Kurt Wolff Pressesalon

Panoramablick für Kleinverleger und Journalisten

1. Juni 2017
von Sigrid Rautenberg
Zum fünften Mal fand gestern in Berlin der Kurt Wolff Pressesalon statt. In die Fahimi Bar mit Panoramablick auf den berüchtigten Brennpunkt Kottbusser Tor waren fast 50 Journalisten gekommen.

"Gespräche bringen einen immer weiter", findet Nora Frisch. Seit Ende letzten Jahres ist sie Mitglied im Freundeskreis der Kurt Wolff Stiftung und daher Neuling beim Pressesalon. Die Inhaberin des Drachenhaus Verlags hatte sich für die Teilnahme beworben und auf Anhieb Losglück. Denn für die 15 Plätze gab es rund 20 bis 25 Bewerber.e.

Für kleine Verlage, so das Fazit aller Befragten nach zwei Stunden Pressesalon, ist es nicht einfach, alleine die selbe Aufmerksamkeit bei Journalisten zu bekommen. Das Format kommt gut an, ebenso wie der Umzug in die Fahimi Bar im vergangenen Jahr. Britta Jürgs, Vorstand der Kurt Wolff Stiftung, hatte sich da entschlossen, den Pressesalon auf zwei Stunden zu verkürzen und in den Abend zu verlegen. Im direkten Anschluss gab es eine Podiumsdiskussion, zu der unter anderem auch Buchhändler eingeladen waren.

Nora Frisch will nächstes Jahr auf jeden Fall wieder mitmachen. Sie war eigens aus Esslingen nach Berlin gereist. Allerdings wäre ihr die Teilnahme wohl zu aufwändig, käme sie nicht privat unter.

Aufwand und Kosten wägt auch der konkursbuch Verlag ab, der in Tübingen sitzt. Die Teilnahme sei jedes Jahr davon abhängig, welche Termine man in Berlin noch wahrnehmen könne, erzählt Florian Rogge. Er ist Volontär und hat die Bücher direkt auf dem Bartresen platziert. Auch Rogge hat neue Kontakte geknüpft. Nun müsse man schauen, was daraus wird. Auf jeden Fall sei es hier entspannter als auf einer Messe, "wo wir um jede Minute Aufmerksamkeit kämpfen müssen."

"Immer nett"

Frank Böttcher ist mit dem Fahrrad hergekommen, samt Büchern. Der Inhaber des Lukas Verlags findet es wichtig, beim Pressesalon präsent zu sein. Ob er für die Teilnahme allerdings einen weiteren Weg auf sich genommen hätte, weiß er nicht. "Immer nett" sei es hier, auch wenn Wirkungen nicht direkt messbar wären. Der Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte spricht ein bildungsbürgerliches Publikum an und wünscht sich entsprechend Vertreter der klassischen Presse. Doch gerade wichtige Journalisten, findet Böttcher, kämen oft nicht. Generell sei der Durchsatz abnehmend: Eine halbe Seite Rezension in der FAZ hätte gerade einmal zu 35 verkauften Exemplaren geführt. Sein Traum: "Eine Besprechung in Kulturzeit. Das wär’s!"

Was dem einen wenig nutzt, freut andere: Mittlerweile kommen auch viele Blogger zum Pressesalon. Davon profitiert der Satyr Verlag von Volker Surmann, der verankert ist in der deutschen Poetry-Slam-Szene und eine jüngere Zielgruppe anspricht. Auch für Rainer Höltschl, Open House Verlag, werden die Kontakte zu Bloggern immer wichtiger. Er kommt aus Leipzig, weil "die Journalistendichte in Berlin einfach ungleich höher ist."

"Dranbleiben, einmal klappt’s bestimmt", so der Titel der abschießenden Podiumsdiskussion. Hanna Mittelstädt, Gründerin der Edition Nautilus, erzählte im Gespräch mit Britta Jürgs freimütig und unterhaltsam aus über 40 Jahren Verlagsgeschichte: von idealistischen Großprojekten, finanziellen Beinah-Katastrophen, unerwarteten Bestsellern und dem Wandel von der Marktgegnerin hin zur unvermeidbaren ökonomischen Denke. Ein motivierendes Beispiel sicher für viele andere kleine Verlag