Garantiert koffertaugliche Romane

Urlaubslektüre

17. Juni 2016
von Börsenblatt
Was wird eingepackt? Natürlich jede Menge Bücher – und am besten welche, die vom Sommer erzählen: Lesetipps aus der Redaktion.

Der Palast der Tränen
Julian Leatherdale entführt in seinem Debüt in die australischen Blue Mountains. Im Luxushotel "The Palace" spielt sich im Jahr 1914 eine Tragödie ab, bei der Robbie, der Sohn des Hotelbesitzers Adam Fox, ums Leben kommt. 100 Jahre später lernt Fox' Enkelin Lisa die Geschichte ihrer Familie kennen, die alles hat, was Leser bewegt: Liebe, Verrat und natürlich Geheimnisse. Leatherdale erzählt auf verschiedenen Zeitebenen einen historischen Roman, der die Spannung eines Krimis besitzt.

Julian Leatherdale: "Das Mädchen, das unsere Herzen brach"  /  Harper Collins  /  512 S.  /  16,99 €

Dunkle Vergangenheit
Unterschiedlichste Menschen schippern auf einem Segelschiff nach Lust und Laune die Küsten entlang, jeder mit einer Vergangenheit und einem Geheimnis im Gepäck. Lucy Clark kontrastiert Urlaubsfeeling und lodernde Liebesglut mit dunklen Strömungen, bei denen auch Leben ausgelöscht werden. Viel Fernweh, wechselnde Schauplätze, emotionale Landschaftsbeschreibungen.

Lucy Clarke: "Das Haus, das in den Wellen verschwand"  /  Piper  /  384 S.  /  14,99 €

Ein Pygmalion-Projekt
Sprachlehrerin Salli, 52, versucht privat einem russischen Pferdeknecht Deutsch beizubringen. Unterschiedliche Persönlichkeiten, Kulturen, Voraussetzungen treffen aufeinander; zäh erkämpft sich der raubeinige Exjockey ein neues Leben und verändert mithilfe eines Pferdes auch langsam das Leben Sallis. Ein leiser Roman, der viel über den Gebrauch der deutschen Sprache sagt – aber auch über die Sprachlosigkeit.

Angelika Jodl: "Die Grammatik der Rennpferde"  /  dtv premium  /  320 S.  /  14,90 €

Spurensuche rückwärts
Am Anfang ein abruptes Ende: Lulu und Gerald, vor Jahrzehnten kurz verheiratet, sind sich danach in ihrem Dorf auf Mallorca aus dem Weg gegan­gen. Mit über 80 Jahren treffen sie aufeinander – streiten, stürzen ins Meer, ertrinken und lassen ihre jeweiligen Kinder ratlos zurück. Die Spurensuche, die bis 1948 zurückreicht, legt Nichols umgekehrt chronologisch an. Bei aller Tragik auch eine wunderbare Hommage an die Insel.

Peter Nichols: "Die Sommer mit Lulu"  /  Klett-Cotta  /  507 S.  /  22,95 €

Liebe und Neuseeland
Sarah Lark lässt die Schönheit Neuseelands aufleben. Was für die deutsche Journalistin Stephanie als Recherchereise in das Land ihrer Kindheit und die eigene Vergangenheit beginnt, führt sie zu einem lang gehüteten Familiengeheimnis. Lark schreibt in ihrer gewohnt einfühlsamen und mitreißenden Sprache nicht nur über Liebe und Verschwiegenheit, sondern auch über ein Stück neuseeländischer Geschichte.

