Jahresbetriebsvergleich 2014

Ein Plus ins Ziel gerettet

9. September 2015
von Christina Schulte
Die Kennzahlen der stationären Sortimenter haben sich 2014 unter dem Strich verbessert. Mit 0,8 Prozent wurde ein deutlich positives Betriebsergebnis erreicht. Eine Analyse des Jahresbetriebsvergleichs.

So macht der Betriebsvergleich Spaß: Die Kennzahlen, die den Buchhändlern Freude bereiten, etwa die Umsatzbilanz, bewegen sich nach oben, jene, die ihnen Sorgenfalten auf die Stirn treiben, wie die Kostenquote, gehen zurück. Nur ist leider nicht alles schwarz oder weiß. Auch nicht bei den 160 Sortimentern unterschiedlicher Größenklassen, die sich am Betriebsvergleich 2014 des Instituts für Handelsforschung in Köln beteiligt haben. Das Bild, das die Auswertung zeigt, enthält viele Grautöne und ist sehr differenziert. Dennoch: In der Gesamt­betrachtung konnten die Sortimenter ihre Kosten um fast einen Prozentpunkt senken, die Handelsspanne nahezu konstant halten und ein Betriebsergebnis erzielen, das mit plus 0,8 Prozent sichtlich über jenem von 2013 lag (plus 0,1 Prozent).

Analyse der Kennzahlen nach Mitarbeiterzahl

Hierbei (siehe Tabelle links) haben die Buchhandlungen mit sechs bis zehn Beschäftigten bei den Einnahmen am deutlichsten zugelegt (plus 2,3 Prozent). Als einzige unter dem Vorjahrs­level blieben die Großbuchhandlungen mit 21 und mehr Beschäftigten, sie verloren 0,5 Prozentpunkte. Beim Pro-Kopf-Umsatz hatte die kleinste Umsatzgröße die Nase vorn, eine komplette Umkehr zu 2013, wo sie noch den letzten Platz belegte. Stolze 160.633 Euro spielte ein Mitarbeiter in den Ein- bis Dreimannbetrieben ein. Die Beschäftigten der Läden mit mehr als 21 Mitarbeitern, viele Jahre lang auf den vorderen Rängen in dieser Kategorie, brachten es lediglich auf 149.755 Euro und bildeten auch bei dieser Kennzahl das Schlusslicht.

In puncto Flächenproduktivität (Barumsatz je Quadrat­meter Verkaufsraum) ragen die Unternehmen mit elf bis 20 Beschäftigten heraus – hier wurden 3.853 Euro pro Quadratmeter erwirtschaftet. 2.899 Euro und damit das schlechteste Ergebnis lieferten die größten Buchhandlungen ab. Und noch ein Wert, der bei den größten Sortimenten mit Abstand am schlechtesten ausfällt: Der Barumsatz je Barverkauf beträgt lediglich 13,53 Euro, die Kunden der kleinsten Buchhandlungen geben immerhin 17,40 Euro pro Einkauf aus – und liegen damit 1,25 Euro über dem Durchschnitt von 16,15 Euro.

Stagnation im Webshop

Seit Jahren schon kommt das Internetgeschäft der Sortimenter kaum von der Stelle. Lediglich 2,2 Prozent der Umsätze werden im Netz erzielt. Bei dieser Kennzahl können vor allem die größten Buchhandlungen punkten – 3,7 Prozent ihrer Erlöse stammen aus dem Web. Bei den Elf- bis Zwanzigmannbetrieben gibt man sich mit 1,3 Prozent zufrieden. Wacker schlagen sich die kleinsten Läden, die im Internet 2,1 Prozent ihrer Einnahmen reinholen.

