Nachwuchsillustratorenpreis

Mirjam Zels gewinnt die Serafina 2017

10. Oktober 2017
von Börsenblatt
Mit ihrem Buch "Fast wie Freunde" (Kunstanstifter Verlag) hat die in Hamburg lebende Illustratorin Mirjam Zels den mit 2500 Euro dotierten  Nachwuchspreis Illustration der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur gewonnen. 

Der von der Mediengruppe Pressedruck in Augsburg und der Porzellan Manufaktur Nymphenburg gestiftete Preis "Serafina" wird in Kooperation mit der Frankfurter Buchmesse, dem Börsenblatt und der Animationssoftware TigerCreate ist soeben auf der Frankfurter Buchmesse verliehen worden. TigerCreate sponsert zudem Mirjam Zels ein eintägiges Kreativstipendium sowie allen Nominierten einen Animationssoftware-Kurs.

Börsenblatt-Redakteur Stefan Hauck betonte in seiner Laudatio, dass es Zels gelinge, den oft schwierigen Umgang mit der Angst behutsam zu thematisieren und Lösungsansätze über die Bilder zu vermitteln: "»Man schaute lieber nicht so genau hin« lautet der achselzuckende Kommentar, der sich nicht nur auf die fehlerhafte Diagnose der Ärzte bezieht, sondern sich an uns als Betrachter wendet: Auch wir haben nicht sorgfältig hingeschaut, wie sich auf den folgenden Seiten zeigt, so dass wir wieder zurückblättern müssen. Und jetzt schauen wir detektivisch genau hin und entdecken. Bemerken jetzt, dass alle Figuren kleine dunkle Schatten mit sich tragen, die sich bestens anpassen: die Angst, die im Nacken sitzt und sich als Tuch oder als Schal tarnt.

Indem Mirjam Zels in der Recodierung eines diffusen Gefühls der Angst ein Gesicht gibt, wird sie sichtbar und bei dem Mädchen Sophie greifbar: Sie lehnt sich gegen die sie lähmende Angst auf, kämpft wie Jakob mit dem Engel und schafft es, sich loszulösen. Nun kann sich auch die so anhängliche Angst nicht länger verstecken, verliert ihre Chamäleonfigur, macht als kartoffelförmige Schattenfigur erste Gehversuche. Plötzlich werden auch die Ängste der anderen sichtbar. Jeder, so die Erkenntnis des Betrachters, hat eine Angst, die mal mehr, mal weniger sichtbar ist. Nirgends eine Schuldzuweisung, kein »Du Angsthase«, kein »Jetzt reiß dich halt zusammen«.

Die Lösung der Probleme kommt nicht durch den Text, sondern über die klar strukturierten Bilder, die teilweise wohltuend retro wirken. Die in Dresden aufgewachsene und in Hamburg lebende Illustratorin setzt die einzelnen Elemente collageartig zusammen, große Gesichter spiegeln den Seelenzustand ihrer Körper, die niederdrückende Last wird für den Betrachter fast spürbar. Mirjam Zels erliegt glücklicherweise auch nicht dem Schwarz-Weiß- / Gut-Böse-Kontrast: Die Angst wird nicht dämonisiert, sie hat, erfahren wir, ihre große Berechtigung – etwa wenn sie Sophie in einer gefährlichen Situation zurückhält. Am Ende sind Sophie und die Angst »fast wie Freunde« und merken: Es kommt auf den richtigen Umgang mit der Angst an. Und auf das genaue Hinschauen. Was Kindern nach der Lektüre klar ist, dämmert auch den erwachsenen Bildbetrachtern: Zu oft nehmen wir unsere Umwelt gar nicht richtig wahr. So ist Zels’ zweites Kinderbuch ein gelungenes »All Age«-Buch."