Neuer avj-Vorstand gewählt

Renate Reichstein steht unangefochten an der Spitze

11. Juni 2018
von Börsenblatt
Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen avj haben heute im Berliner Ullstein-Haus einen neuen Vorstand gewählt: Nach einer Satzungsänderung wurde Renate Reichstein (Oetinger) mit beeindruckender Einstimmigkeit wiedergewählt.

Nein, leicht ist es nicht gerade, die Verlagsleute von ehrenamtlicher Arbeit zu überzeugen – Antje Keil (S. Fischer) und Susanne Stark (dtv) hatten in den vergangenen Monaten als Wahlausschuss alle Hände voll zu tun, Verleger und Verlagsmitarbeiter anzusprechen. Geeignete Kandidaten gibt es genügend, aber: „Neben dem spürbar gestiegenen Arbeitsdruck in Verlagen sind die Leute, die über viel Erfahrung in der Szene verfügen, oft schon in so vielen Bereichen eingebunden, dass sie nicht auch noch ein so großes Ehrenamt wahrnehmen möchten“, erläuterte Stark. Insbesondere für das Amt der Vorsitzenden des Vorstands schien Renate Reichstein (Oetinger, seit 2004 im Vorstand, zunächst als Schatzmeisterin), in den vergangenen sechs Jahren mit ihrem überall spürbaren Engagement ein so tatkräftiges Beispiel gegeben zu haben, dass sich niemand in ihre Fußstapfen traute.

Satzungsänderung ermöglicht Wiederwahl

Nachdem Reichstein sich noch einmal hatte überzeugen lassen, griffen Wahlausschuss und avj-Vorstand zum ungewöhnlichen Mittel der Satzungsänderung. Bislang sieht die Satzung der avj vor, dass der Vorstandsvorsitzende nur einmal wiedergewählt werden darf. Der neue Vorschlag: „Sollte sich nach Ablauf der Amtsperiode kein Kandidat für die Nachfolge zu finden, kann die Mitgliederversammlung die Amtsperiode des amtierenden Vorsitzenden um eine weitere Amtsperiode verlängern.“ Die Mitglieder nahmen ihn einstimmig an. Die ebenso einstimmige Wahl von Reichstein zeigte auch, wie sehr die Verlage mit ihrer Amtsführung einverstanden waren.

Im avj-Vorstand wiedergewählt wurde Magellan-Verlagsleiter Ralf Rebscher, der seit 2011 im Vorstand arbeitet. Neu gewählt wurden Herwig Bitsche (NordSüd Verlag), der sich als Brückenbauer zwischen den deutschen, österreichischen und Schweizer Verlagen verstehen will, und Andrea Fölster (S. Fischer), die Ideen entwickeln möchten, um den gesellschaftlichen Wert des Lesens wieder zu stärken. Als Beirat ist Tomas Rensing (Coppenrath), Leiter der AG Kommunikation, im Vorstand vertreten.

Kita-Bücherpaket "Volle Vielfalt"

Mit Blick auf das vergangene Amtsjahr sprach Renate Reichstein von einer „erfreulichen Entwicklung“ der Mitgliedschaft: Nach einigen Beendigungen und Neuaufnahmen sind im Moment exakt 100 Verlage avj-Mitglieder. Bei den AGs hat die AG Mehrsprachigkeit unter Leitung von Frank Kühne (Carlsen) Fahrt aufgenommen. Vorstandsmitglied Angelika Schaack (Hörcompany) berichtet von der „sehr konstruktiven Entwicklung“ der AG; sie habe Kontakt mit dem Familienministerium aufgenommen und miteinander gesprochen. Ein Durchbruch sei mit den Gesprächen der Kita-Erzieherinnen gekommen, „wir haben Beratung bekommen durch Prof. Sandra Niebuhr-Siebert und danach überlegt, dass wir ein Kita-Paket mit rund 20 Büchern und Hörbüchern anbieten wollen.“ Entgegen des ursprünglichen Ziels, die Bücher auch in den jeweiligen Muttersprachen der Kinder anzubieten, liegt die Gewichtung nach dem Austausch mit Erzieherinnen nun auf dem Ersterwerb der deutschen Sprache. Ein sechsköpfiges Verlagsunabhängiges Gremium wird bis 31. August eine Titelauswahl  treffen. Das Kita-Paket soll im Frühjahr 2019 zur Didacta erscheinen und die Bücher mit dem Slogan „Volle Vielfalt Kinderbücher“ branden.

Auf zwei besondere Veranstaltungen wies Reichstein hin: Am 22. März  findet von 12.30 Uhr bis 14 Uhr die Preisverleihung des avj-Medienpreises statt. Mitte Oktober beginnt eine dienstagnachmittägliche Ringvorlesung an der Goethe-Universität Frankfurt; Partner sind das Institut für Kinder- und Jugendbuch der Goethe-Universität, die avj und die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendbuch in Volkach.