Wichtigste Warengruppe bleibt die Belletristik – konstante 22 Prozent der Umsätze flossen 2014 durch den Verkauf schöngeistiger Literatur in die Kassen; Hardcover und Taschenbücher halten sich dabei die Waage. Überdurchschnittlich ­beliebt ist die belletristische Literatur in den Vier- bis Fünfmannunternehmen, wo ihr Anteil sogar 24 Prozent erreicht – ein deutlicher Unterschied zu den größten Betrieben, die nur 17 Prozent ihrer Einnahmen auf belletristischem Weg generieren. Den zweiten Platz im Warengruppen-Ranking teilen sich gleich zwei Kandidaten: die Kinder- und Jugendbücher sowie die Schulbücher. Sie liegen mit je zwölf Prozent gleichauf. 2013 hatten die Schulbücher noch leicht die Nase vorn.

Die Umsatzanteile von Kinder- und Jugendbüchern weichen über die Größenklassen hinweg kaum voneinander ab und pendeln zwischen elf und zwölf Prozent. Ähnlich ist es bei Schulbüchern, allerdings gibt es hier mit den Sechs- bis Zehnmannbetrieben und den Buchhandlungen mit elf bis zwanzig Beschäftigten zwei 13-Prozent-Ausreißer.

Eine feste Größe sind in den meisten Buchhandlungen auch die Non-Books. Sie stehen für 15 Prozent der Einnahmen – mit einer starken Spreizung. Während die größten Sortimente 22 Prozent mit diesen Produkten einspielen, kommt die kleinste Größenklasse nur auf 14 Prozent.

Beim Warenbezug macht sich eine leichte Verschiebung hin zu den Barsortimenten bemerkbar, deren Anteil sich mit 34 Prozent im Vorjahresvergleich um einen Prozentpunkt erhöht hat. Wie üblich nehmen die kleinsten Buchhandlungen die Dienstleistungen der Zwischenbuchhändler besonders gern in Anspruch (37 Prozent). Die größten Buchhandlungen beschaffen nur 29 Prozent ihrer Waren auf diesem Weg. Das umgekehrte Bild ergibt sich folgerichtig beim Direktbezug über die Verlage. Kaufen die Sortimente mit bis zu drei Mit­arbeitern nur etwas mehr als die Hälfte ihrer Produkte via Verlag ein, sind es in den größeren Buchhandlungen bis zu 67 Prozent. Unverändert präsentiert sich der Anteil der ­Genossenschaften, über die sechs Prozent der Geschäfte abgewickelt werden. Ihrer Offerten bedienen sich vor allem die kleinste Größenklasse mit zwölf Prozent sowie die größte mit sieben Prozent.

Kostensenkung gelungen

Mehr Luft als in den Jahren zuvor verschafften sich die Sortimenter 2014 bei den Kosten: Die Gesamtkosten (in Prozent vom Umsatz) konnten im Schnitt um fast einen Prozentpunkt auf 31,7 Prozent re­duziert werden. Den schwersten Ballast schleppen die größten Unternehmen mit sich herum – 36,2 Prozent umfasst der Kos­tenblock bei ihnen. Die schlankste Kostenstruktur findet sich mit 29,8 Prozent in der kleinsten Größenklasse.

Mit Abstand den größten Kostenblock bilden die Personalkosten inklusive Unternehmerlohn, die 19,6 Prozent betragen und damit nur unwesentlich von 2013 abweichen. Das meiste Geld für Mitarbeiter geben die größten Buchhandlungen aus, die dafür 21,1 Prozent ihres Umsatzes investieren. Lediglich 17,9 Prozent beträgt diese Kennzahl bei den kleinsten Buchhandlungen. An diesem Wert wird einmal mehr erkennbar: Noch immer zahlen sich die Inhaber häufig nur ein sehr geringes Gehalt aus.

