Interview

DHLOG-Gründung: "Ich weiß genau, auf was ich mich einlasse"

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Mitten in der Krise ist der frühere Pädexpress-Geschäftsführer Friedrich von der Höh (52) in der vergangenen Woche mit seiner neuen Verlagsauslieferung DHLOG an den Start gegangen. Mit von der Partie sind seine Frau Marion und seine beiden Söhne André und Dennis. Boersenblatt.net sprach mit dem Familienunternehmer.

In diesen Zeiten eine eigene Verlagsauslieferung zu betreiben ist schon ein mutiger Schritt ... Sind Sie ein Optimist?
Von der Höh: Allemal. Und ich bin ja nicht blauäugig - ich weiß sehr genau, auf was ich mich einlasse. Die Logistik der Buchbranche kenne ich schon seit Jahrzehnten als Vertriebsleiter beim Verlag an der Ruhr und als Geschäftsführer der Pädexpress-Verlagsauslieferung. Außerdem bin ich diesen Schritt nicht allein gegangen. Meine Frau Marion und meine Söhne André (25) und Dennis (23) kennen das Geschäft: Marion hat lange Jahre im Kundenservice beim Verlag an der Ruhr und der Pädexpress-Verlagsauslieferung gearbeitet und diesen ständig verbessert. Die Pädexpress war also maßgeblich am Wachstum des Verlags an der Ruhr beteiligt. André war seit 2005 Versandleiter von Pädexpress.

Apropos Pädexpress: Sind Sie sowohl Geschäftsführer der neuen DHLOG als auch noch weiterhin von Pädexpress?
Von der Höh: Ich bin zwar noch de jure bis zum 31. Dezember 2009 Geschäftsführer von Pädexpress, aber Pädexpress gibt es ja nicht mehr als Auslieferung – die Cornelsen Holding hat sich entschlossen zu zentralisieren. Die Auslieferung für den Verlag an der Ruhr, der der größte auszuliefernde Verlag bei Pädexpress war, hat sie an den Cornelsen Verlags-Kontor übergeben. Die restlichen Verlage werden von der neuen DHLOG ausgeliefert.

Das heißt, die DHLOG ist ein Management-buy-out?
Von der Höh: Könnte man so sagen. Zum 31. März sind die bei Pädexpress gelagerten Bücher – es handelt sich immerhin um eine Million Stück – sowohl an CVK als auch an DHLOG übergeben worden. Die weitere Verwendung der Pädexpress wird also von CVK entschieden.

Mit wie vielen Verlagen macht die DHLOG jetzt weiter?
Von der Höh: Mit acht Verlagen: Das Buddy-Projekt, "Let's Go!" Language, Prodesign Lernspiel GmbH, Lundi-Lernen, Schulverlag, Erle, E&Z-Verlag und Schwimmheft-Verlag. Aber wir sind in der Akquise für weitere Verlage, und ich glaube, es lässt sich ganz gut an. Gerade kleinere und mittlere Verlage brauchen heutzutage flexiblere Lösungen, die eine kleine Auslieferung viel eher bieten kann als eine große.

Übernehmen Sie die Mitarbeiter von Pädexpress?
Von der Höh: Ja, genau das ist unser Ziel; wir wollen den Mitarbeitern der Pädexpress – gerade in der heutigen Krisenstimmung eine Perspektive schaffen. Letzlich waren all diese Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen am wirtschaftlichen Erfolg beider Unternehmen (Verlag an der Ruhr und Pädexpress) beteiligt. Im ersten Schritt war es nicht möglich, alle Mitarbeiter zu übernehmen. Wenn genug Kunden generiert werden können, sollen sie aber logischerweise wieder an Ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Der Verlag an der Ruhr hatte immerhin fast 90 Prozent des Auslieferungsvolumens ausgemacht, und da sind nun entsprechende Kapazitäten frei. Damit kann die DHLOG noch flexibler auf die neu generierten Verlage eingehen und einen überzeugenden Service bieten.

Interview: Christian Winter