Nebenmärkte

Buchpartner-Chef Gellert: »Für uns läuft es großartig«

23. Juli 2015
von Tamara Weise
Bei Woolworth muss Buchpartner zwar zurückstecken, dennoch geht es dem Rackjobber besser denn je.  Das Unternehmen ist seit 1993 in den Nebenmärkten aktiv – und agiert hier seit der TMI-Pleite nahezu allein  Innerhalb eines Jahres stieg der Umsatz um 70 Prozent. Ein Interview mit dem Geschäftsführer Dieter Gellert.

Die insolvente Kaufhaus-Kette Woolworth will mehr als die Hälfte ihrer Filialen schließen. Nur 142 von 311 Häusern hätten eine Chance, heißt es. Welche Folgen hat das für Sie?
Gellert: Im Detail wissen wir das noch nicht. Wir sind vor gut einem Jahr in größerem Umfang bei Woolworth eingestiegen, haben zu Spitzenzeiten gut 130 Häuser beliefert – zuletzt waren es noch 64. Seit etwa zwei Wochen herrscht Funkstille, der Umsatz ist also deutlich zurückgegangen. Was für uns dabei zählt, ist: Wir haben kein Geld verloren, unsere Ware wurde bezahlt.

Aber Sie haben auch die Regale gestellt. Was passiert damit?
Gellert: Das kommt darauf an, wer die jeweiligen Flächen übernimmt. Sollte es notwendig werden, bauen wir sie wieder ab. Das ist für uns kein Problem. Wir können die Regale jederzeit woanders einsetzen, bei einem unserer anderen 2.600 Kunden.

Dazu gehört neuerdings auch Saturn. Wie läuft das Geschäft?
Gellert: Für uns großartig und nach allem, was ich höre, dürfte auch Saturn zufrieden sein. Insgesamt sind wir derzeit in sechs Häusern vertreten – und die Expansion geht weiter.

Wie sehen die Abteilungen aus?
Gellert: Wir bestücken durchschnittlich etwa 50 Regalmeter, beim Angebot konzentrieren wir uns auf aktuelle Taschenbuch-Bestseller und Titel aus dem Modernen Antiquariat, so wie üblich.

Sind Sie noch in Kontakt mit Karstadt?
Ja, aber wir liefern schon seit 2007 nur noch Modernes Antiquariat.

Hertie, Karstadt, Woolworth: Angesichts der Insolvenzen sehen viele das Modell Kaufhaus generell am Ende. Sie auch?
Gellert: Nein. Das Konzept mag seine Schwächen haben, hat aber sicher noch nicht ausgedient.

Im Oktober 2008 musste auch TMI, Ihr größter Konkurrent, Insolvenz anmelden. Wie hat sich das Geschäft in den Nebenmärkten seitdem verändert?
Gellert: Es ist sehr viel ruhiger geworden.

Oft würden Eintrittsgelder von neuen Lieferanten verlangt, ist zu hören. Wie stehen Sie dazu?
Gellert: Anfragen gibt es nach wie vor, aber wir reagieren prinzipiell nicht darauf. Absagen können wir uns gut leisten.

Das heißt?
Gellert: Wir liegen beim Umsatz 70 Prozent über dem Vorjahr – und ich sehe hier und da sogar noch Luft nach oben, besonders in den Verbrauchermärkten.