Ein wenig Durchatmen war 2014 bei den Mieten möglich, nur noch 4,1 Prozent statt 4,4 Prozent des Umsatzes werden dafür ausgegeben. Weil die höchsten Mieten in den 1-a-Lagen anfallen, in denen viele große Buchhandlungen ihre Läden haben, müssen sie mit 5,4 Prozent am meisten Geld für ihre Flächen berappen. Am besten kommen die Sortimente mit vier bis fünf Mitarbeitern weg, deren Mietanteil 3,8 Prozent des Umsatzes ausmacht.

Anders als im Vorjahr gab es 2014 keine Verbesserung bei der Betriebshandelsspanne: mit 32,5 Prozent fällt sie minimal geringer aus als 2013 (32,6 Prozent). Die besten Kondi­tionen handelten wie üblich die größten Buchhandlungen aus – ihnen wurden 36,1 Prozent gewährt. Mit deutlich niedrigeren Rabatten mussten sich die kleinsten Läden zufriedengeben. Ihre Handelsspanne betrug 30,3 Prozent.

Positives Betriebsergebnis

Nichtsdestotrotz: In der End­abrechnung hat der Rückgang der Gesamtkosten die Minisenkung der Betriebshandelsspanne überkompensiert und beschert den Sortimentern auf diesem Weg ein Betriebs­ergebnis (Betriebshandelsspanne minus Gesamtkosten) in Höhe von 0,8 Prozent. Der beste Wert geht auf das Konto der Größenklasse von elf bis 20 Mitarbeitern, deren Ergebnis bei 1,8 Prozent liegt. An zweiter Position folgen die Unternehmen mit sechs bis zehn Beschäftigten – sie erreichen 1,4 Prozent. Ein schmaleres Ergebnis verbuchen die kleinsten Betriebe, die auf 0,5 Prozent kommen. Rote Zahlen schreibt allein die oberste Größenklasse – sie rangiert mit minus 0,1 Prozent leicht unter der Nulllinie.

Betrachtung nach Umsatzgrößenklassen

Anders fallen Höhe und Verteilung der Betriebsergebnisse aus, wenn man den Jahresumsatz statt der Mitarbeiterzahl als Kriterium für die Auswertung des Betriebsvergleichs heranzieht (siehe Tabelle links). Dann nämlich sind es allein die kleinen Buchhandlungen mit Jahreseinnahmen von bis zu 250.000 Euro, die mit einem Betriebsergebnis im roten Bereich belastet sind. Die Negativbilanz fällt mit minus 3,8 Prozent auch noch schmerzlich hoch aus. Zurückzuführen ist das in erster Linie auf die magere Betriebshandelsspanne von 28,3 Prozent. Zum Vergleich: Die Unternehmen mit Einnahmen von mehr als fünf Millionen Euro handeln Rabatte von 37,5 Prozent aus, der Durchschnittswert beträgt über alle Umsatzgrößenklassen hinweg 32,5 Prozent.

Den besten Abschluss legen die Buchhandlungen mit Einnahmen zwischen einer Million und zwei Millionen Euro vor, ihr Ergebnis beträgt 1,5 Prozent. Der Grund: Ihre Handelsspanne bewegt sich bei 31,9 Prozent, zugleich verfügen sie mit 30,9 Prozent über die niedrigste Kostenquote.

Die Analyse des Betriebsvergleichs zeigt: Die Sortimenter haben ihre Kosten besser im Griff als im Jahr 2013, allerdings geht das vor allem bei den kleineren Buchhandlungen häufig zulasten des Unternehmerlohns. Bei den Rabatten ist die Schere zwischen Groß und Klein weit geöffnet: Die Unterschiede können bis zu zehn Prozentpunkte ausmachen. Nicht zuletzt das erschwert es den kleineren Sortimenten, regel­mäßig auskömmliche Ergebnisse zu erzielen.

Umfrage im Buchhandel

Welche Kennzahl hat Sie im vergangenen Jahr in Ihrer Buchhandlung am meisten überrascht?

