Kommentar

Awesome James, well done! A great deal!

23. Mai 2012
von Börsenblatt
Mit der Allianz schafft es Daunt, sich den Weltmarktführer auf dem digitalen Markt im wahrsten Sinn des Wortes ins Haus zu holen, meint Börsenblatt-Redakteurin Christina Schulte.
Awesome James, well done! A great deal! In diversen britischen Internetforen überschlagen sich die Leser vor Beifall für Waterstones-Chef James Daunt. Dass er den Kindle in seinen rund 300 Läden verkaufen und digitale Abteilungen einrichten möchte, finden sie großartig. Da sieht man ihm auch nach, dass er Amazon noch kürzlich als "skrupellosen geldmachenden Teufel" tituliert hat. Aber Daunt ist ja nicht der Erste, der einen Pakt mit dem Teufel schmiedet.

Doch so diabolisch muss das alles gar nicht sein. Mit der Allianz schafft es Daunt, sich den Weltmarktführer auf dem digitalen Markt im wahrsten Sinn des Wortes ins Haus zu holen, getreu dem Motto "Wenn du deinen Feind nicht besiegen kannst, verbünde dich mit ihm". Waterstones startet damit auf hohem Level im E-Geschäft durch. Zudem hat die Marke Amazon eine Strahlkraft, die auf den Buchhändler abfärben könnte. Und das Wichtigste: Amazon sowie der Kindle haben sehr viele Fans; Fans, die neben dem Netz auch gern im stationären Sortiment unterwegs sind. "Endlich kann ich für meinen Kindle Literatur bei euch kaufen", schreibt eine Leserin. Für Amazon ist die Kooperation ebenfalls mehr als attraktiv: Der Online-Händler, ohnehin auf dem Sprung ins stationäre Geschäft, bekommt einen Fuß in die Ladentür. Sieht nach Win-win-Situation aus. Wie die Partner ihren Deal monetarisieren – darüber schweigen sie. Vermutlich wird Waterstones nicht nur an den Geräten, sondern auch an den darauf verkauften E-Books mitverdienen.

Ob so eine Zusammenarbeit auch in Deutschland denkbar wäre? Der Kindle bei Thalia, Hugendubel & Co.? Derzeit kaum vorstellbar. Noch versucht man es mit eigenen Lösungen, ohne starke Kooperationspartner aus der Online-Welt. Aber eines ist sicher: Man wird die Waterstones-Kollegen mit Argusaugen beobachten. Und aus den Erfahrungen anderer seine Schlüsse zu ziehen, war noch nie der schlechteste Weg.