Hasenclever-Literaturpreis an Robert Menasse

Verfechter einer gesamteuropäischen Idee

17. April 2018
von Börsenblatt
Der österreichische Schriftsteller Robert Menasse erhält für sein Gesamtwerk den Walter-Hasenclever-Literaturpreis 2018 der Stadt Aachen. Die Auszeichnung ist mit 20.000 Euro dotiert.

Das gab Barbara Schommers-Kretschmer, Vorsitzende der Walter-Hasenclever-Gesellschaft, am 16. April bekannt, wie die Stadt Aachen mitteilt. Die Jury würdige das Gesamtwerk von Robert Menasse und seine konkrete Vision einer "konsequent Währung, Wirtschaft und Politik einschließenden Europäischen Union."

Robert Menasse habe "eine geniale Art, Texte zu verfassen, die fast gemalt wirken und enorme Komik beinhalten, dabei aber auch wichtige Themen aus Politik und Philosophie behandeln", so Schommers-Kretschmer. Er setze sich in seinen Essays verstärkt für eine gesamteuropäische Idee ein und stelle sich entschieden gegen nationale Interessen. Gerade in der heutigen Zeit, mit dem Aufschwung von nationalistischen Bewegungen in ganz Europa, sei eine entschiedene Stimme wie die des Österreichers besonders wertvoll. In seinem "Manifest für die Begründung einer Europäischen Republik" schreibe Menasse die Kraft zur Veränderung der europäischen Krise nicht den sogenannten Pragmatikern zu, sondern den "Träumern", den utopischen Denkern, den Philosophen und Dichtern.

Die Walter-Hasenclever-Gesellschaft lobt in ihrer Erklärung ausdrücklich Menasses Fähigkeit, die sonst getrennt wahrgenommenen Bereiche Literatur/Kunst, Politik und Philosophie zu einer neuen Produktivität zu verbinden, als "Think Tank neuer, humanistischer, gesamteuropäischer Perspektiven."

Robert Menasses 2017 erschienenes satirisches Werk "Die Hauptstadt" gilt als erster großer Roman über die Europäische Union und bietet detaillierte Einblicke in die Arbeit im Brüsseler Regierungsbezirk. Menasse erhielt hierfür den Deutschen Buchpreis 2017 (siehe Archiv). Der in seinen Essays als Verteidiger der Europäischen Union auftretende Menasse begegne den Karrieristen in der EU hier mit entsprechender Skepsis. Die Walter-Hasenclever-Gesellschaft erkenne im Roman eine "durchaus kritische Bestandsaufnahme eines vielstimmigen Europas, die gerade nicht auf pessimistische Unveränderbarkeit zielt, sondern darauf, Utopien in der Phantasie der Leser zu fördern."

Die Preisverleihung findet am 18. November im Ludwig Forum für Internationale Kunst in Aachen statt.