Frankfurter Buchmesse: Raif Badawi Award für den türkischen Journalisten Ahmet Şik

"Meinungsfreiheit ist ein Menschenrecht"

11. Oktober 2017
von Börsenblatt
Der türkische Journalist Ahmet Şik ist am Mittwoch auf der Frankfurter Buchmesse mit dem "Raif Badawi Award for courageous journalists" ausgezeichnet worden. Şik, seit Dezember 2016 in seiner Heimat inhaftiert, schreibt unter anderem für die regierungskritische Zeitung "Cumhuriyet". Sein Buch "Die Armee des Imam" galt in der Türkei als das "gefährlichste Buch des Landes".

Vergeben wird der Preis von der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. Der Börsenverein unterstützt die Auszeichnung, die nach dem Blogger Raif Badawi benannt wurde. Badawi sitzt seit 2012 in Saudi-Arabien in Haft und wurde zu 1000 Peitschenhieben verurteilt. Mit bewegenden Worten schlug Badawis Frau Ensaf Haidar am Podium den Bogen vom Namensgeber zum Preisträger: "Beide zahlen einen enormen Preis dafür, dass sie darauf bestanden haben, frei und ehrlich zu schreiben". Ihre Hoffnung sei es, "dass wir uns auf der Messe im nächsten Jahr mit beiden in Freiheit wieder sehen," so die Menschenrechtsaktivistin bei der Preisverleihung zum Publikum.

Şiks Anwalt Can Atalay nahm die Ehrung stellvertretend für den Journalisten auf der Messe entgegen und überbrachte eine Botschaft von Ahmet Şik aus dem Gefängnis: Dass er den Raif Badawi Award bekomme, mache ihn stolz und sei zugleich schmerzlich, so der Journalist: "Der Kampf, den Raif Badawi mit Unterstützung seiner Ehefrau kämpft, gibt uns allen Kraft," ließ Şik übermitteln. Mit der türkischen Regierung ging er hart ins Gericht. Die Ungerechtigkeit sei in der Türkei zum System geworden. Und: "Die Abfallhalde der Politik ist voll von solchen faschistoiden Regierungen."

Der frühere Bundesinnenminister Gerhard Baum machte in seiner Laudatio auf Şik deutlich, dass es ein Menschenrecht auf Meinungsfreiheit gebe - und dass eine Demokratie ohne Meinungsfreiheit zum Sterben verurteilt sei. "Wir können nicht an alle denken, die im Gefängnis sitzen, aber wir müssen exemplarisch an einige denken - und zeigen, dass uns ihr Schicksal nicht gleichgültig ist."

cro