Kommentar

Multichannel: Immer für Sie da!

29. September 2010
von Börsenblatt
Die Betreiber von Online-Shops graben dem stationären Handel das Wasser ab? Diese These lässt sich so nicht länger halten. Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteurin Tamara Weise.
Accenture und die Gesellschaft für Konsumforschung haben noch einmal nachgerechnet. Ihre Prognose: Eng wird es künftig in erster Linie für jene Unternehmen, die nur in einer Welt zu Hause sind – ganz egal, ob sie ihre Kunden bloß stationär oder bloß online erreichen.    

Den großen Filialisten, allen voran DBH und Thalia, klingt das wie Musik in den Ohren. Denn über kaum etwas reden sie derzeit lieber, als über Multichannel-Konzepte. Behalten die Verfasser der Studie recht, haben sie also gute Chancen, sich verloren gegangene Einnahmen zurückzuholen: 2009 habe der Multichannel-Anteil im Segment Bücher und Bürobedarf noch bei sieben Prozent gelegen, bis 2015 – so die Prognose – klettere die Quote auf 16 Prozent. Fast jeder fünfte Euro, der für Bücher und Büroartikel ausgegeben wird, fließt dann also in die Kassen von Multichannel-Händlern. Das mag nicht reichen, um die Kosten zu decken. Aber es gibt keine Alternative: Wer weiter wachsen will, muss jederzeit und überall für seine Kunden da sein.

Eine schwarze Null genügt doch? Kleinere Sortimente, die abwarten und Multichannel-Angebote bis heute für entbehrlich halten, sollten schnellstens umdenken: Denn damit spielen sie den Großen direkt in die Arme – und das völlig ohne Grund. Gerade sie könnten im Mehrkanal-Vertrieb zu neuer Stärke finden. Mit individuellen Ideen, in ihrer Region.