IGUV kritisiert MVB für Deutschen Selfpublishing-Preis

"Warum verleihen Sie an unsere Konkurrenz einen Preis?"

2. Oktober 2018
von Börsenblatt
Die Interessengruppe unabhängige Verlage im Börsenverein kritisiert MVB für die Ausrichtung des Deutschen Selfpublishing-Preises: Prämiert würden Bücher, die ohne Mitwirkung von Verlagen erscheinen und ihren Umsatz in der Regel ohne den stationären Buchhandel generieren. MVB hält entgegen, die Teilnahme am Wettbewerb setze die Verfügbarkeit im Sortiment voraus.

In der Stellungnahme der IGUV heißt es im Wortlaut:

"Während der Frankfurter Buchmesse wird am 10. Oktober 2018 zum zweiten Mal der Deutsche Selfpublishing-Preis zur Auszeichnung von im Eigenverlag publizierten Büchern vergeben. Der erstmals 2017 vergebene Preis ist eine Initiative der MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH und des Selfpublisher-Verbandes e. V. Der Selfpublisher-Verband, ein Verein mit rund 300 Mitgliedern, wurde 2015 gegründet und wird von Mitgliedsbeiträgen und Förderern wie Neopubli getragen.

Der Deutsche Selfpublishing-Preis ist mit 10 000 € dotiert, außerdem werden ein Publikumspreis zu 2000 € und Medialeistungen im Wert von 80 000 € vergeben. Soweit sogut.

Als Sprecher der Interessengruppe unabhängiger Verlage (IGUV) stellen wir mit Erstaunen fest, dass die MVB mit diesem Preis Bücher auszeichnet, die explizit ohne die Mitwirkung von Verlagen erscheinen – und deren Autorinnen/Autoren ihren Umsatz in der Regel ohne den stationären Buchhandel generieren. Zählt nicht die Dienstleistung für Verlage zu den Kernaufgaben der MVB, die sie unter anderem mit dem VLB und dem Börsenblatt realisiert? Nun ist die MVB sicher ein Unternehmen, das der Branche Dienstleistungen verkauft, aber sie ist eben als Tochter des Börsenvereins nicht unabhängig, sondern in erster Linie den Mitgliedern verpflichtet.

Für uns Verleger sind nicht die Eigenverleger, sondern vor allem Plattformen, die das eigene Publizieren möglich machen und anpreisen, problematisch. Denn mit Unternehmen wie Kindle Direct Publishing, über das Amazon den Autoren Millionen Leser verspricht, wird den Verlagen quasi ihre Existenzberechtigung aberkannt. Der Internetgigant verspricht den schnellen Zugang zum Kunden, das Erscheinen des Buches in 24–48 Stunden, dazu 70 % Tantiemen – und das alles ohne das lästige Einmischen der Lektoren und Verleger, sprich: Autorinnen und Autoren behalten die absolute Kontrolle über das Werk. Es ist alles ganz einfach und obendrein kostenlos. Da geht es für uns Verlage nicht mehr um Autoren, die aus unterschiedlichen Gründen selbst publizieren, sondern um eine generelle Umgehung unserer Branche und damit ans Eingemachte.

Zurück zum Selfpublishing-Preis. Ausgezeichnet werden Bücher, die laut Ausschreibung 'professionell, innovativ, erfolgreich, zielgruppengerecht und sprachlich ausgezeichnet' sind. Und formal sollten sich die Bücher durch ein 'professionelles Cover, professionelles Lektorat und Korrektorat sowie eine professionelle Gestaltung des Innenteils (Satzspiegel, Typografie)' auszeichnen.

Würde wie Werbung für uns Verleger klingen, wäre da nicht der gleichzeitige Hinweis darauf, dass sich die Preisverleiher als 'als Mittler zwischen engagierten Autoren, Buchhandlungen und Lesern' verstehen – also explizit ohne Verlage.

Unsere verblüffte Frage an die MVB lautet also: Warum verleihen Sie an unsere und eigentlich auch Ihre Konkurrenz einen Preis?

Der Sprecherkreis, 1. Oktober 2018"

Dem Sprecherkreis der IGUV gehören an: Björn Bedey (Diplomica Verlag, Hamburg), Britta Blottner (Eberhard Blottner Verlag, Taunusstein), Dr. Maria Frühwald (KVC Verlag, Essen), Wolfgang Hertling (pala-verlag, Darmstadt) und Sandra Thoms (Dryas Verlag, Frankfurt).

Ronald Schild, Geschäftsführer von MVB, antwortet auf die IGUV-Stellungnahme:

"Selfpublisher haben sich in den letzten Jahren als fester Bestandteil der Buchbranche etabliert und sind seit jeher als Bezieher von ISBN und Nutzer des Verzeichnisses Lieferbarer Bücher (VLB) wichtige Kunden von MVB. Mit wachsender Sorge beobachten wir allerdings die Monopolisierungstendenzen im Bereich der Selfpublishing-Plattformen. Hier wird der Versuch unternommen, unabhängige Autorinnen und Autoren exklusiv an eine Plattform zu binden und den übrigen Buchhandel auszuschließen. Dies widerspricht völlig unserer Grundüberzeugung eines offenen und freien Buchmarkts. Daher haben wir den Deutschen Selfpublishing-Preis ins Leben gerufen, um einerseits eine Bühne für die kreative Vielfalt zu bieten, die wir im Selfpublishing-Bereich sehen und andererseits dem stationären Buchhandel eine Möglichkeit zu geben, marktfähige Werke und ihre Urheber zu entdecken. Deshalb ist die Verfügbarkeit für das Sortiment auch eine zentrale Voraussetzung für die Teilnahme an unserem Wettbewerb."