Hörspielpreis für Friederike Mayröcker

"Völlig eigene Tonlage"

12. Januar 2017
von Börsenblatt
Die österreichische Schriftstellerin Friederike Mayröcker erhält für ihr Hörspielwerk den mit 10.000 Euro dotierten Günter-Eich-Preis 2017, wie die Medienstiftung der Sparkasse Leipzig mitteilte.

Die Jury unter Vorsitz von Wolfgang Schiffer würdigte Mayröckers Verdienste um die Gattung Hörspiel. Mayröcker finde "in souveräner Weiterführung von konkreter Poesie zu einer völlig eigenen Tonlage", so die Jury. Und weiter: "Mit Stücken wie 'Die Umarmung nach Picasso' hat bei ihr das Hören das Sehen gelernt. Das Singen beherrscht es ohnehin längst im einzigartigen Werk der Friederike Mayröcker."

"Gleich von zwei Sendern wurde Friederike Mayröcker in diesem Jahr für unseren Preis nominiert – entsprechend einhellig fiel auch das Ergebnis der Jury aus", ergänzt Stephan Seeger, Geschäftsführender Vorstand der Medienstiftung und Direktor Stiftungen der Sparkasse Leipzig: "Fast 50 von Friederike Mayröcker seit 1968 erarbeitete Hörspiele belegen, dass sie die Gattung nicht nur ernstgenommen, sondern in vielerlei Richtungen ihre Grenzen ausgelotet und auch verschoben hat."

Friederike Mayröcker, geboren am 20. Dezember 1924 in Wien, veröffentlichte ab 1939 erste literarische Arbeiten, seit 1946 Gedichte, 1956 erfolgte mit "Larifari" ihre erste selbständige Publikation. Die Welt des Hörspiels betrat sie gemeinsam mit Ernst Jandl und dem Stück "Fünf Mann Menschen", das 1968 für den SWF entstand – ein knapp fünfzehnminütiges Stück, das dem sogenannten Neuen Hörspiel in Deutschland zum Durchbruch verhalf. In den folgenden Jahren entstanden in Zusammenarbeit mit Ernst Jandl noch einige weitere Hörspiele, bald jedoch auch eigenständige Werke, die, oftmals von ihr selbst stimmlich interpretiert, mit Regisseuren wie Heinz von Cramer, Klaus Schöning, Ulrich Gerhardt oder Götz Fritsch und Kompositionen von u. a. Gerhard Rühm, Mauricio Kagel und Pierre Henry realisiert wurden.

Zum Preis

Der von der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig zum sechsten Mal ausgeschriebene "Günter-Eich-Preis" richtet sich an Autoren, die dem Radiogenre Hörspiel "ein Oeuvre von inhaltlicher
und formaler Kompetenz gewidmet haben", formulieren die Leipziger. Er wird im jährlichen Wechsel mit dem "Axel-Eggebrecht-Preis"“ für das Radio-Feature verliehen.

Bisherige Preisträger waren Alfred Behrens (2007), Eberhard Petschinka (2009), Hubert Wiedfeld (2011), Jürgen Becker (2013) sowie Ror Wolf (2015).

Die Preisverleihung wird im Rahmen des Sommerfestes der Medienstiftung auf dem Mediencampus "Villa Ida" in Leipzig stattfinden. Der genaue Termin wird rechtzeitig bekanntgegeben. so die Medienstiftung.