

"In fast allen Standorten wirkt sich die zurückgegangene Nachfrage und der geringere Flächenbedarf vieler Händler mit Omni-Channel-Strategien aus. Das bietet aber auch Chancen für innovative Konzepte oder kleinere Händler, die sich bislang nicht gegen große Ketten durchsetzen konnten", so das Fazit von Dirk Wichner.

Der ausführliche JLL-Report kann hier heruntergeladen werden.