Offener Brief an den türkischen Präsidenten

"Lassen Sie Aslı Erdoğan ausreisen!"

7. September 2017
von Börsenblatt
Am 22. September soll Aslı Erdoğan den Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis der Stadt Osnabrück erhalten – trotz Aufhebung des Ausreiseverbots kann sie die Türkei jedoch nicht verlassen. In einem offenen Brief an Präsident Recep Tayyip Erdoğan fordern Jury und Laudator Alexander Skipis, die Autorin ausreisen zu lassen. "Sorgen Sie dafür, dass die Bänder zwischen unseren Ländern nicht abreißen." 

Die Akteure des Erich-Maria-Remarque-Friedenspreises appellieren in einem gemeinsamen Brief an Recep Tayyip Erdoğan, der Autorin die Ausreise zur Preisverleihung am 22. September zu ermöglichen. Laut Pressemitteilung ist ihr das derzeit untersagt: "Nach momentanem Stand wird Aslı Erdoğan nicht für die Preisverleihung im Friedenssaal des historischen Rathauses der Stadt Osnabrück aus der Türkei ausreisen dürfen", heißt es. "Zwar wurde das Ausreiseverbot gegen sie gerichtlich aufgehoben, sie erhält aber ihren Reisepass nicht zurück." 

Der Brief selbst ist unterzeichnet von Wolfgang Griesert, Oberbürgermeister der Stadt Osnabrück und stellvertretender Juryvorsitzender, Wolfgang Lücke, Präsident der Universität Osnabrück und Juryvorsitzender sowie Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins  und Laudator für Aslı Erdoğan. Im Wortlaut:

"Sehr geehrter Herr Präsident,

am 22. September diesen Jahres vergibt die Stadt Osnabrück den Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis an die türkische Schriftstellerin Aslı Erdoğan. Mit dem Preis werden Autorinnen und Autoren ausgezeichnet, die sich mit den Themen ,Innerer und äußerer Friede‘ auseinandersetzen, sowie Persönlichkeiten, deren publizistisches Engagement für Frieden, Humanität und die Freiheit des Menschen beispielhaft ist. 

Mit Unverständnis müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass Frau Erdoğan den Preis nicht persönlich entgegennehmen kann. Obwohl das Ausreiseverbot gegen sie gerichtlich aufgehoben wurde, erhält sie ihren Reisepass nicht zurück. Hiermit bitten wir Sie, Aslı Erdoğan die Ausreise zu ermöglichen. Sie soll den Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis persönlich in Empfang nehmen können, der eine große Auszeichnung für sie und für die türkische Literatur im Allgemeinen darstellt. 

Sie haben betont, dass die Türkei ein Rechtsstaat sei. Bitte setzen Sie dazu ein Zeichen! Sorgen Sie dafür, dass die Bänder zwischen unseren Ländern nicht abreißen, indem Sie den Bürgerinnen und Bürgern der Türkischen Republik die Freiheit gewähren, unser Land besuchen zu können."