Gestorben

Dorothee von Zittwitz ist tot

29. Juli 2016
von Stefan Hauck
Ihr bekanntes Lachen wird fehlen: Dorothee von Zittwitz (65), Buchhändlerin in Meerbusch und Frau von "BuchMarkt"-Chefredakteur Christian von Zittwitz, ist den Folgen ihres Krebsleidens erlegen. Die temperamentvolle Sortimenterin war für viele in der Branche der Inbegriff unabhängigen Buchhandels: den Kopf ständig voller neuer Ideen, humorvoll, ansteckend mit ihrem Optimismus und dabei immer die Menschen im Blick habend.

In Meerbusch war sie Mrs. Books, die lebensklug ihre Kunden beraten hat und gut vernetzt war. 1990 hatte sie in Lank die Chance genutzt, als ein Ladenlokal frei wurde – ihr Sohn Felix war damals vier, ihre Tochter Maxi zehn und Sohn Tim zwölf Jahre alt. Innerhalb von zwei Tagen hatte sie sich entschieden: "Wenn ich das jetzt nicht miete, habe ich mir gesagt, wird es immer eine Ausrede geben, nicht zu eröffnen." Bis zum heutigen Tag hielt ihr Buchhändlerin Gabriele Zwakhofen den Rücken frei, sodass sie jederzeit schnell zu ihren Kindern konnte. 1995 zog sie in eine zentralere Lage, 1997 mietete sie eine benachbarte Fläche hinzu. Vor fünf Jahren kam dann eine Filiale im Meerbuscher Ortsteil Osterath hinzu, die ihre Tochter Maxi führt.

Dorothee von Zittwitz' Vater war Gutsbesitzer auf Rügen, die Mutter dort Haustochter, und beide fingen nach dem Krieg in Neuwied komplett von vorn an; der Vater wurde Betriebsleiter einer Bimssteinfabrik. Sparsames Wirtschaften war angesagt und die Freude umso größer, wenn eine Cousine mit einem Koffer voller Bücher kam, vor allem Schneider-Bücher. Ansonsten pflügte sich das Mädchen durch die Literatur und steuerte nach der mittleren Reife mit 17 zielsicher auf die Lehre in einer Andernacher Buchhandlung zu. "Das war dort ideal, ich durfte alles machen", erinnerte sie sich vor einigen Jahren im Gespräch. Bereits während der Ausbildung war in ihr der Wunsch zur Selbstständigkeit gewachsen, ihre erste Arbeitsstelle in einer Düsseldorfer Buchhandlung bestärkte sie in dieser Überzeugung: »Das war ein Mutter-Tochter-Unternehmen, richtig spießig, Belletristik stand in einer Vitrine.« Sie kündigte, obwohl sie nichts Neues hatte.

Der Zufall wollte es, dass beim "BuchMarkt" gerade eine Schwangerschaftsvertretung für die Werbeleiterin gesucht wurde – "ich war mutig und dachte: Na, ich mach’s halt!" − die Neugier auf Neues war eine der herausragenden Eigenschaften der Sortimenterin, die im Freundeskreis Dörthe genannt wurde. Die Vorgängerin machte sie noch rasch mit den Grundzügen der Anzeigenakquise vertraut, dann folgte der Sprung ins kalte Wasser. Die ersten Buchmessen waren anstrengend, bis morgens um fünf in Jimmy’s Bar, aber sie hatte Erfolge – obwohl sie überhaupt nicht die geborene Klinkenputzerin war.

Das Team erwies sich als nett, der Chefredakteur auch: "Er hat nie den Chef raushängen lassen, war unheimlich humorvoll, intelligent ..." Die Liebe kam auf leisen Sohlen, die beiden lagen auf einer Wellenlänge, auch wenn Christian von Zittwitz manches mit distanzierterem Blick beurteilt und sie mit mehr Bauchgefühl rangeht. Als Sohn Tim auf die Welt kam, wechselte Dorothee von Zittwitz erneut: Sie übernahm die Redaktion der Endkundenzeitschrift "Tim & Tini" für Kinder – eine Idee ihres Mannes. Sie konnte Tim mit zur Arbeit nehmen, sich alles gut einteilen. 1990 wagte sie dann den Sprung in die Selbstständigkeit mit ihrer Buchhandlung Mrs. Books. Nicht nur für Meerbusch gilt: Ihr bekanntes warmherziges Lächeln wird fehlen.