Gastspiel

Ein kleiner, schwarzer Fleck

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Warum Buchwerbung ohne die Angabe von Ladenpreisen selbstbewusster und attraktiver ist. Von Markus Klose.

Buchanzeigen sind ja tatsächlich meist nicht die spannendsten in Zeitungen oder Zeitschriften. Das liegt natürlich am beworbenen Objekt selbst: Im Grunde ein viereckiger Kasten mit meist schönem Bild vorne drauf, dazu manchmal das Foto eines mehr oder weniger bekannten Menschen und dann noch eine kurze Beschreibung oder das Zitat von jemandem, der diesem Kasten Ruhm und Ehre schenkt. Es geht nun mal nicht anders. Bücher sehen eben so aus, wie sie aussehen. Immerhin kann man schon von Weitem eine Buchanzeige von Anzeigen für andere Produkte leicht unterscheiden.

Aber selbst das schönste Autorenbild oder das faszinierendste Cover wird aus meiner Sicht dadurch konterkariert, dass unter oder neben dem abgebildeten Buch meistens ein Preis zu finden ist, gern auch gleich dreifach für Deutschland, Österreich und Schweiz. Nicht selten auch noch ergänzt durch die ISBN, die Seitenzahl und die Ausstattung: Fertig ist ein kleiner, kaum gestaltbarer komischer, schwarzer, klein gedruckter Fleck in noch so feiner Umgebung.

Aber: Was soll bloß dieser Ladenpreis? Egal, ob Armbanduhr, Parfum, Autoreifen oder Waschmittel – die Werbung der Hersteller verzichtet immer auf die Nennung der Ladenpreise (sie nennen übrigens auch nicht den 13-stelligen EAN-Code …, aber das ist ein anderes Thema).

Klar könnte man einwenden: Die dürfen das auch nicht, weil sie keine gebundenen Ladenpreise haben. Aber, wer zwingt uns eigentlich, den Preis zu nennen, weil er überall identisch ist? Ist das wirklich eine Information, die irgendjemandem hilft, die nötig ist? Preisnennungen in einer Anzeige machen im Allgemeinen doch nur dann Sinn, wenn der Preis zum Argument wird. Eine Anzeige der aktuellen Sonderangebote eines Discounters ohne Preisangaben wäre natürlich absurd. Aber haben unsere Bücher etwa Dauerniedrigpreise beziehungsweise wollen wir das nach außen dauerhaft kommunizieren?

Ich denke, die Nennung der Ladenpreise hat historische Gründe, rein bibliografischen Charakter, wirkt aber letztlich kleinmütig, kleinteilig, manchmal sogar penibel. Denn: Wenn wir unsere Produkte selbstbewusst darstellen wollen, ist der Preis doch per se gerechtfertigt. Man muss ihn also nicht aufschreiben. Der Preis ist eben nicht "nur noch" oder "statt … jetzt …" oder "günstige …" – nein, unsere Branche bietet herausragende Texte von herausragenden Autoren in bester Ausstattung an. Fertig. Punkt. Die Preis-information erhält der geneigte Käufer – genau wie bei allen anderen Produkten auch – im Laden, im Netz oder wo auch immer.

Unsere Branche will sich aus gutem Grunde gemeinsam intensiv um das Buchmarketing kümmern. Schon die Neuinszenierung des Weltbuchtages hat gezeigt, dass wir viel auf die Beine stellen können. Die vorgestellte Kampagnenplanung lässt hoffen und ist in einer Zeit, in der es das Buch immer schwerer hat, sich im großen Medienangebot durchzusetzen, sicher eine sinnvolle Sache. Die Branche wird sich mit Selbstbewusstsein darstellen und zeigen, dass das Lesen von Büchern attraktiv, sinnstiftend und auch lustvoll ist. Preisvergleiche bestehen Bücher deshalb immer. Sie sind einfach klasse Produkte mit einem exzellenten Preis-Leistungs-Verhältnis.

Deshalb wäre der Verzicht auf die kleinen Schriftflecken in unseren Anzeigen ein hilfreicher Beitrag zur Unterstützung eines erfolgreichen Branchenmarketings.