Interview mit Joachim Bischofs, Vertriebs- und Marketingleiter bei Campus

"Am besten funktioniert 'E-book inside' bei Business-Büchern"

12. Juli 2018
von Börsenblatt
Wie werden Karriere- und Managementbücher heute gelesen und vertrieben? Joachim Bischofs, Vertriebs- und Marketingleiter bei Campus, über "E-book inside", die Verlagswebsite als Magazin und die Strahlkraft von Business-Autoren.

Die Vertriebskanäle im Internet werden immer wichtiger. Ist ein Buch ohne Internetanbindung überhaupt noch denkbar?
Unser mit Abstand wichtigster Vertriebskanal ist nach wie vor der Handel, ob stationär oder im Internet. Gleichzeitig befassen wir uns seit geraumer Zeit intensiv mit den Bedürfnissen, Wünschen, Kaufmotiven, Lebensstilen und Einstellungen unserer Leser. So wissen wir zum Beispiel, dass Weiterbildung für unsere Zielgruppe ein sehr wichtiges Thema ist, und dies nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch auf dem Weg dorthin, auf Geschäftsreisen oder im privaten Umfeld. Und dass sie zu Hause gern nach einem gedruckten Buch greift, aber auch sehr mobil ist und gewohnt, Information wie Unterhaltendes auch am Bildschirm zu lesen.

Mit unserem "E-book inside"-Angebot holen wir diese Leser optimal ab. Sie müssen das Buch nicht mitnehmen, sondern können es unterwegs in der S-Bahn, im ICE oder im Flugzeug auf ihren mobilen Geräten lesen und später wieder in der gedruckten Ausgabe fortfahren. Mit dem ganz großen Vorteil, dass die Kunden nicht das Gefühl haben, für denselben Inhalt zweimal zahlen zu müssen. Oder sich entscheiden zu müssen zwischen Buch oder E-Book. Auch der Handel profitiert von dieser Bündelung, da er Buch und E-Book in einem Produkt verkauft. Und kann mit seinen Kunden ins Gespräch kommen über die zusätzlichen Nutzungsmöglichkeiten und seine Lesegeräte anbieten, denn wir wissen, dass viele Leser über diese Produktform erstmals mit E-Books in Berührung kommen.


Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen mit "E-book inside"?

Seit 2012 unser erstes "E-book inside"-Produkt erschienen ist, haben wir vieles getestet und das Format bei Sachbüchern, Ratgebern und auch bei Büchern, die als Geschenkbuch für Businesskunden konzipiert waren, eingesetzt. Am besten funktioniert es bei Business-Büchern. Die Möglichkeit, mobil weiterlesen zu können, wird hier besonders geschätzt, wie wir aus mehreren Kundenbefragungen wissen. Und natürlich ist es auch leichter, "E-book inside" bei den eher hochpreisigen Management-Büchern als Extra in den gebundenen Ladenpreis einzukalkulieren. Der Mehrwert rechnet sich damit auch für den Handel ganz direkt. 

Bereits seit diesem Frühjahr erscheinen daher alle Campus-Business-Bücher mit "E-book inside". Sehr interessant ist, dass wir keinerlei Kanibalisierungseffekte zwischen "E-book inside"-Produkten und einzeln verkauften E-Books feststellen können. Wir schauen uns das sehr genau an und verkaufen in der Relation genauso viele E-Books von "E-book inside"-Titeln, wie von Büchern, in denen das E-Book nicht enthalten ist.

Wie hoch ist der Umsatzanteil mit digitalen Produkten?
Wir verkaufen unsere Inhalte als einzelne E-Books, aber auch als Paketlösungen digital für Firmenkunden und für Bibliotheken. Insgesamt liegt der Umsatz, den wir digital erzielen, bei ca. 15 Prozent des Gesamtjahresumsatzes.

Die Campus-Website mutet fast wie ein Magazin an. Lohnt sich der Aufwand?
Richtig, campus.de ist ein Onlinemagazin, in dem wir die Gelegenheit nutzen, die spannenden Inhalte unserer Bücher redaktionell aufzubereiten und unsere erstklassigen Autoren vorzustellen.

Wir betrachten es als einen Baustein unserer vielseitigen Kommunikation mit Lesern, Händlern, Journalisten und allen, die sich für unsere Themen interessieren. Die Beiträge und Interviews dürfen von Presse und Handel zweitgenutzt werden. Neben campus.de sind wir auch auf Facebook, Twitter, Xing, YouTube und demnächst auch Instagram unterwegs.

Wir möchten alle Möglichkeiten nutzen, mit unseren Lesern in Kontakt zu sein und sie für unsere Bücher zu interessieren. Durch ihre Rückmeldungen können wir unsere Produkte verbessern, und wir versprechen uns natürlich auch positive Effekte für die Bekanntheit der Marke Campus. Dafür lohnt sich die Arbeit unserer Online- und Social-Media-Redakteurin, die im wechselnden Zusammenspiel mit Kolleginnen und Kollegen aus Lektorat, Werbung und Presse die verschiedenen Kanäle bespielt.  

Management-Autoren sind meistens mit eigenen Webseiten präsent. Ist die eigene Werbekraft der Autoren für den Buchverkauf mittlerweile eine feste Größe im Marketingmix?
Viele unserer Autoren sind als Berater, Coach oder Trainer fortwährend im unmittelbaren Kontakt mit einer Vielzahl an Interessenten für ihre Themen und Methoden. Insofern sind viele unserer Autoren die besten Botschafter für ihre Bücher, natürlich auch über ihre Websites. Wir fördern das nach Kräften, denn einen besseren Zugang zur Zielgruppe können wir nicht bekommen. Auf großen Messen und Veranstaltungen arbeiten wir oft mit lokalen Händlern zusammen, auf kleineren Fachkongressen gibt es vielfach Fachbuchhändler, die solche Tagungen begleiten, und manchmal verkaufen Autoren bei Einzelvorträgen auch ganz einfach ein paar ihrer Bücher selbst. Wichtig für uns ist die Verbindung der Marke Campus mit der Expertise und dem Renommee unserer Autoren. Das führt im günstigen Fall dazu, dass Kunden ganz gezielt nach dem bei uns erschienenen Buch dieses bestimmten Autors oder der Autorin suchen – ob zuerst im Internet oder gleich bei ihrem Buchhändler vor Ort.

Welches sind derzeit Ihre Spitzentitel?
Unsere Spitzentitel im Bereich Management sind in diesem Herbst "Das Survival-Handbuch digitale Transformation" von Ömer Atiker und "Freiheit für Manager" von Dorothea Assig und Dorothee Echter. In beiden Fällen handelt es sich um herausragende Experten auf ihrem jeweiligen Gebiet, die bereits seit vielen Jahren ihr Können in der Praxis bewiesen haben und mit ihren neuen Büchern eine größere Gruppe von Menschen an ihrem Wissen teilhaben lassen, als sie es durch ihre persönliche Beratungsarbeit leisten können. Sie stehen mit all ihrer Erfahrung als Qualitätsgaranten für ihre Themen, und wir werden ihre Bekanntheit in der Zielgruppe nutzen und mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln in Handel, Presse und auf unseren eigenen Kommunikationskanälen auf ihre neuen Bücher aufmerksam machen.