Frankreichs Premier Valls auf der Frankfurter Buchmesse

"Frankfurt auf Französisch"

20. Oktober 2016
von Börsenblatt
Heute hat der französische Premierminister Manuel Valls Frankreich als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2017 vorgestellt und dabei die gemeinsamen kulturellen Anstrengungen von Deutschland und Frankreich hervorgehoben.

Nach der Begrüßung durch Buchmessedirektor Juergen Boos verwies Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann auf die gerade erfolgte Errichtung des Standbilds von Karl dem Großen /Charlemagne − "der die Frankfurter Messen ins Leben rief" − auf die besondere Verbindung zwischen Frankfurt und Frankreich hin, auch im Hinblick auf den regelmäßigen Austausch mit der Partnerstadt Lyon.

"Neugier auf beide Länder"

Der französische Premierminister Manuel Valls sah die "Buchmesse als eine große Möglichkeit für unsere beide Länder mit einem reich gefüllten Programm". Mit Hinblick auf internationale Krisen sei es sehr wichtig, den Blick auf die "Kultur als lebenswichtigen Bestandteil unserer Gesellschaft" zu richten: "Es ist wichtig, sich in andere hineindenken zu können." 1989, als Frankreich zuletzt als Ehrengast aufgetreten ist, "war die Stimmung nach dem Fall der Berliner Mauer eine ganz besondere, Europa öffnete sich, der geografische Raum erweiterte sich." Inzwischen habe sich einiges verändert Ideen haben sich verändert, "meine Generation ist aufgewachsen in der Neugier auf beide Länder, auf beide Sprachen, auf Schriftsteller aus beiden Ländern."

Die wirtschaftliche Zusammenarbei zwischen Deutschland und Frankreich habe sich vertieft, "aber das reicht nicht aus", so Manuel Valls. Der Austausch scheine oft zweitrangig, aber viele Menschen der Buchwelt hätten hier eine entscheidende Bedeutung, "es geht um ein gegenseitiges Interessse, ein gemeinsames Kulturerbe zu schaffen. Wir müssen unsere Völker, unsere Nationen und vor allem unsere Jugend zusammenbringen mit Blick auf die Literatur und die Kunst." Der Premier verwies darauf, dass es schon immer eine Verbindung zwischen Mainz und Straßburg − "wir alle wissen, wie wichtig diese Stadt für beide Länder ist" −, gegeben habe, französische und deutsche Autoren hätten schon immer über das jeweils andere Land geschrieben.

Die Buchmesse sei eine gute Gelegenheit, "die Aufmerksamkeit auf unsere Gemeinsamkeiten zu lenken", so der Premierminister. "Der Buchsektor befindet sich im Aufwind, die Comics, die Jugendbücher − schauen Sie sich in unserem Pavillon um! Er wird − hoffentlich − ein Zeichen sein für die Bereicherung durch Kultur, durch die französische Sprache, die am zweithäufigsten in Deutschland übersetzt wird. 2017 werden 1.000 Werke ins Deutsche wie ins Französische übersetzt werden", teilte Valls vor rund 400 Vertretern der Presse und der Buchbranche mit.

"Die Kultur muss in die Zukunft weisen. Die Veranstaltungen müssen eine Gelegenheit zum Austausch sein. Ich wünsche mir, dass unser Kulturnetz ausgebaut wird und der gesamte frankophone Raum an diesem Ehrengastauftritt teilnimmt, von Afrika bis zur französischsprachigen Schweiz und Belgien", sagte Valls und betonte daraufhin noch einmal gemeinsame Positionen zwischen Deutschland und Frankreich: "Wir haben gemeinsame Strandpunkte in Sachen des Urheberrechts, der Autorenvergütung und der Besteuerung von E-Books." Auch Internetplattformen müssten einbezogen werden. Frankreich setze sich für eine gerechte Verteilung der Autorenvergütung ein, beim Vorschlag der EU-Kommission müsse man noch einen Schritt weitergehen. "Überhaupt − Europa ist der Kontinent der Übersetzungen, und mit Frankfurt befinden wir uns im Herzen dieses Kontinents, in dem viele verschiedene Sprachen beheimatet sind."

Paul de Sinety, Generalkommissar für den Ehrengastauftritt, verriet, dass im französischen Pavillon "Innvationen sichtbar werden sollen, die Lebendigkeit des französischen Geistes und der französischen Sprache, die Gastfreundschaft".

Der Ehrengastauftritt Frankreichs auf der Frankfurter Buchmesse bildet den Höhepunkt eines französischen Kulturjahrs in ganz Deutschland mit einem vielfältigen und spartenübergreifenden Programm, das gemeinsam mit dem Institut français Deutschland umgesetzt wird.

Mehr als 300 Veranstaltungen werden 2017 unter dem Label "Frankfurt auf Französisch" bundesweit stattfinden: Theater, aktuelle Musik, Bildende Kunst, Kino, Literaturbegegnungen und vieles mehr mit 250 beteiligten Künstlern und französischsprachigen Autoren. Die Lit.cologne und die Leipziger Buchmesse sollen bereits den Auftakt für das "Ehrengastjahr" bilden, in dem anlässlich des Starts der Tour de France im Juli von Düsseldorf aus eine Deutschlandtour der Schriftsteller im Juni und Juli beginnt, von französisch- und deutschsprachgen Schriftstellern, die Rennradfahrer geworden sind. Vier Millionen Euro wird der Ehrengast-Auftritt kosten, eine Million Euro wird noch von Sponsoren kommen, aber die Verantwortlichen wollen sie erst Anfang des kommenden Jahres nennen.

Insgesamt soll das Motto "Frankfurt auf Französisch" in ganz Deutschland und auch mit einer Internetseite vertreten sein.

Als Mittlerorganisation des Ministeriums für auswärtige Angelegenheiten und internationale Entwicklung und des Ministeriums für Kultur und Kommunikation ist das Institut français für die Umsetzung des Ehrengastauftritts verantwortlich, in Abstimmung mit dem Centre national du livre, dem Syndicat national de l'édition und dem Bureau international de l'édition française und in enger Partnerschaft mit der Organisation Internationale de la Francophonie, Wallonie-Bruxelles und Pro Helvetia. Zu den Unterstützern gehören ferner zahlreiche Gebietskörperschaften und der Club des Partenaires unter dem Vorsitz von BNP Paribas.