Evangelischer Buchpreis 2018

Susann Pásztor für Roman über einen Hospizhelfer ausgezeichnet

2. März 2018
von Börsenblatt
Für ihren Roman "Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster" (Kiepenheuer & Witsch) erhält Susann Pásztor den mit 5.000 Euro dotierten Evangelischen Buchpreis 2018.

Die Jury hat den Titel aus 90 Vorschlägen von Leserinnen und Lesern ausgewählt und begründet ihre Entscheidung wie folgt: "Susann Pásztor ist ein wahres Kunststück gelungen. Sie hat einen Roman über Sterbebegleitung geschrieben, der nicht traurig macht, sondern mit viel Humor Lust aufs Leben weckt. Die 60-jährige Karla ist unheilbar an Krebs erkrankt. Sie bittet beim Hospizverein um jemanden, der sie in den letzten Wochen ihres Lebens begleitet. Für Fred, der auf der Suche nach einer sinnvollen Aufgabe gerade die Ausbildung zum Hospizhelfer absolviert hat, wird Karla damit zu seinem ersten 'Fall'. Seine gut gemeinten, aber hilflosen Angebote stoßen bei Karla auf schroffe Ablehnung. Sie will keine Liste von Dingen, die sie vor ihrem Tod unbedingt noch erleben müsste. Sie will einen Menschen, der in ihrer Nähe ist, wenn sie ihn braucht, und der sich zurückzieht, wenn sie allein bleiben will. Es dauert eine ganze Weile, bis Fred nicht mehr seine Vorstellungen von einer richtigen Begleitung umsetzen möchte, sondern auf die Bedürfnisse von Karla eingehen kann. Unerwartete Hilfe bekommen beide von Freds 13-jährigem Sohn Phil. Er hilft Karla, die eine leidenschaftliche Fotografin war, unzählige alte Negative zu scannen. Und er lernt, Karla mit ihren Bedürfnissen zu verstehen. Beeindruckend, wie die Autorin die behutsame Annäherung des Jungen an die todkranke Karla erzählt", so die Jury. Die zudem die scharfe Beobachtungsgabe von Pásztor lobt. Immer wieder schwinge die Frage mit, was die Hilfsbereiten selbst von ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit haben. Das Fazit der Jury: "Ein wunderbarer Roman, der den Tod ernst und das Leben mit all seinen Wirrungen doch leicht nimmt."

Zur Autorin

Susann Pásztor wurde 1957 in Soltau geboren. Sie studierte Kunst und Pädagogik und lebt heute als freie Schriftstellerin in Berlin. Ihr Debütroman "Ein fabelhafter Lügner" erschien 2010, wurde in mehrere Sprachen übersetzt und 2012 mit dem Berthold-Auerbach-Literaturpreis ausgezeichnet. 2013 erschien der Roman "Die einen sagen Liebe, die anderen sagen nichts" (Kiwi TB 1326). Die Autorin hat eine Ausbildung zur Sterbebegleiterin abgeschlossen und ist seit mehreren Jahren ehrenamtlich tätig.

Die Preisverleihung findet am 16. Mai in der Paul-Gerhardt-Kirche/ Stephanienbad in Karlsruhe statt.

Zum Preis

Der Evangelische Buchpreis wird seit 1979 vom Dachverband evangelischer öffentlicher Büchereien, dem Ev. Literaturportal, verliehen. Gesucht werden Bücher, die anregen über uns selbst, unser Miteinander und unser Leben mit Gott neu nachzudenken.

Die Jury wählte neben dem Preisbuch 12 weitere Titel für die Empfehlungsliste aus: Romane, Sachbücher, Kinder-und Jugendbücher. Der Jury gehören vier Mitarbeitende evangelischer Bibliotheken, zwei Jugendliche, zwei Theologen und die Geschäftsführung des Ev. Literaturportals an. 

Empfehlungsliste 2018

Belletristik

  • Kling, Marc-Uwe: "QualityLand". Ullstein, 2017
  • Knauss, Sibylle: "Der Gott der letzten Tage." Klöpfer & Meyer, 2017
  • Menasse, Robert: "Die Hauptstadt". Suhrkamp, 2017
  • Wolff,  Iris: "So tun, als ob es regnet". Müller, 2017

Kinder- und Jugendbuch

  • Engelmann, Reiner: "Anschlag von rechts". Cbj, 2017
  • Höfler, Stefanie: "Tanz der Tiefseequalle". Beltz & Gelberg, 2017
  • Pauli /Schärer: "Fell und Feder". Atlantis, 2017
  • Raschke, Jens: "Schlafen Fische?" Mixtvision, 2017

Sachbücher für Kinder und Erwachsene

  • Blom, Philipp: "Was auf dem Spiel steht". Hanser Berlin, 2017
  • Leitzgen, Anke M.: "Das sind deine Rechte!" Beltz & Gelberg 2017
  • Piepgras, Ilka: "Wie ich einmal auszog, den Tod kennenzulernen, und dabei eine Menge über das Leben erfuhr". Droemer, 2017
  • Wohlleben, Peter: "Hörst du, wie die Bäume sprechen?" Oetinger, 2017