Institut für Handelsforschung

Jahresbetriebsvergleich: Sortimentsbuchhandel 2010

2. September 2011
von Börsenblatt
Auf Schrumpfkurs: Das vergangene Jahr war für den Sortimentsbuchhandel kein Zuckerschlecken. Dies zeigt die Analyse der wichtigsten betriebswirtschaftlichen Kennzahlen im Jahresbetriebsvergleich.

Nachdem der Buchhandel das Krisenjahr 2009 relativ gut überstanden hatte, präsentieren sich die Zahlen für 2010 weniger erfreulich. Das geht aus dem Jahresbetriebsvergleich hervor, der im Auftrag des Börsenvereins vom Institut für Handelsforschung in Köln durchgeführt wird. Beim Umsatz büßten die 182 Betriebe, die sich an der Untersuchung beteiligt haben, durchschnittlich 1,6 Prozent ein (siehe Tabelle). Dabei ergaben sich deutliche Schwankungen zwischen den fünf untersuchten Größenklassen: Den heftigsten Rückgang, 2,7 Prozent, erlitten die Buchhandlungen mit sechs bis zehn Mitarbeitern. Am besten lief es für die großen Player mit 21 und mehr Personen, die um 0,7 Prozent zugelegt haben.

Online-Handel hinkt nach

Der Blick auf die Umsatzzusammensetzung nach Vertriebskanälen lässt darauf schließen, dass es vielen Buchhändlern noch an einer schlüssigen und erfolgreichen Multichannel-Strategie mangelt. Jedenfalls stammen nur 1,4 Prozent ihrer Einnahmen aus dem Internet. Vor- und Spitzenreiter sind die großen Geschäfte mit 21 und mehr Personen, die es immerhin auf einen Anteil von 2,7 Prozent bringen. Ergebnisse, die jedoch allesamt noch weit weg sind von Werten wie sie etwa Thalia mit mittlerweile 15 Prozent erzielt.

Belletristik als Umsatztreiber

Wird die Gliederung des Sortiments als Kriterium herangezogen, sind belletristische Titel mit 22 Prozent nach wie vor der Hauptumsatzbringer; davon steuern Hardcover zehn und Taschenbücher zwölf Prozent bei. Am höchsten ist die Taschenbuchqoute in den kleineren Buchhandlungen, mit acht Prozent am niedrigsten in den größeren Unternehmen.

An zweiter Stelle folgt die Warengruppe Schule und Lernen mit 13 Prozent. Am bedeutsamsten ist diese Erlösquelle für Sortimente mit vier bis fünf Mitarbeitern (15 Prozent), auf den größeren Flächen sorgt sie für neun Prozent der Einnahmen. Drittwichtigster Umsatzgenerator sind Kinder- und Jugendbücher sowie Sachbücher / Rat-geber, mit denen je elf Prozent erwirtschaftet werden.

Eine enorme Spreizung gibt es beim Umsatz pro Mitarbeiter. Im Schnitt bewegt sich diese Kennzahl bei 152.799 Euro. Die Großbetriebe lagen mit 161.686 Euro mehr als 9.000 Euro darüber, die Größenklasse mit elf bis 20 Mitarbeitern um gut 13.000 Euro darunter (139.459 Euro). Anders sieht es beim Barumsatz je Quadratmeter Verkaufsraum aus: Hier legten die Elf-bis-20-Mann-Betriebe mit 3.660 Euro das beste Ergebnis vor (Durchschnitt: 3.126 Euro), am schlechtesten sah die Flächenproduktivität bei den Kleinstbuchhandlungen (2.671 Euro) aus.

Bei den Einkäufen, die bar gezahlt wurden, ließen die Kunden 16,16 Euro im Laden, im Jahr zuvor waren es 15,63 Euro. Den höchsten Barumsatz meldeten die kleinen Läden.

Barsortiment oder Direktbezug? Bestellverhalten im Sortiment

Das Bestellverhalten der Sortimenter ist nahezu unverändert geblieben. Der Bezug über die Genossenschaften hat sich um einen Prozentpunkt von vier auf drei Prozent verringert. Am stärksten Gebrauch von den Angeboten der Verbünde machen die Buchhandlungen mit elf bis 20 Mitarbeitern und die Kleinstbetriebe. Beim Barsortiment werden immer noch 33 Prozent der Ware geordert – allerdings gibt es hier signifikante Unterschiede. Die Kleinstbuchhandlungen bestellen 38 Prozent ihres Volumens dort, die Großbetriebe lediglich 21 Prozent (aber: ein Prozentpunkt mehr als 2009).

Das entgegengesetzte Bild zeigt sich folgerichtig beim Direktbezug, der über alle Größenklassen hinweg 64 Prozent beträgt. Hier spielen die größeren Buchhandlungen ihre Verhandlungsstärke gründlich aus – sie kaufen 79 Prozent ihrer Ware bei den Verlagen ein. Damit hat sich die Kennzahl noch einmal erhöht: 2009 waren es 72 Prozent gewesen. Kleinere Sortimente kommen auf einen Direktbezug von 58 Prozent.

Gesamtkosten betragen fast ein Drittel des Umsatzes

Auf der Kostenseite konnten die Buchhändler 2010 keine Verbesserungen erzielen. Im Gegenteil: Mittlerweile belaufen sich die Gesamtkosten auf 31,9 Prozent des Umsatzes (2009: 31,7 Prozent). Die höchsten Kosten fallen mit 35 Prozent in den Läden mit elf bis 20 Mitarbeitern an. Am sparsamsten wirtschaften die Sortimente mit vier bis fünf Mitarbeitern (Kostenquote: 31,2 Prozent).

Die meisten Kosten schlagen beim Personal inklusive Unternehmerlohn zu Buche. 19,3 Prozent des Umsatzes werden dafür aufgewandt. Die Spitze erreicht diese Kennzahl mit 22,5 Prozent bei den Buchhandlungen mit elf bis 20 Beschäftigten, traditionell am geringsten ist sie in den Kleinstunternehmen. Dort tendieren die Inhaber dazu, die eigene Arbeit nicht nach Marktwert zu entlohnen, sondern sich selbst nur ein geringes Salär auszuzahlen – abzulesen an der Quote von 18,3 Prozent. Die Miete als zweitmächtigster Kostenblock schlägt wie auch 2009 mit 4,1 Prozent zu Buche. Entsprechend ihrer Toplagen müssen die Großbuchhandlungen am tiefsten in die Tasche greifen: 4,7 Prozent des Umsatzes legen sie dafür auf den Tisch – sichtlich weniger als 2009 mit 6,4 Prozent.

Die betriebliche Handelsspanne hat im Vergleich zum Vorjahr leicht abgenommen und beträgt nun 31,5 Prozent des Umsatzes. Die besten Konditionen können erneut die Buchhandlungen mit elf bis 20 Mitarbeitern herausschlagen (35,5 Prozent), die kleinen Läden kommen auf eine Spanne von 29,3 Prozent.

Gestiegene Kosten und eine gesunkene Handelsspanne: Das drückt auf das Betriebsergebnis. 2009 stand hier noch eine Null, jetzt werden mit minus 0,4 Prozent wieder rote Zahlen geschrieben. Die einzigen, die schwarze Zahlen (plus 0,7 Prozent) vorlegen, sind die Buchhandlungen mit vier bis fünf Mitarbeitern. Schlusslichter sind die Kleinstsortimente, deren Ergebnis minus 1,3 Prozent beträgt.

Christina Schulte