Johann Lafer über Kochbücher

Es geht um Alltagsküche

2. November 2017
von Börsenblatt
Er gehört zu Deutschlands prominentesten Köchen: Johann Lafer, seit mehr als 40 Jahren am Herd kreativ. Seine Kochbücher schüttelt allerdings auch er nicht aus dem Ärmel. Hier erklärt er, warum.

Heutzutage gehört es für viele Köche längst zum guten Ton, ein eigenes Kochbuch auf den Markt zu bringen. Wenn man sich den Kochbuchmarkt genauer anschaut, dann reüssieren in manchen Jahren jedoch nur wenige Kochbuchautoren beziehungsweise Starköche – und bestreiten mit wenigen Titeln 25 Prozent des Jahresumsatzes in diesem Genre.

Das heißt aber auch: Nur selten bekommt ein junger, noch unbekannter Profikoch die Gelegenheit, ein Kochbuch zu veröffentlichen. Zu groß ist das wirtschaftliche Risiko für die Verlage und die Auflage in solchen Fällen oft homöopathisch klein. Doch sehe ich mich selbst gegenüber dem Nachwuchs in der Gastronomie in der Pflicht und freue mich, einem jungen Talent zu einer Chance auf dem Kochbuchmarkt verholfen zu haben. Beim Next Chef Award, einem Kochwettbewerb für junge Profiköche der Fachmesse Internorga mit mir in der Jury, winkte dem Gewinner als Preis ein eigenes Kochbuch im Teubner Verlag (Gräfe und Unzer). Jonas Straube, erst 26-jähriger Souschef im Störtebeker in der Hamburger Elbphilharmonie, kann nun mit Stolz sein erstes "Crossover"-Kochbuch präsentieren.

Essen steht immer für eine gewisse Lebensqualität und Genuss. Um als Profikoch erfolgreich zu sein, muss man diesen Beruf mit absoluter Leidenschaft und Kreativität ausüben. Und das gilt auch für die Produktion eines erfolgreichen Kochbuchs: Mit Kreativität und Leidenschaft müssen Verlag und Koch zusammenarbeiten, um ein für die Fans und Kochbuchkäufer interessantes Produkt auf den bereits überfüllten Markt zu bringen.

Damit das gelingt, musste auch ich zunächst umdenken und Rezepte, aber vor allem die Einkaufslisten den Bedingungen der Alltagsküche anpassen. Oder doch zumindest meine Gerichte nachvollziehbar, vor allem aber nachkochbar machen – wenn auch auf hohem Niveau. Das ist keine Leistung, die ich als TV-Koch alleine stemmen kann, dafür arbeitet man mit einem Redaktionsteam, mit Stylisten und Foodfotografen zusammen. In meinem Fall gehören hier seit Jahren der renommierte Foodfotograf Michael Wissing und die Redaktion des Gräfe und Unzer Verlags dazu, dennoch bin ich selbst bei der Erstellung und Auswahl der Rezepte sowie bei Layout und Buchumschlag involviert. Gerade ist ein umfangreiches Werk mit den Rezepten aus meinen über 40 Berufsjahren erschienen, "Lafer. Das Beste", zeitgleich zu meinem ersten eigenen Magazin "Lafer. Das Journal für den guten Geschmack". Hier arbeiten wir innerhalb der Ganske Verlagsgruppe eng zusammen.

Ich bin selbst leidenschaftlicher Kochbuchsammler und besitze rund 2.000 Bände. Mein Lieblingsbuch habe ich übrigens zum Ende meiner Lehrzeit im Grazer Gösser Bräu bekommen: Es enthält die handgeschriebenen Rezepte meiner Chefin. An meine eigenen Kochbücher stelle ich hohe Erwartungen. Um sich von den Angeboten im Netz zu unterscheiden, müssen die Verlage insbesondere in die Ausstattung, in eine gewisse Haptik und Opulenz in der Fotografie und im Layout investieren, in Lesebändchen, in einen individuellen Einband, ins Papier.

Dabei geht es mir bei meinen Publikationen vordergründig gar nicht um die PR. Zum einen möchte ich meine Fans nicht enttäuschen, die mich immer wieder über die Website der Stromburg um Rat oder nach Rezepten fragen. Zum anderen möchte ich eine breite Öffentlichkeit für Genuss und gesunde Ernährung begeistern – und ein Bewusstsein dafür schaffen, wie wertvoll ein genussreiches Leben sein kann und dass jeder Mensch dafür etwas tun kann.

TV-Koch Johann Lafer, 60, betreibt das Restaurant Val d'Or auf der Stromburg bei Bingen – und hat zahlreiche Kochbücher veröffentlicht. Neu: Sein "Lafer"-Magazin im Jahreszeitenverlag