Letzte UV - Lesung der unabhängigen Verlage

"Jubiläum und Abschied"

21. Januar 2019
von Nils Kahlefendt
UV – Die Lesung der unabhängigen Verlage feiert zur Leipziger Buchmesse im März ihren zehnten Geburtstag. Danach ist Schluss – die mit den Windmühlen der Kulturförderung kämpfenden ehrenamtlichen Organisatorinnen ziehen die Reißleine. 

Die gute Nachricht: Am 22. März geht zum zehnten Mal UV − Die Lesung der unabhängigen Verlage im Westflügel Leipzig über die Bühne, im Leipzig-liest-Reigen genießt der stets proppenvolle Auftritt von 18 Autorinnen und Autoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in dem denkmalsgeschützten Jugendstilgebäude seit langem Kultstatus. Die schlechte Nachricht: Die zehnte wird zugleich die letzte Veranstaltung in dieser Form sein. "Es ist leider so", sagt Irina Kramp, die das Event seit 2010 mit wenigen Mitstreiterinnen zunächst privat organisierte und seit 2014 dem Verein UV − Die Lesung der unabhängigen Verlage vorsteht. "Unser Herzblut ist verbraucht. Das Anfangen ist gar nicht so schwer. Aber es ist uns in den letzten zehn Jahren nicht gelungen, die vom Publikum extrem gut angenommene Lesung auf solide finanzielle Füße und auf Dauer zu stellen. Die Suche nach Förderern wird immer schwieriger, langwieriger und kleinteiliger und frisst 80 Prozent unserer ehrenamtlichen Arbeit auf. In der Zukunft wären wir komplett von Förderung abhängig – sobald auch nur ein Antrag abgelehnt ist, würden wir still und leise dahinsiechen. Dann lieber ein Ende mit Torte und Konfetti, Jubiläum und Abschied."

Von Beginn an wurden Partner und Sponsoren gesucht, Förderanträge bei der Kommune, dem Freistaat Sachsen und diversen Stiftungen eingereicht, um Autoren und Moderatoren faire Honorare zahlen zu können – sie machen mehr als die Hälfte des 9.000-Euro-Budgets der UV-Lesung aus. In den ersten Jahren schien das, zusammen mit den Einnahmen aus Eintritt, Barbetrieb und Büchertisch, zu funktionieren. Doch die Fallstricke der Projektförderung haben es in sich – wenn etwa die Entscheidung der Kulturstiftung Sachsen im Dezember eintrudelt, muss das Programm für den folgenden März längst eingetütet sein. 2013 und 2015 mussten Finanzierungslücken, die in der Folge abgelehnter Förderanträge entstanden, durch Crowdfunding-Aktionen geschlossen werden. Seit 2013 unterstützt die Leipziger Buchmesse die UV-Lesung jährlich. Dank der Messe und der Kulturstiftung Sachsen steht das Budget für 2019 – doch für kommendes Jahr hat der Westflügel, der bislang zu "absoluten Freundschaftskonditionen" (Kramp) vermietet, die Mietforderung mehr als verdoppelt. Seit letzten Sommer ist die "kontrollierte Beendigung" des Unternehmens nach der Jubiläums-Sause eine Option; auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Dezember wurde dann die Reißleine gezogen.

Ein bitterer Beigeschmack: Trotz des tollen Standings der Veranstaltung sind am Ende nur drei der jährlich 18 teilnehmenden Verlage dem Verein beigetreten und haben mit einem überschaubaren Jahresbeitrag von 60 Euro dessen Arbeit unterstützt. Auch hier gilt offensichtlich dasselbe wie für die volatile Projektförderung: "Wir sind kein Festival, sondern nur eine, wenn auch eine besonders tolle, Veranstaltung innerhalb einer Buchmesse. Nice to have, aber nicht must have. Um das zu ändern, müsste ich Kulturpolitik betreiben." Der Verein bleibt übrigens zunächst bestehen, wie Kramp betont: "Wenn jetzt die nächste 20- bis 35-Jährigen übernehmen wollen – gern! Wir gehen heiter und ohne Gram. Aber es ist jetzt einfach mal gut." Im März werden es die Macherinnen jedoch noch einmal richtig krachen lassen – wenn auch zum letzten Mal.