Lesetipp

Weg mit der schlechten Laune

12. Februar 2016
von Stefan Hauck
Ein griesgrämiger Kater, ein Gewitter, ein kleines Kätzchen und reduzierte Formen: Britta Teckentrup zeigt Kindergartenkindern, wie man sich aus einer Außenseiterrolle herauslöst und öffnen kann, um Freundschaften zu schließen.

Griesgrämig hockt er da, der braungestreifte Straßenkater, durchweg schlecht gelaunt. Die Gesellschaft anderer Katzen meidet er strikt. Warum bloß?, fragt sich der Betrachter und erfährt, dass er schlichtweg Angst hat, im doppelten Wortsinn verletzt zu werden: "Schließlich könnten sie ihn ärgern oder mit ihren Tatzen kratzen". Wie die in Berlin lebende und zuletzt durch viele überzeugende Sachbücher bekannt gewordene Illustratorin Britta Teckentrup schlechte Laune ins Bild setzt, wie sie Momberts Augen mit einem Argwohn schielen lässt, dem zugleich eine Sehnsucht inneliegt, das weckt Empathie beim Betrachter. Sie reduziert in ihren an Collagen erinnernden Bildern Gestik und Mimik auf das Nötigste, lässt mit gefährlichen Linien ein Gewitter hereinbrechen, bei dem sich plötzlich im prasselnden Regen ein kleines rotes Kätzchen an Mombert schmiegt.

Der ist sichtlich überfordert von der ungewohnten Situation und läuft vor dem Hilfesuchenden weg. Das Kätzchen indes lässt sich abschütteln, will mit Mombert weiter Kontakt halten, verfolgt den sich in Sicherheit wiegenden Kater sogar auf einem Baum, bis es auf einem dünnen Ast abrutscht: der Weißraum zwischen Katergesicht und der in Luft rudernden Vorderpfote des Kätzchen lässt den Betrachter den Atem anhalten. Man ist versucht, hinter dem Pokerface Gleichgültigkeit zu vermuten, doch weit gefehlt: Instinktiv springt Mombert herüber, packt das Kätzchen im Nacken und trägt es bis zum Boden hinunter. Schnurrend schmiegt sich das Kätzchen an ihn, Mombert verschwindet, und schon könnte man vermuten, es klappt einfach nicht den Sozialkontakten.

Doch er kommt überraschender Weise zurück, mit einem Fisch, den beide genüsslich verspeisen, und - Happy End - wir erfahren als Leser, dass Mombert das Nicht-mehr-allein-Sein als recht angenehm empfindet und nie mehr schlechte Laune hat. "Na ja, fast nie mehr." Wie Celestino Piatti in alten Zeiten traut sich Teckentrup, den Weißraum zu nutzen, erliegt nicht der Versuchung, ihn mit Hintergrund zu füllen, um die Szenen nicht für die jüngsten Betrachter zu überfrachten. Ein auch vom Format her "großes" Bilderbuch für kleine Hände im Kindergartenalter.

Britta Teckentrup: "Mombert", 32 S., Lingen Verlag

Am Montag erzählen wir Ihnen dann - wie im aktuellen Kinder- und Jugendbuch-Spezial versprochen -, warum plötzlich "Paul allein auf der Welt" ist.