Sarah Lark: "Unter fernen Himmeln"  /  Lübbe  /  588 S.  /  18 €

Familienbild
Wie gewohnt verbringen die wohlhabenden Porters den Sommer 1942 auf der Halbinsel Ashaunt an der Ostküste der USA – aber diesmal ist alles anders: Das Militär hat dort einen Stützpunkt eingerichtet. Für die drei Porter-Mädchen Janie, Dossy und Helen eine willkommene Abwechslung; das schottische Kindermädchen Bea verliebt sich in einen Soldaten. Als die achtjährige Janie sexuell belästigt wird, endet der Aufenthalt jäh. Graver führt ihr grandioses, feinfühliges Familienporträt in Etappen bis zum Jahr 1999 fort. S­tilistisch ein Genuss, inhaltlich mit Sogwirkung.

Elizabeth Graver: "Die Sommer der Porters"  /  Mare  /  Juli  /  462 S.  /  22 €

Geerbte Villa mit fünf Alten
Nachdem Linn ihren Freund mit der Kollegin erwischt hat, erfährt sie, dass sie eine Villa in den Hamptons geerbt hat – in der fünf Rentner leben. Je mehr sie von ihnen und der Vergangenheit ihrer Großtante erfährt, um so mehr möchte sie trotz hoher Erbschaftssteuern alles erhalten. Ein charmanter Wettlauf gegen die Zeit mit vielen Ideen, Mut und hilfsbereiten Männern. Flott erzählt.

Emma Sternberg: "Fünf am Meer"  /  Heyne  /  464 S.  /  9,99 €

Hochstapeleien
Handlungsstränge und Protagonisten wie auf dem "Traumschiff": Aus Langeweile verdingt sich Rentner Bruns als Tanzlehrer auf einem Kreuzfahrtschiff, wo er auf die nette Kunststudentin Sarah Brunetti trifft. Sie verliebt sich in den Dübelfabrikanten Max, Bruns sich in dessen Mutter – nur haben alle außer Bruns falsche Identitäten. Fürs Happy End räumt der patente Rentner trickreich die üblen Charaktere beiseite – und hilft den sympatischen. Erzählt aus der Sicht von Bruns und Brunetti, die auf dem Cover auch als Pseudonym für das deutsche Autorenpaar hinter der Geschichte auftreten – liest sich weg wie nix.

Bruns & Brunetti: "Lauter schöne Tage"  /  Pendo  /  288 S.  /  14,99 €

Chaotisch, quirlig, süß
Leinwandkompatibel arbeitet Mittdreißigerin Abi eine "Was ich noch gern machen würde"-Liste ihres Exfreundes ab, um ihn zurückzugewinnen – einen völlig egoistischen Typ, wie der Leser weiß. Abi hingegen blendet es aus. Beim Surfen­lernen, Bergebesteigen, Insel­umrunden hilft ihr ein ruhiger Fahrradhändler, der eigentlich viel besser zu ihr passt. Locker und witzig geschrieben, hoher Seufz-Faktor, koffertauglich.

Anna Bell: "Eigentlich bist du gar nicht mein Typ"  /  Knaur  /  400 S.  /  9,99 €

Vergänglich wie eine Meeresbrise
Vier Paare verschiedenen Alters lässt der Autor in einem nordfranzösischen Badeort aufeinandertreffen, lässt sie voller Melancholie Begierde und Abenteuer erleben, die Sprache der Blumen verstehen und verlorenen Küssen nachtrauern. Am Ende verschränkt Grégoire Delacourt die Novellen und der Leser versteht, was eine Tulpe und eine Pimpinelle bedeuten können.

Grégoire Delacourt: "Die vier Jahreszeiten des Sommers"  /  Atlantik  /  192 S.  /  18 €

Krimineller Sommer
In neun Kurzgeschichten von Schlink, Walker, Highsmith, Fitzgerald und anderen wird die Schattenseite des französischen Südens beleuchtet. In der malerischen Landschaft und in den pittoresken Städten ereignen sich üble Verbrechen, treten seelische Abgründe zutage. Für Urlauber, die weiter westlich auf dem Stiefel unterwegs sind, liegt der Nachbarband "Gefährliche Ferien. Italien" bereit.

"Gefährliche Ferien. Südfrankreich"  /  Diogenes  /  288 S.  /  10 €