Leipziger Buchmesse 2013

Die immer vollkommenere Lesemaschine

20. Juli 2015
von Börsenblatt
Großer Andrang im Congress Center der Messe: Um nichts Geringeres als die Zukunft der Bücher ging es in der hochkarätig besetzten "bücher.macher"-Podiumsdiskussion "Die vollkommene Lesemaschine". Das ermutigende Fazit: Bücher haben eine Zukunft, auch wenn sie bei den digitalen Formaten ganz anders aussehen könnte als die heutige E-Book-Produktion erwarten lässt.

Die Schriftsteller und Verleger Dave Eggers, Kathrin Passig, Jo Lendle (noch DuMont, künftig Hanser), Judith Schalansky und Daniela Seel sowie der Literaturwissenschaftler und Herausgeber Roland Reuß (Universität Heidelberg) diskutierten die Lage des Buchs vor dem Hintergrund des wachsenden E-Book-Markts. Eingeladen hatte die Runde der Journalist Nils Kahlefendt, Leipzig-Korrespondent des Börsenblatts.

Die Eingangsfrage von Moderatorin Felicitas von Lovenberg ("FAZ"), wie das Buch im Jahr 2020 aussehen könnte, beantwortete Kookbooks-Verlegerin Daniela Seel gelassen: Das Buch von morgen werde nicht wesentlich anders als heute aussehen, es sei ein jahrhundertealtes Erfolgsprodukt. "Weiterentwickeln wird sich der digitale Bereich, aber man sollte nicht das gedruckte gegen das digitale Medium ausspielen." Die digitalen Formate wären eine gute Ergänzung zum Buch. Es werde Formate geben, die mit der heutigen Vorstellung vom E-Book nur noch wenig zu tun hätten.

Den Anspruch, schöne Bücher herzustellen, mit optimaler Typographie und Fadenheftung, will sich Roland Reuß, der E-Reader auch schon einmal als "killing machines" bezeichnet, nicht abhandeln lassen.

Da geht er d'accord mit Judith Schalansky, die bekannte: "Alles wird schöner und besser. Ich habe heute perfekte Gestaltungsmöglichkeiten." Wovon man sich etwa in der Matthes & Seitz-Reihe "Naturkunden" überzeugen kann. Schalansky, im vergangenen Jahr für das Schönste Deutsche Buch ausgezeichnet ("Der Hals der Giraffe"), legt Wert auf die gelungene Verbindung von Inhalt und Form. Das E-Book sei heute allerdings nur ein schlechtes Substitut des Buchs.

"Abklatsch" nennt es Verleger und Autor Jo Lendle: "Wir müssen die Ausstattung viel, viel ernster nehmen." Die Kritik am E-Book wollte Kathrin Passig nicht unwidersprochen lassen. Es gäbe auch spezifische Schwierigkeiten des gedruckten Buchs. E-Books böten einmalige Chancen zur Vernetzung, beispielsweise ins Internet.

Trotz des hohen Marktanteils, den E-Books in den USA haben, zeigte sich Dave Eggers "optimistisch". Die Leute würden auch künftig von physischen Objekten wie gedruckten Büchern angezogen. E-Book-Reader hingegen seien "ephemere, schlecht designte, hässliche Maschinen".

Alles in allem eine gute Prognose für das gedruckte Buch, das aus der Konkurrenz zum digitalen Buch eher gestärkt als geschwächt hervorgehen wird.