Paul Philippi, Der Buchladen, Saarbrücken:

"Insgesamt sind wir aus dem Geschäftsjahr besser rausgekommen, als wir das zu Beginn erwartet beziehungsweise befürchtet hatten. Nicht erwartet hatten wir auch die leichte Verbesserung im Bereich Jugendbuch."

Angelika Gocht, Buchhandlung Gastl, Tübingen:

"Für uns als wissenschaftliche Buchhandlung hat es sich erfreulich positiv auf den Gesamtumsatz ausgewirkt, dass die Universitätsbibliothek in ihrer Lehrbuchsammlung 2014 überraschend mehr Mittel für Neuanschaffungen zur Verfügung hatte – und diese auch genutzt hat."

Heinz Lang, Bücher Lang, Freyung:

"Überrascht hat uns, dass sich die sinkenden Geburtenzahlen direkt auf unser Schulgeschäft ausgewirkt haben. So gab es statt vier Anfangsklassen in der Grundschule insgesamt nur 30 Kinder und auch am Gymnasium war dieser Trend erkennbar, der sich im laufenden Jahr leider fortsetzt."

Beate Neiß, Buchhandlung litera, Langen:

"Ich habe einen von meinen zwei Läden geschlossen und war im vergangenen Jahr überrascht, dass ich mit einem Geschäft den Gesamtumsatz halten konnte, den ich bislang mit zwei erwirtschaftet habe."

Johannes Roether, Land in Sicht Buchladen, Frankfurt:

"Wir hatten auf der Buchmesse 2014 einen Stand im finnischen Pavillon. Der hat uns sehr viel Kraft und Einsatz gekostet, am Ende hatten wir dank des großen Andrangs dort einen zusätzlichen Umsatz erwirtschaftet, den wir so nicht erwartet hatten."

Ingolf Engler, Buchhandlung Engler, Delitzsch:

"Ich versuche die Dinge immer so vorauszusehen – und zu planen, damit ich bei den Kennzahlen keine Überraschungen erlebe. Das war auch im vergangenen Jahr so der Fall, wo das Gesamtergebnis leicht rückläufig war."

Christiane Fritsch-Weith, Buchladen Bayerischer Platz, Berlin:

"Positiv überrascht hat mich 2014, wie schwer sich bei unseren Kunden das E-Book gegenüber dem gedruckten Buch noch tut bzw. wie sich das Gedruckte gegenüber dem Digitalen auch bei uns im Geschäft behaupten kann. Positiv überrascht hat mich auch die großartige Entwicklung bei uns im Kinder- und Jugendbuch, das inzwischen ein ganz andere Kategorie darstellt als noch vor einigen Jahren."

Thomas Mahr, Buchhandlung Mahr, Langenau:

"Ich habe mich gefreut, dass sich im vergangenen Jahr unser großer Einsatz für die gebundene Belletristik wirklich gelohnt und sich sehr positiv in unseren Umsatzzahlen widergespiegelt hat."

Gabriele Kellner, Barbaras Bücherstube, Moosburg:

"Überraschend positiv hat sich bei uns das Internetgeschäft im vergangenen Jahr entwickelt. Es hat sich ausgezahlt, dass wir den Internetshop vor drei Jahren neugestaltet haben und dass wir beim Auftritt im Internet Wert auf eigene Inhalte legen. Damit liegen wir im Vergleich zu anderen Buchhandlungen weit vorne. Besser als erwartet hat sich im Sachbuch auch der Bereich Kochen und Handarbeit entwickelt."

Martin Schwoll, Buchhandlung Backhaus, Aachen:

"Obwohl wir im Sommer auf ein Minus zugesteuert sind, konnten wir in den letzten zwei, drei Monaten noch so weit aufholen, dass wir den gleichen Umsatz erreicht haben wie im Vorjahr. Überrascht hat mich, dass wir deutlich mehr junge Kunden, vor allem Studenten, ins Geschäft holen konnten, die auch bereit sind, Bücher zu kaufen."