Interview mit Buchhändlerin Gesine Klack

Kulinarische Abende im Buchhandel: Best-Practice aus Versmold

18. Januar 2016
von Börsenblatt
Literarisch-kulinarische Veranstaltungen sind gut fürs Renommee - sagt Gesine Klack von der Buchhandlung Krüger in Versmold. Hier erzählt sie, wie sie es schafft, bis zu 120 Gäste für ihre lukullischen Themenabende zu begeistern. Weitere Gourmet-Ideen aus dem Sortiment finden Sie im Börsenblatt-Spezial "Essen, Trinken & Genießen", das am Donnerstag erschienen ist.

Frau Klack, mit dem "Purzeldüsterkäfer", dem "Höckerigen Blasentrüffel" und dem "Dickschenkelweichflügler" haben Sie gerade wieder 120 Besucher anlocken können – zu einem kulinarischen Event. Wie machen Sie das?

Klack: Tatsächlich tauchte das Trio in der Ankündigung für unseren Chanson- und Satireabend mit Pago Balke auf - allerdings mehr am Rande: als Arten, die Balke mit ebenfalls vom Aussterben bedrohten Tugenden wie dem gutem Benehmen vergleicht. Sein humorvolles Programm mit Liedern und Texten von Kreisler bis Busch und mit musikalischer Begleitung an Klavier und Saxophon trifft den Geschmack vieler Leute. Dazu haben wir ein jahreszeitliche Menü serviert, mit Kürbissuppe, Rinder-Roulade in Rotweinsauce mit Wurzelgemüse und Walnusscremeeis – das versprach einen runden Abend, den sich am Dienstag 50, am darauf folgenden Mittwoch sogar 70 Gäste gegönnt haben.

Sie sind ja ein echter Profi im Veranstalten solch literarisch-kulinarischer Events. Schon seit 1999 laden Sie dazu ein. Was gab damals den Anstoß?

Klack: Die Anregung kam von außen. Der Besitzer des Restaurants, mit dem ich heute noch zusammenarbeite, hatte mich damals angesprochen. Wir haben das Ganze dann mit viel Freude sehr intensiv betrieben, wir hatten im Jahr fünf verschiedene Programme, die meist an zwei Abenden hintereinander stattfanden. Wenn es eine besonders große Nachfrage gab, so wie beispielsweise beim Loriot-Abend, dann gab es sogar sechs Termine. Nach zehn Jahren hatte allerdings bei allen Beteiligten eine gewisse Übermüdung stattgefunden, so dass wir eine Pause eingelegt haben.

Inzwischen sind Sie mit neuen Impulsen wieder an den Start gegangen. Was hat sich verändert?

Klack: Wir gehen heute an unterschiedliche Orte und haben vielfältigere Themen. Inspiration hole ich mir über Buchtitel, die interessant klingen, manches entsteht im Gespräch mit Autoren, Schauspielern oder Verlagen, die gut darüber informieren können, wie ein Autor auftritt, ob er das Publikum mitreißen kann. Ich bin da relativ offen: Wenn sich etwas anbietet, wird es gemacht – ob eine "westfälische Reihe" mit beliebten Gerichten wie Pickert, Wurstebrei oder Dicken Bohnen in einem Gasthof mit Lokalkolorit oder eine "Ravensburger Kaffeetafel" auf der Diele eines Bauernhauses mit einem Vortrag zum Thema Garten.

Wechselnde Veranstaltungsorte und Kooperationspartner bringt doch sicher auch mehr Aufwand in der Organisation mit sich?

Klack: Ja, aber diese Abwechslung ist schön und sie ist wichtig für unsere Kunden. Und neben diesen Veranstaltungen "ausser der Reihe" arbeite ich auch nach wie vor mit dem Gastronom zusammen, mit dem wir damals begonnen haben. Wir machen zusammen je ein gemeinsames Programm im Frühjahr und Herbst, möglichst an zwei Abenden um ein größeres Publikum anzusprechen. Als eingespieltes Team arbeiten wir vertrauensvoll und ganz unproblematisch Hand in Hand.

Gibt es Ihrer Erfahrung nach beim Publikum eine "Schmerzgrenze" beim Eintrittspreis?

Klack: Bisher sind wir nicht über 50 Euro hinausgegangen. Der Abend mit Pago Balke zum Beispiel im Restaurant Rossini in Halle, einem Nachbarort von Versmold, hat 20 Euro Eintritt gekostet, plus 25 Euro für das Menü. Die Getränke gehen extra. Der Verkauf von Büchern ist im Allgemeinen eher Nebensache.

Wen sprechen Sie in erster Linie mit Ihren Veranstaltungen an?

Klack: Wir haben eine große Fangemeinde mit Stammkunden, die immer wieder dabei sind. Darüber hinaus sind meist zur Hälfte neue Gesichter zu sehen. Entscheidend dafür ist, dass die Tagespresse uns unterstützt. Sie kündigt unsere Veranstaltungen regelmäßig an und bringt auch ausführliche Nachberichte. Unsere kulinarischen Veranstaltungen sind ja vor allem etwas fürs Renommee: Darüber kommen wir immer wieder neu ins Gespräch. Gerade wurde mir ein ehemaliger Bahnhof als neue Räumlichkeit angeboten. Das klingt nach einer spannenden Lokalität, aus der man sicher etwas machen kann.

Interview: Christina Busse