Frankreich

Virgin in der Online-Krise

6. Juli 2015
von Börsenblatt
Der Medienkaufhauskette Virgin Megastore droht in Frankreich die Insolvenz. Jetzt schaltet sich die Kulturministerin ein.

Das Unternehmen betreibt in Frankreich 26 Filialen mit 1.000 Mitarbeitern und verzeichnete in den vergangenen Jahren starke Einbußen, nicht zuletzt durch die wachsende Online-Konkurrenz. Für Mittwoch hat die Belegschaft zu einer Protestaktion vor dem Geschäft auf den Champs-Elysées in Paris aufgerufen.

Virgin Megastore gehörte früher zum Firmenimperium des britischen Milliardärs Richard Branson, der sein erstes Musikgeschäft 1976 an der Londoner Oxford Street eröffnete. Eine Keimzelle der Gruppe war das Plattenlabel Virgin Records. Mehrheitseigner des französischen Ablegers Virgin Megastore ist heute die französische Investment-Firma Butler Capital Partners. 

Wie das "Handelsblatt" berichtet, bekommen die Probleme bei Virgin auch eine politische Dimension. Frankreichs Kulturministerin Aurélie Filippetti habe sich eingeschaltet und erklärt, "auf die bestmögliche Lösung für jeden der 1000 Angestellten" achten zu wollen. Außerdem verweise die Kulturministerin auf Steuervorteile der Internet-Wettbewerber, die nicht in Frankreich beheimatet seien.

Virgin hatte in den vergangenen beiden Jahren bereits 200 Mitarbeitern gekündigt und das Filialnetz ausgedünnt, um die sinkenden Einnahmen aufzufangen. Auch in Deutschland ist die Marke Virgin vertreten. Die so genannten Virgin Media Stores werden von der Lagardère-Services-Tochter LS travel retail betrieben, unter anderem am Frankfurter Flughafen (seit August 2012) und am Berliner Hauptbahnhof. Am französischen Virgin-Zweig ist LS travel retail nur mit 20 Prozent beteiligt, die restlichen 80 Prozent gehören Butler.

Wie berichtet, macht die Krise der Medienkaufhäuser in Frankreich auch nicht vor dem Wettbewerber Fnac halt. Alexandre Bompard, seit Anfang 2011 Chef der französischen Medienkette, hatte im Januar 2012 die Streichung von 510 Stellen und ein Franchise-Modell angekündigt  – um die Kosten zu senken: 80 Millionen Euro wollte die Tochter des Mischkonzerns PPR (Brioni, Puma, Redcats u.a.) damit kurzfristig sparen. Zum Jahresanfang 2013 zog sich die Fnac außerdem aus dem italienischen Markt zurück. PPR hat angekündigt, sich ganz von der Medienkette trennen zu wollen und sich künftig allein dem Geschäft mit Luxusmarken zu widmen.