Interview mit Ute Wegmann

"Zo roppe un zo zuppe, zo stivvele un zo knuppe …"

25. Juli 2018
von Börsenblatt
"Wie war zu Köln es doch vordem / mit Heinzelmännchen so bequem!": Nicht nur in Köln ist August Kopischs Ballade bekannt. Deutschlandfunk-Moderatorin Ute Wegmann hat nun den Text übersetzt – in den kölschen Dialekt.

Wie kommt eine Deutschlandfunk-Moderatorin dazu, Kölns bekannteste Ballade auf Kölsch zu übersetzen?

Ganz klassisch: durch ein zufälliges Treffen auf der Frankfurter Buchmesse. NordSüd-Verleger Herwig Bitsche kam gerade dazu, als ich jemandem erzählte, dass ich den „Grüffelo“ ins Kölsche übertragen habe. Er schaute mich an und sagte:"Dann müssen wir mal sprechen!" Und er erzählte, dass er „Die Heinzelmännchen“ mit Illustrationen von Eve Tharlet in Kölsch herausbringen möchte. Ich fragte: "Gibt es das noch nicht?" Er verneinte. Wir recherchierten beide. Fanden nichts. Später hat mich dann jemand auf eine alte, vergriffene Ausgabe aufmerksam gemacht – aber da war meine Übersetzung schon fertig.

 

Wächst man im Kölner Raum mit Kopischs "Heinzelmännchen" auf?

Wenn man in Köln lebt, dann kennt man die Heinzelmännchen. Die gehören zu unserer Stadt wie der Rhein und der Dom. Andere Texte von Kopisch hab ich allerdings nie gelesen, auch nicht danach gesucht.

 

Woher beherrschen Sie das Kölsche?

Den Dialekt kenne ich seit meiner Kindheit. Auf dem Land, wo ich aufgewachsen bin, sprachen meine Großeltern einen rheinischen Dialekt: Gilbach Platt, was dem Kölschen sehr verwandt ist. So ist mir die Sprachmelodie im Ohr und viele Begriffe sind mir vertraut.

Wo liegen die Klippen beim Übersetzen?

Gesprochenen Dialekt zu verschriftlichen ist immer trickreich, weil man sich auf Formulierungen und Schreibweisen festlegen muss, die nicht wie im Hochdeutschen verbindlich festgelegt sind. Außerdem gibt es in Köln zwei Lager (mindestens zwei): Die einen schreiben, wie es gesprochen wird, also "G" wie "J". Die anderen wie die Akademie för uns kölsche Sproch schreiben "G" weiterhin als "G". Wir haben uns für die J-Schreibweise entschieden. Und für mich war eine Lektorin ganz wichtig, die alles überprüft, ergänzt, verbessert hat: Elfi Steickmann, sie schreibt nur auf Kölsch.

 

Auf was mussten Sie beim Übersetzen achten? Die Kölner kennen ja das Original gut …

Der Sound, die Melodie, der Rhythmus – das ist das Wichtigste: „Un se fingen aan / zo roppe un zo zuppe, / zo stivvele un zo knuppe …“ Hin und wieder habe ich mich ein klein wenig vom Original entfernt, aber nur in Minischritten, etwa um des Reimes willen eine Katze eingeführt: „maaten öntlich Rabatz, / doch dat hoot nor de Katz“. Es ist ja wichtig, den Reim beizubehalten. Nicht immer nach dem gleichen Muster wie bei Kopisch, denn sein Binnenreim ist nicht unbedingt meiner. Ich habe es nicht gezwungen, aber angestrebt, nah an Kopischs Originaltext zu bleiben.